Mongolei 2

HEIßE QUELLEN – ...aus den Wiesen steiget, der weiße Nebel wunderbar.


Wir fahren durch grüne Täler auf mal besseren, mal schlechteren Pisten Richtung Orchon Wasserfall. Da auf dem Weg dorthin oder besser gesagt, mit überschaubarem Umweg, noch heiße Quellen liegen, nehmen wir diese gerne auf uns.





Zwar sind die Tage in der Mongolei voller Sonnenschein und warmen Temperaturen, allerdings sinkt das Thermometer abends und Nachts beträchtlich, ein Unterschied von 20 °C ist nichts ungewöhnliches. So freuen wir uns, als wir am frühen Abend an den heißen Quellen ankommen und sie schon aus der ferne dampfen sehen. Bei näherer Inspektion stellen wir allerdings fest, dass das wirklich heiße Wasser recht unangenehme Düfte versprüht und das Ufer voll von Yakdung ist. Ob es wirklich so gesund wäre, in den erhitzten Exkrementen zu baden? Wir überlassen den Yaks das Gelände wieder und beschränken uns auf schöne Fotos.









ORCHON WASSERFALL – Wurzelwerk und Flussquerungen


Wir brechen also am Folgetag bei den Quellen auf und staunen nicht schlecht, als uns wenige Kilometer hinter ihnen ein extrem steiles Stück erwartet, dass uns durch den Wald auf den Hügel führen soll. Die Regenfälle der letzten Wochen haben tiefe Furchen von locker einem halben Meter in der steilen Piste hinterlassen und auch die Wurzeln des umringenden Waldes stehen weit aus dem Boden heraus. Während ich noch hadere, ob der Rote die Steigung mit all den Hürden überwinden kann, drückt Valentin das Pedal bis zum Anschlag durch und lenkt uns, die Furchen immer mittig zwischen den Rädern, den Hügel hinauf. Oben angekommen muss auch er erst mal tief durch schnaufen, oben anzukommen war nicht selbstverständlich. Uns erwarten danach noch weitere Hügel, die allerdings nicht ganz so fordern wie das Waldstück. Auf dem Höchsten angelangt gönnen wir dem Roten dennoch eine kurze Pause, denn eine Reisegruppe mit Pferden hält dort oben Rast und so freuen wir uns auf ein nettes Pläuschen, in dem wir Erlebnisse austauschen und uns erzählen lassen können, wie man auf dem Pferderücken in der Mongolei vorankommt. 



 
Danach fahren wir auf angenehmeren Pisten, immer wieder begegnen wir dem beliebtesten Fahrzeug der Mongol_Innen: dem Toyota Prius. Und wir staunen nicht schlecht, dass sie mit dem niedrigen Gefährt sogar ihre Flüsse queren, die weniger Wasser führen als wir dachten und durch tiefe Schlaglöcher bollern. Da muss man innerlich schon sehr über die urbanen SUV Fahrer schmunzeln, die sich auf Asphalt ein allradgetriebenes, spritschluckendes Vehikel gönnen, während man in der Mongolei mit einem Zweirad angetriebenen Hybrid über die Pisten brettert.


Beim Orchon angelangt erwarten uns dann auch in Reih und Glied geparkte Priuse (ist das die korrekte Mehrzahl?) und leider auch eine Menge Müll und Touristenjurten. Gut, dass das Gelände bis zum Wasserfall in einem Radius von zwei Kilometern nicht befahren werden darf, so findet man schon wenige Meter vom Parkplatz entfernt wieder unberührte Natur und einen wunderschönen Wasserfall, dessen Besichtigung -trotz mieser Straße - sehr lohnenswert war! 

 



 






ERDENE DSUU – Om Mani Padme Hum

Wir ruckeln einen ganzen Tag auf wackeligen, ausgewaschenen und Schlagloch übersäten Pisten zurück und freuen uns, als wir am nächsten Tag wieder Asphalt unter den Reifen haben. Es geht zu unserem ersten buddhistischen Kloster in der Mongolei, dem Erdene Dsuu.
Während wir auf dem Weg dort hin schon fleißig Gebetsmühlen am Straßenrand gedreht haben und uns schon auf das Chanten der Mönche freuen, wird in den Souvenir Shops vor dem Kloster etwas sehr deutlich. In der Mongolei koexistiert der (ursprünglich tibetische) Buddhismus nicht mit dem sonst praktizierten Schamanismus/Tengrismus, man hat den Eindruck, sie verschmelzen gar. So stehen Ovoos direkt neben Stupas oder Gebetsmühlen und auch in den Läden lassen sich Gebetsfahnen und Malas ebenso kaufen wie Knochen und Federn. Auf den Ovoos findet man nicht selten kleine buddhistische Symbole und Opfergaben. An den Stupas steht nicht selten ein offenes Päckchen Milch. Wir sind keine Experten, aber auf uns macht das alles den Eindruck, als wären die Rituale nicht strikt getrennt.







Auch im Kloster selbst, kommt der Glaube nicht so steif daher, wie man ihn in anderen Glaubenszweigen erlebt hat. Die Mönche lassen sich in ihren Mantren nicht beirren, während Touristen um sie herumlaufen und tuscheln, die jüngeren unter den Mönchen rezitieren manchmal, häufiger aber beobachten sie neugierig die Besucher_Innen, wie auch sie es mit ihnen tun. Auch das Fotografier Verbot im Museumsteil wird sehr locker gehandhabt. Die haushohen Buddha und Mahkala Statuen, die farbenfroh geschmückt sind, werden fleißig geknipst. Die kunstvoll gemalten Wandteppiche sind auch ein beliebtes Fotomotiv. Wir beschränken uns dennoch auf die Außenansicht der Gebäude. Und so kommt es, dass ich plötzlich noch von einer Familie, die extra aus der Gobi angereist ist ein paar Familienportraits schieße. Die Reise zum Erdene Dsuu ist etwas sehr Besonderes für sie und selbst die kleinsten Familienmitglieder legen sich vor der großen Stupa nieder und sprechen ein Mantra.







Die vielen umliegenden Hütten in denen man traditionell mongolisch Essen kann, kommen uns auch sehr recht. Gerade Valentin freut sich, endlich mal wieder Fleisch zu bekommen und so bestellt er sich ein „Complex Dish“ in dem Kushuur, eine Suppe, Nudeln und verschiedene Salate enthalten sind. Wir müssen schmunzeln, als der Teller kommt...die Suppe scheint eine reine Fleischsuppe zu sein, Valentin strahlt über beide Ohren und während er so futtert lobt er das Fleisch, dass einen so deliziösen Eigengeschmack zu haben scheint, dass es sogar ohne Gewürze ausgekommen wäre. 



 





GREAT MONGOLIA MONUMENT – Die goldenen Zeiten


Nahe des Erdene Dsuu befindet sich noch ein riesiges Monument, welches wir uns, da es eh auf dem Weg liegt, noch kurz ansehen. Inmitten der drei hohen gewölbten Wände, auf denen in Mosaikform die Eroberungsgeschichte der Mongolen gezeigt wird, liegt auch wieder ein riesiger Ovoo. Wirklich beeindruckend, wie groß die Mongolei einst gewesen ist. Ebenso beeindruckend finden wir den Personenkult Dschingis Khans, welcher nach so langer Zeit noch überall im Lande verehrt wird. 

 
So sind sehr viele Produkte nach ihm benannt und wir stellen fest, der Dschingis Khan Wodka hat auch uns erobert. Erfolgreicher Typ war das.






ULAN BATOR – Noch mehr Dschingis Khan


Wir fahren in die Hauptstadt des Landes, in der eine Großteil der Mongol_Innen ihr Glück versuchen und werden begrüßt von einem recht penetranten Geruch der Verwesung. Dieser begegnet einem von Zeit zu Zeit auch auf dem Land am Straßenrand, da tote Pferde oder Kühe häufiger im Straßengraben liegen und den Geiern überlassen werden aber was uns auf der Straße stadteinwärts in die Nase schlägt ist konstanter. Schnell wird bei einem Blick nach links und rechts klar: Das schient die Schlachtstraße zu sein und der Geruch geht von den großen Fellhaufen vor den Lagerhallen aus, die im Sonnenlicht vor sich hin trocknen. Vor den Lagerhallen warten bereits Laster am Straßenrand, beladen mit Pferden, Kühen oder Schafen.
Kurz nach der Straße und noch bevor es in die Innenstadt geht, passieren wir eine Mautstelle an den auch häufig das Veterinäramt steht. Wir fahren mal wieder über große getränkte Matten, bekommen die Reifen desinfiziert. Diese Stellen haben wir schon häufig in der Mongolei durchfahren und zahlen die Gebühr von umgerechnet 50 Cent gerne, denn das Land versucht der Pest und der Maul- und Klauenseuche Herr zu werden. 

 
Ulan Bator selbst erscheint uns an dem Tag recht trostlos, wie schon so viele mongolische Städte. Es ist ein grauer Tag, an dem die vielen rauchenden Kühltürme der Kraftwerke nicht grade einladend erscheinen. Trotzdem müssen wir noch einen weiteren Tag im Industriegebiet der Stadt ausharren, da wir mit dem Roten mal wieder eine Visite beim Onkel Autodoktor machen wollen. Auf den Pisten kommt das Problem kaum zu tragen, allerdings merken wir auf Asphalt sehr deutlich, dass wir ab 60km/h ordentlich das Schlingern anfangen. Eine kurze Messung in Kirgisistan hat schon zu dem Ergebnis geführt, dass die Hinterachse um 2 cm schief zu stehen scheint. Die Werkstatt bekommt allerdings auch nicht die Ursache hierfür heraus und so lässt sich das Problem vorerst nicht beheben. Nachdem sie mehrere Stunden Ursachenforschung betrieben haben, unsere Reifen durchgewechselt und einen Ölwechsel gemacht hatten, sind wir doch sehr verblüfft, als uns in der Nagelneuen Lexus und Toyota Werkstatt eine Rechnung von gerade mal 20 Dollar erwartet. Bei 4 Stunden Arbeit mit stellenweise zwei Männern, erscheint uns der Lebensunterhalt in Relation zu den Lebensmittel- und Spritkosten, mal wieder erschreckend gering.
Wir fahren weiter zu einem bei Overlandern bekannten Hostel, dessen Waschmaschine und Duschen wir mal wieder bemühen wollen. In der gesamten Mongolei unsere erste richtige Dusche wie wir feststellen. Aufgrund der häufig angefahrenen Flüsse, haben wir uns bislang nur in den erfrischenden Fluten selbiger gewaschen und freuen uns nun auf warmes Wasser von Oben. Die Beliebtheit des Hostels bei Overlandern sieht man ihm an, der Parkplatz ist schon recht voll, als wir uns hinzugesellen und so verbringen wir einen feuchtfröhlichen Abend mit zwei sehr sympathischen Berlinern, die mit ihrem VW Bus angereist sind.
Am nächsten Tag stürzen wir uns dann ins Abenteuer „Öffentliche Verkehrsmittel“. Die Buslinie in die Innenstadt hält nahe des Hostels und als wir fast eine Stunde später und nur 6 km weiter in der Stadt den Bus verlassen sind wir etwas blasser um die Nasen. Das häufige Beschleunigen und Abbremsen hat zudem unsere Armmuskulatur, seit langem mal wieder, trainiert. Dann machen wir uns auf den Weg zu einem Ort, an dem wir uns eine Reparatur unseres Laptops erhoffen. Das gute Stück hatte leider einen Kurzschluss und ließ sich seither nicht mehr laden, ein Grund weshalb wir mit den Beiträgen etwas in Verzug gerieten :)
Im ersten Plattenbau werden wir an andere Stelle verwiesen und werden dann auch hier: 47.916591,106.899577 fündig. Als man uns „Computer Land“ nannte, hatten wir uns allerdings etwas anderes vorgestellt. Wir laufen dennoch die Betonstufen hinter der schweren Metalltür hinab in die Kellerkatakomben und staunen nicht schlecht, als uns ein kleines schmuddeliges Nerd- und Geekparadies erwartet. Der Keller ist in kleine Aluminiumläden unterteilt in denen sich Displays, Laptops, Motherboards, Lüfter und sonst noch allerlei Technikkram, bis unter die Decken der kleinen Kammern, stapelt. Während wir uns also einem dekadenten Pizzamahl hingeben und unsere runden Bäuche nach 2 Stunden zurück zu „Computer Land“ schleppen, haben die Jungs unser Motherboard zumindest so modifiziert, dass wir nun den Laptop mit Ladekabel betreiben können. Ein Schnäppchen war das leider nicht, aber immer noch sehr, sehr viel günstiger, als schon wieder einen Laptop anzuschaffen.










Nachdem wir im noch einen Abstecher zur Sukhbaatar Statue und zum Regierungssitz gemacht haben, nehmen wir all unseren Mut zusammen und steigen wieder in den Bus zurück zum Hostel. Diesmal sind so viele Menschen in dem Transportmittel, dass man sich keine Sorgen zu machen braucht beim abrupten Bremsmanövern, es wäre unmöglich zu fallen. Ganz vorne beim Fahrer stehend werden wir noch Zeuge eines Ausgewachsenen Streits zwischen dem Busfahrer und einem anderen Verkehrsteilnehmer, bei dem nicht ganz klar ist, ob einer der beiden gleich aus seinem Fahrzeug gesprungen kommt. Mongolisch klingt jedenfalls nicht sehr sanft, wenn es gebrüllt wird und die scharfzüngigen Vokale umherfliegen. Dennoch bleibt es beim Schimpfen und kurze Zeit später geht es, als es der Verkehr zulässt, dann auch wieder weiter. Allerdings tut sich an der nächsten Haltestelle auch das nächste Problem auf: die Tür möchte nicht mehr schließen. Und während der Fahrer in seinem Gas-geben-bremsen Fahrstil weiterfährt, gibt er zwei Fahrgästen Anweisung, wie sie die Tür zurück in die Angeln heben können. Ein Erlebnis ist das, so eine Busfahrt...für nur 500 Tugrik...wir sind begeistert was man dafür geboten bekommt!
Als wir am nächsten Morgen die Augen öffnen prasselt es laut auf das Busdach unseres Roten. Ein Regentag...herrlich! Das sind jene Tage an denen man es sich gemütlich machen darf und die Erholung vom Reisen bieten ohne ein schlechtes Gewissen aufkommen zu lassen, dass noch so viel zu erledigen wäre. Ein Tag nichts tun...auch sehr schön!
Am nächsten Tag ist der Himmel zwar noch etwas grau aber wir haben neue Energie getankt uns wieder ins Getümmel zu stürzen. Auf in die nächste Buslinie und hin zum Schwarzmarkt! Dieser ist aus vielerlei Containern zusammengestellt und in Themenbereiche unterteilt. Während viele Gänge lang die übliche in China produzierte Mode verkauft wird, gibt es ganze Areale, in denen man sich seine Jurte zusammenstellen kann. Hätten wir doch nur mehr Platz im Roten...die Türen, Möbel und Holzstangen sind kunstvoll bemalt oder geschnitzt und die Verlockung ist groß.




Als wir wenig später über den „Flohmarkt“ schlendern verändern sich sowohl Verkäufer_Innen als auch Kund_Innen. Die angebotenen Waren haben ihre besten Zeiten längst überschritten und es wird schnell deutlich, dass die Menschen hier versuchen aus unbrauchbaren, uralten und kaputten Gegenständen noch ein kleines bisschen Geld zu machen. Es liegt viel Tristesse und Resignation in der Luft. Kurz unterhalten wir uns mit einem Mann, der uns auf Deutsch anspricht. Er habe (wie so viele Mongolen zu Zeiten der DDR) in Deutschland studiert, teilt er uns mit. Wir müssen uns sehr anstrengen seine verwaschenen Worte zu verstehen, da sich der Mann zur Mittagszeit schon kaum mehr auf den Beinen halten kann...so hatte er sich das sicher auch nicht vorgestellt.


In einem weiteren Teil des Marktes reihen sich dann wieder Stände für Reitstiefel, Sättel und Devotionalien aneinander. Neben Buddhastatuen, Räucherstäbchen und allerlei Malas zeihen die Stände mit den Knochen mal wieder unsere Aufmerksamkeit an sich. Zum ersten Mal sehen wir, dass man hier verschiedenste Tiergebeine erstehen kann, getrocknete Igel und Fischköpfe. Der Wissensdurst, wozu und in welchen Ritualen man sie gebraucht, bleibt ungestillt. In Reiseführern erfährt man leider nur rudimentäres. Aber so geht es einem ohnehin oft beim Reisen, wenn man mit Phänomenen konfrontiert ist, für die man keine prompte Erklärung hat. Es bleibt einfach ein Staunen darüber, wie vielfältig die Menschheit ist.










Obwohl in einem anderen Teil des Marktes nahezu jedes Autoteil zu haben ist, werden wir leider trotzdem nicht fündig und gehen ohne neuen Luftfilter nach Hause aber dafür mit viel neuen Eindrücken.










DCHINGIS KHAN – Ab jetzt nur noch Westwärts


Ein Tag später stehen wir vor dem gigantischen Dchingis Khan, der ein paar Kilometer von Ulan Bator unseren östlichsten Punkt der Reise konstatiert.
Ab jetzt geht es kontinuierlich Richtung heimische Gefilde und so blickend wir staunend und auch etwas wehmütig hinauf zu Dchingis, der imposant silbern in der Sonne glänzt, wenn sie durch die Lücken der Wolkendecke bricht. 


 
Als wir dann wieder in den Westen fahren, zeigt sich Ulan Bator nochmal von einer ganz anderen Seite. Die Umgehungsstraße führt vorbei an den wohlhabenden Wohnsiedlungen und hier zeigt sich einem dann ein ganz anderes Bild, von großen pompösen Häusern, Shoppingmalls und nagelneuen Straßen. Eine kontrastreiche Stadt, ohne Zweifel.



AMARBAYASGALANT KHIID – Das Beste kommt zum Schluss


Wir sind auf dem Weg Richtung Grenze unterwegs, doch bevor wir diese überqueren geht es noch mit einem kleinen Abstecher weg vom Asphalt zu meinem persönlichen Highlight des Landes. Das Zweitgrößte Kloster der Mongolei ist abgelegen in einem Tal und soll das schönste Buddhistische Kloster der Mongolei sein.
Doch noch bevor wir den menschengemachten Straßenbelag verlassen ereignet sich etwas Unerwartetes. Während wir fahren überholt in der Ferne ein Prius einen anderen Wagen. Mir fällt er erst auf, als er nach seinem Überholversuch plötzlich zu weit nach rechts ausschert und auf unserer Fahrbahn stark gegenlenkt. Womit wir allerdings nicht gerechnet haben: Der Wagen schießt ungebremst auf der anderen Seite der Straße über diese hinaus, fliegt mehrere Meter durch die Luft bis er frontal in den Graben knallt, sich überschlägt und auf dem Dach zum liegen kommt. Während sich diese Szenen abspielen, lenkt Valentin bereits den Roten an den Straßenrand, ich springe hinaus und renne in die Staubwolke hinein, in der ich den Wagen vermute. Dabei der wiederkehrende Gedanke „Bitte lass keine Kinder im Auto sein, Bitte Bitte keine Kinder!“. Wir haben in der gesamten Mongolei noch nicht einen Kindersitz in einem Auto gesehen. Egal ob Säuglinge oder Kleinkinder, sie sitzen auf dem Schoß der Beifahrer_Inn, unangeschnallt. Größere Kinder strecken häufig ihre Köpfe durch das Dach- oder die Seitenfenster oder klettern anderweitig während der Fahrt durch das Fahrzeug. Über die Folgen einer solchen Szene, die sich gerade vor uns abgespielt hat, möchte man nicht nachdenken. In der Zwischenzeit bin ich bei dem Auto angelangt, dessen Räder sich auf dem Rücken liegend immer noch weiterdrehen und während ich um den Wagen herumlaufe, um auf die Fahrerseite zu gelangen passiert, in meinen Augen, ein kleines Wunder. Der Fahrer kommt gerade aus dem Seitenfenster gekrochen und mein ungläubiger, ihn scannender Blick drückt sicher erstaunen aus, denn der Mann hat nicht einmal einen kleinen Kratzer davon getragen! Ich weise ihn dennoch mit den Händen, sich erst einmal zu setzen, seine Augen sind weit aufgerissen und er steht offensichtlich unter Schock, wie könnte man auch nicht? Valentin kommt dazu und weitere vier Männer die den Unfall ebenfalls mit angesehen hatten und nun schon die Handys zücken, mit dem Fahrer reden und sich um alles kümmern.


Als wir die Situation in guten Händen wissen und uns verabschieden, steigen wir ungläubig ins Auto. Der Airbag hatte nicht ausgelöst...und trotzdem nicht eine Beule, nicht eine Schramme...der Mann scheint einen absolut streberhaften Schutzengel gehabt zu haben, nach dem Crash in der Geschwindigkeit...nicht zu fassen ist das!
Am Amarsbayangalant Khiid angekommen machen wir noch einen abendlichen Spaziergang hoch zum Stupa und noch zu der am anderen Hügel gelegenen Buddhastatuen.











Am nächsten Tag stellen wir uns den Wecker, wir möchten keinesfalls das Chanten der Mönche verpassen und wundern uns deshalb, als wir um 9 Uhr vor verschlossenen Klostertoren stehen. Wir hatten am Abend zwei unterschiedliche Personen im Dorf nach der Uhrzeit gefragt und zwei unterschiedliche Antworten erhalten. So sind wir dann wohl eine Stunde zu früh dran aber das macht nichts.
Eine Stunde später sitzen wir dann mit den langsam eintrudelnden Mönchen zusammen im Tempel, als sie ihre Mantren anstimmen.
Zauberschön klingt das.








Danach geht’s auf zur Grenze, ganz schön schade finden wir das mal wieder, uns hat die Mongolei verdammt gut gefallen! Aber so muss man Abschied nehmen, um Neues entdecken zu können, um sich dann auch von diesen Entdeckungen wieder verabschieden zu müssen. Immer wieder aufs Neue.

Kommentare

  1. Der Kommentar wurde von einem Blog-Administrator entfernt.

    AntwortenLöschen
  2. Einmal mehr habe ich mit großer Begeisterung Euren Reisebericht gelesen und auf der Landkarte verfolgt, wie Ihr wohl gefahren seid.Ihr habt wundervolle Fotos gemacht und der Text ist wie immer literarische Spitze! Kompliment. Die Sache mit dem Unfall in der Mongolei war sicher sehr aufregend, aber glücklicherweise ist wohl nichts Schlimmes passiert.Nun schein Ihr langsam wieder Richtung Heimat zu fahren, aber laßt Euch Zeit, hier verpasst Ihr nichts Gutes. Deutschland ist aufgewühlt im politischen Streit zwischen aufrechten Demokraten und einer immer rechtsradikaler werdenden faschistischen AFD. Die Auseinadersetzungen werden auf der Stasse und im Bundestag immer härter und es wird jetzt Zeit zu zeigen, wo man steht.
    Ich freue mich dennoch schon heute auf Euren nächsten Bericht und frage mich, wie denn Eure Rückreiseroute aussieht?
    Es grüßt Euch von Herzen Euer Dieter

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Lieber Dieter,
      einmal mehr haben wir uns sehr über dein langes Kommentar gefreut!
      Den unerfreulichen politischen Streit verfolgen wir aus Distanz mit Unbehagen. Besonders schade ist, dass die radikalsten Demonstranten oft diejenigen mit den geringsten Berührungspunkten mit Geflüchteten sind.
      Auch zu den auf dem Pamir Highway getöteten Radfahrern gibt es von eben diesen Leuten Kommentare auf einschlägigen Websites, bei denen einem die Luft weg bleibt, oft sogar Freude über deren Tod, weil die Amerikaner angeblich linksorientiert gewesen sein sollten.
      Erstaunlich wie sich manche Menschen Meinungen zu Leuten und Ländern zurechtlegen können, ohne sich länger als einen Tweet lang mit ihnen beschäftigt zu haben.
      Bisher sind wir sehr zügig gen Heimat gereist, doch jetzt haben wir wieder etwas mehr Zeit und werden bald hoffentlich unsere verkümmerten Muskeln an türkischen und je nach Wetter auch georgischem Fels übersäuern!
      Liebe Grüße aus Wolgograd, Heidi und Valentin

      Löschen

Kommentar veröffentlichen