Nach einem letzten leckerem Mittagessen in der Türkei geht es auf Richtung
Grenze. Die 250Km nach Kutaissi sollten heute locker zu schaffen sein. Die
Küstenstraße is zweispurig ausgebaut, die 50, die überall auf die Fahrbahn
gemalt ist muss wohl pro Spur addiert werden, sonst wird man zum Verkehrshinderniss.
Bald schon sind wir an der Grenze, wir können das Gebäude schon sehen, da
winkt uns ein Polizist in eine Straße nach links statt zum Schlagbaum. Wir
dürfen an Automassen wieder zurück fahren, müssen dann auf der Straße eine 180°
Wendung machen und von da an Stunden warten. Zwischendurch fahren wir noch einem
Reisebusfahrer seinen Spiegel ab. Was sonst ein riesen Thema wäre, trägt hier
eher zur Erheiterung bei. Der Fahrer bietet Heidi erst mal sein angegessenes Eis
an, das sie unverständlicher Weise nicht haben will, ich drücke ihm etwas Geld
in die Hand und alle sind glücklich.
Als wir die Grenze endlich passiert haben ist es trotz unserers Merkel-Bonus
schon dunkel. Wir wollen uns irgendwo hinstellen, doch die Grenze ist mitten in
einer Großstadt, so dass ich direkt einen Geschmack von den
Georgischen Fahrkünsten bei Nacht bekommen darf. Irgendwann stellen wir uns auf
einen Schotterplatz neben die Straße. Am Morgen sehen wir, dass wir 200m vom
Meer entfernt stehen. Spontan entscheiden wir, dass die Weiterreise noch einen Tag
warten kann, fahren mit dem AuTo direkt an das Meer und genießen unseren ersten
fahrfreien Tag!
KUTAISI
– nächtliches Sightseeing mit der Polizei
Manchmal
ist es doch schwerer, Nachts zur Ruhe zu finden als gedacht. Wir
standen an einem großen Parkplatz unterhalb einer Kirche, hoch oben
über der Stadt. Als die Autotuning Szene gegen Mitternacht langsam
Ruhe einkehren ließ, fanden auch wir den Weg unter die Bettdecke.
Leider nur bis 2 Uhr...dann ertönten Polizeisirenen „Uiuiuiui“
und es klopfte am Fenster. „You can`t sleep here!“ war die
Aussage...auf unsere Frage, wo denn dann hörten wir nur „Center,
Center, you can`t sleep here!“. Also fuhren wir ins Zentrum.
Schlaftrunken wie wir waren, fuhren wir in der komplett
ausgestorbenen Stadt erst einmal verkehrt herum in eine
Einbahnstraße...niemand auf den Straßen und dennoch hören wir
plötzlich wieder ein „Uiuiuiui“...eine andere Streife. Sie
stoppt uns und erklärt Valentin mit Händen und Füßen, was das
rote Schild mit weißem Balken bedeutet. Wo wir her kommen fragen sie
uns, zumindest deuten wir das so und erklären, dass wir von ihrem
Kollegen gerade des Parkplatzes bei der Kirche verwiesen wurden.
„Follow us!“ bekommen wir daraufhin zu hören...die 15 Lari
Strafe sind plötzlich vergessen. Unsere Kommunikation ist
mittelprächtig, denn sie eskortieren uns zu unserem alten Parkplatz
an der Kirche zurück und verabschieden sich zufrieden,
wahrscheinlich in dem Glauben uns bei unserer „Suche“ geholfen zu
haben. Wir bleiben ratlos zurück.
Noch
bevor wir uns zurück in die Federn begeben, sehen wir wieder das nun
vertraute blinken von roten und blauen Lichtern. Die Polizisten, die
uns geweckt hatten...wir versuchen ihnen zu verstehen zu geben, dass
ihre Kollegen nichts von der Idee hielten im Zentrum zu nächtigen.
Es folgt eine lange Phase der Beratung zwischen den beiden
Beamten...“Follow us!“ bekommen wir wieder zu hören und werden
mit, in den müden Augen schmerzenden, Blinklichtern erneut durch die
Stadt erkortiert.
Bis
wir...vor dem Polizeirevier ankommen. „Here you can sleep, good
Night!“. Wir fühlen uns recht sicher, in dieser Nacht nicht mehr
gestört zu werden, als wir gegen 3 Uhr zurück unter die Decke
kriechen.
SENAKI
– „Eine ganz durchschnittliche, georgische Stadt“
So
wurde sie uns von Freunden angekündigt...gerade deshalb auch
sehenswert! Sie hatten recht, doch ganz so durchschnittlich fanden
wir sie dann doch nicht, mitten in der Stadt thront ein altes
Riesenrad zwischen den Häusern empor...die letzte Runde, welches es
fuhr scheint schon lange her zu sein.
Wir
schlendern ein wenig, bestaunen kleine Häuschen, den örtlichen
Bahnhof und besorgen im hiesigen Supermarkt noch ein paar
Köstlichkeiten.
Und
da ist es wieder, das Gefühl zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu
sein...in dieser ganzen „Durchschnittlichkeit“ klopft, kurz bevor
wir weiterfahren wollen ein Georgier an unserer Scheibe der, nachdem
er mit uns über den Umbau eines russischen Militärlasters zum
Wohnmobil philosophiert und seinen „Respect for Mercedes Benz“
bekundet, ganz nebenbei noch ein paar Offroadtipps auf Lager hat. Und
so tippen wir statt „Mestia“ den „Tobavarchkhili See“ in die
Offlinenavigation.
OFFROAD
– Der Tag hat plötzlich viel mehr Stunden
Unglaublich
wie lange man für ein paar wenige Kilometer brauchen kann. Wir sind
uns einig, ob Karpaten oder Marokkos Wüste...diese Strecke hin zum
„Tobavarchkhili See“ ist das anspruchsvollste, was wir bislang
gefahren sind. Wasserquerungen, Anstiege in unglaublichem Winkel und
über Felsen hinweg...nein, mit Schotter hatten die Felsklumpen wenig
gemein!
Als
wir wohlgemerkt Nachmittags(!) gerade mal ein drittel der insgesamt
28km hinter uns gebracht haben und klar ist, dass der Weg wohl eher
noch abenteuerlicher wird und wir alleine unterwegs sind, beschließen
wir nach einer Pause am Wasserfall Kehrt zu machen.
Wir möchten nur
noch bis zum Enguri Reservoir fahren und dort nächtigen, bevor wir
am nächsten Tag nach Ushguli fahren. So der Plan. Nachdem wir wieder
Asphalt unter den Rädern haben, hält die Freude über das schnelle
Vorankommen allerdings nur kurz an. Es geht über Schotterpisten
(gefühlt über Tage aber dann waren es nur Stunden) und entlegene
Dörfer. Bergauf, Bergab über Flüsse, vorbei an Kühen, Schweinen
und unglaublich liebevollen kleinen Häuschen zwischen Obstbäumen
und kleinen Gärten. Ich bin mir sicher, Astrid Lindgren muss im
Norden Georgiens gewesen sein, bevor sie Pipi Langstrumpfs Villa
Kunterbunt beschrieb! Man kann gar nicht so viele Bilder knipsen wie
es idyllische Häuser in Georgien gibt!
Irgendwann
am späten Abend kommen wir dann an, holen die heftig, kräftig
durchgeschüttelte Wäsche aus dem Wäschekanister und legen uns nach
dem Aufhängen der tropfenden Klamotten und einer ordentlichen
Portion Nudeln im Bauch unter einem unglaublichen Sternenhimmel
schlafen.
OFFROAD
nach USHGULI – der Mythos lebt!
In
der Mythologie des Landes heißt es, die Georgier haben sich bei der
Verteilung der Erdteile als Letzte gemeldet...und da nichts mehr
blieb, außer das Fleckchen Erde, welches Gott für sich selbst
behalten wollte, überließ er es den Georgiern. Nicht nur, dass hier
das Denken „Wer zuerst kommt malt zuerst“ geflissentlich
ignoriert wurde und allein dafür Sympathiepunkte fällig
werden....Nein, man könnte hier als Artheist fast anfangen an sowas
wie einen Gott zu glauben, denn...SOWAS SCHÖNES wie Usghuli hab ich
tatsächlich noch nie gesehen!
Das
Dorf ist das höchst besiedelste Europas...ganzjährig. Die urigen
Steinhäuser aus dunklen Schindeln sind umringt von hohen alten
Wachtürmen, eingebettet in saftig, grüne Wiesen, frische klare
Bergluft und als Sahnehäubchen gibt es oberhalb des Dorfes noch
einen majestätisch thronenden Gletscher zu bestaunen. Zu diesem Ort
kann man nichts, aber auch gar nichts in Worte fassen, um ihn
gebührend zu beschrieben...da sprechen die Bilder einfach für sich!
Morgen machen wir uns auf zum Gletscher!
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AntwortenLöschenWunderschön, da will ich auch mal hin!
LöschenDa musst du dich beeilen Fabi, die bauen gerade eine Straße...wird sicher bisschen voller in Ushguli wenn man das Dorf leichter erreichen kann?! Liebe Grüße in die USA
Löschenooooooooooh, wie wunderschön!!! Wir schwelgen in Fernweg und sind nicht nur entzückt von der Landschaft, sondern auch von euren Fotokünsten und der Art, wie ihr schreibt. Liebste Grüße und allesalles Gute weiterhin, Luna und Johanna
AntwortenLöschenVielen lieben dank für das multikompliment, es bereitet tatsächlich Vergnügen so einen Blog zu pflegen und wir freuen uns schon, bald ein update hochzuladen....
LöschenHallo Ihr 2, Wunderbar, dass ich Eure tolle Reise so schön verfolgen kann. Die Fotos sind absolut großartig. Und da mich Eure Reise wahnsinnig interessiert, hoffe ich sehr, dass ich bald wieder so interessante Texte lesen kann. Ja in diesen Ländern wie Georgien hat die Polizei eine Sonderstellung. Schön, dass sie letztendlich recht freundlich zu Euch waren. Wir hatten in unserer Flüchtlingsarbeit vor 2 Jahren mit einer 10 köpfigen community aus diesem Land in Buchholz zu tun.... es war oft recht unheimlich. Sie sind wieder weg, bei Nacht und Nebel zurück in die Heimat von wem auch immer gebracht! Herzliche Grüße Dieter
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