HEIßE
QUELLEN – ...aus den Wiesen steiget, der weiße Nebel wunderbar.
Wir
fahren durch grüne Täler auf mal besseren, mal schlechteren Pisten
Richtung Orchon Wasserfall. Da auf dem Weg dorthin oder besser
gesagt, mit überschaubarem Umweg, noch heiße Quellen liegen, nehmen
wir diese gerne auf uns.
Zwar sind die Tage in der Mongolei voller
Sonnenschein und warmen Temperaturen, allerdings sinkt das
Thermometer abends und Nachts beträchtlich, ein Unterschied von 20
°C ist nichts ungewöhnliches. So freuen wir uns, als wir am frühen
Abend an den heißen Quellen ankommen und sie schon aus der ferne
dampfen sehen. Bei näherer Inspektion stellen wir allerdings fest,
dass das wirklich heiße Wasser recht unangenehme Düfte versprüht
und das Ufer voll von Yakdung ist. Ob es wirklich so gesund wäre, in
den erhitzten Exkrementen zu baden? Wir überlassen den Yaks das
Gelände wieder und beschränken uns auf schöne Fotos.
ORCHON
WASSERFALL – Wurzelwerk und Flussquerungen
Wir
brechen also am Folgetag bei den Quellen auf und staunen nicht
schlecht, als uns wenige Kilometer hinter ihnen ein extrem steiles
Stück erwartet, dass uns durch den Wald auf den Hügel führen soll.
Die Regenfälle der letzten Wochen haben tiefe Furchen von locker
einem halben Meter in der steilen Piste hinterlassen und auch die
Wurzeln des umringenden Waldes stehen weit aus dem Boden heraus.
Während ich noch hadere, ob der Rote die Steigung mit all den Hürden
überwinden kann, drückt Valentin das Pedal bis zum Anschlag durch
und lenkt uns, die Furchen immer mittig zwischen den Rädern, den
Hügel hinauf. Oben angekommen muss auch er erst mal tief durch
schnaufen, oben anzukommen war nicht selbstverständlich. Uns
erwarten danach noch weitere Hügel, die allerdings nicht ganz so
fordern wie das Waldstück. Auf dem Höchsten angelangt gönnen wir
dem Roten dennoch eine kurze Pause, denn eine Reisegruppe mit Pferden
hält dort oben Rast und so freuen wir uns auf ein nettes Pläuschen,
in dem wir Erlebnisse austauschen und uns erzählen lassen können,
wie man auf dem Pferderücken in der Mongolei vorankommt.
Danach
fahren wir auf angenehmeren Pisten, immer wieder begegnen wir dem
beliebtesten Fahrzeug der Mongol_Innen: dem Toyota Prius. Und wir
staunen nicht schlecht, dass sie mit dem niedrigen Gefährt sogar
ihre Flüsse queren, die weniger Wasser führen als wir dachten und
durch tiefe Schlaglöcher bollern. Da muss man innerlich schon sehr
über die urbanen SUV Fahrer schmunzeln, die sich auf Asphalt ein
allradgetriebenes, spritschluckendes Vehikel gönnen, während man in
der Mongolei mit einem Zweirad angetriebenen Hybrid über die Pisten
brettert.
Beim
Orchon angelangt erwarten uns dann auch in Reih und Glied geparkte
Priuse (ist das die korrekte Mehrzahl?) und leider auch eine Menge
Müll und Touristenjurten. Gut, dass das Gelände bis zum Wasserfall
in einem Radius von zwei Kilometern nicht befahren werden darf, so
findet man schon wenige Meter vom Parkplatz entfernt wieder
unberührte Natur und einen wunderschönen Wasserfall, dessen
Besichtigung -trotz mieser Straße - sehr lohnenswert war!
ERDENE
DSUU – Om Mani Padme Hum
Wir
ruckeln einen ganzen Tag auf wackeligen, ausgewaschenen und
Schlagloch übersäten Pisten zurück und freuen uns, als wir am
nächsten Tag wieder Asphalt unter den Reifen haben. Es geht zu
unserem ersten buddhistischen Kloster in der Mongolei, dem Erdene
Dsuu.
Während
wir auf dem Weg dort hin schon fleißig Gebetsmühlen am Straßenrand
gedreht haben und uns schon auf das Chanten der Mönche freuen, wird
in den Souvenir Shops vor dem Kloster etwas sehr deutlich. In der
Mongolei koexistiert der (ursprünglich tibetische) Buddhismus nicht
mit dem sonst praktizierten Schamanismus/Tengrismus, man hat den
Eindruck, sie verschmelzen gar. So stehen Ovoos direkt neben Stupas
oder Gebetsmühlen und auch in den Läden lassen sich Gebetsfahnen
und Malas ebenso kaufen wie Knochen und Federn. Auf den Ovoos findet
man nicht selten kleine buddhistische Symbole und Opfergaben. An den
Stupas steht nicht selten ein offenes Päckchen Milch. Wir sind keine
Experten, aber auf uns macht das alles den Eindruck, als wären die
Rituale nicht strikt getrennt.
Auch
im Kloster selbst, kommt der Glaube nicht so steif daher, wie man ihn
in anderen Glaubenszweigen erlebt hat. Die Mönche lassen sich in
ihren Mantren nicht beirren, während Touristen um sie herumlaufen
und tuscheln, die jüngeren unter den Mönchen rezitieren manchmal,
häufiger aber beobachten sie neugierig die Besucher_Innen, wie auch
sie es mit ihnen tun. Auch das Fotografier Verbot im Museumsteil wird
sehr locker gehandhabt. Die haushohen Buddha und Mahkala Statuen, die
farbenfroh geschmückt sind, werden fleißig geknipst. Die kunstvoll
gemalten Wandteppiche sind auch ein beliebtes Fotomotiv. Wir
beschränken uns dennoch auf die Außenansicht der Gebäude. Und so
kommt es, dass ich plötzlich noch von einer Familie, die extra aus
der Gobi angereist ist ein paar Familienportraits schieße. Die Reise
zum Erdene Dsuu ist etwas sehr Besonderes für sie und selbst die
kleinsten Familienmitglieder legen sich vor der großen Stupa nieder
und sprechen ein Mantra.
Die
vielen umliegenden Hütten in denen man traditionell mongolisch Essen
kann, kommen uns auch sehr recht. Gerade Valentin freut sich, endlich
mal wieder Fleisch zu bekommen und so bestellt er sich ein „Complex
Dish“ in dem Kushuur, eine Suppe, Nudeln und verschiedene Salate
enthalten sind. Wir müssen schmunzeln, als der Teller kommt...die
Suppe scheint eine reine Fleischsuppe zu sein, Valentin strahlt über
beide Ohren und während er so futtert lobt er das Fleisch, dass
einen so deliziösen Eigengeschmack zu haben scheint, dass es sogar
ohne Gewürze ausgekommen wäre.
GREAT
MONGOLIA MONUMENT – Die goldenen Zeiten
Nahe
des Erdene Dsuu befindet sich noch ein riesiges Monument, welches wir
uns, da es eh auf dem Weg liegt, noch kurz ansehen. Inmitten der drei
hohen gewölbten Wände, auf denen in Mosaikform die
Eroberungsgeschichte der Mongolen gezeigt wird, liegt auch wieder ein
riesiger Ovoo. Wirklich beeindruckend, wie groß die Mongolei einst
gewesen ist. Ebenso beeindruckend finden wir den Personenkult
Dschingis Khans, welcher nach so langer Zeit noch überall im Lande
verehrt wird.
So
sind sehr viele Produkte nach ihm benannt und wir stellen fest, der
Dschingis Khan Wodka hat auch uns erobert. Erfolgreicher Typ war das.
ULAN
BATOR – Noch mehr Dschingis Khan
Wir
fahren in die Hauptstadt des Landes, in der eine Großteil der
Mongol_Innen ihr Glück versuchen und werden begrüßt von einem
recht penetranten Geruch der Verwesung. Dieser begegnet einem von
Zeit zu Zeit auch auf dem Land am Straßenrand, da tote Pferde oder
Kühe häufiger im Straßengraben liegen und den Geiern überlassen
werden aber was uns auf der Straße stadteinwärts in die Nase
schlägt ist konstanter. Schnell wird bei einem Blick nach links und
rechts klar: Das schient die Schlachtstraße zu sein und der Geruch
geht von den großen Fellhaufen vor den Lagerhallen aus, die im
Sonnenlicht vor sich hin trocknen. Vor den Lagerhallen warten bereits
Laster am Straßenrand, beladen mit Pferden, Kühen oder Schafen.
Kurz
nach der Straße und noch bevor es in die Innenstadt geht, passieren
wir eine Mautstelle an den auch häufig das Veterinäramt steht. Wir
fahren mal wieder über große getränkte Matten, bekommen die Reifen
desinfiziert. Diese Stellen haben wir schon häufig in der Mongolei
durchfahren und zahlen die Gebühr von umgerechnet 50 Cent gerne,
denn das Land versucht der Pest und der Maul- und Klauenseuche Herr
zu werden.
Ulan
Bator selbst erscheint uns an dem Tag recht trostlos, wie schon so
viele mongolische Städte. Es ist ein grauer Tag, an dem die vielen
rauchenden Kühltürme der Kraftwerke nicht grade einladend
erscheinen. Trotzdem müssen wir noch einen weiteren Tag im
Industriegebiet der Stadt ausharren, da wir mit dem Roten mal wieder
eine Visite beim Onkel Autodoktor machen wollen. Auf den Pisten kommt
das Problem kaum zu tragen, allerdings merken wir auf Asphalt sehr
deutlich, dass wir ab 60km/h ordentlich das Schlingern anfangen. Eine
kurze Messung in Kirgisistan hat schon zu dem Ergebnis geführt, dass
die Hinterachse um 2 cm schief zu stehen scheint. Die Werkstatt
bekommt allerdings auch nicht die Ursache hierfür heraus und so
lässt sich das Problem vorerst nicht beheben. Nachdem sie mehrere
Stunden Ursachenforschung betrieben haben, unsere Reifen
durchgewechselt und einen Ölwechsel gemacht hatten, sind wir doch
sehr verblüfft, als uns in der Nagelneuen Lexus und Toyota Werkstatt
eine Rechnung von gerade mal 20 Dollar erwartet. Bei 4 Stunden Arbeit
mit stellenweise zwei Männern, erscheint uns der Lebensunterhalt in
Relation zu den Lebensmittel- und Spritkosten, mal wieder
erschreckend gering.
Wir
fahren weiter zu einem bei Overlandern bekannten Hostel, dessen
Waschmaschine und Duschen wir mal wieder bemühen wollen. In der
gesamten Mongolei unsere erste richtige Dusche wie wir feststellen.
Aufgrund der häufig angefahrenen Flüsse, haben wir uns bislang nur
in den erfrischenden Fluten selbiger gewaschen und freuen uns nun auf
warmes Wasser von Oben. Die Beliebtheit des Hostels bei Overlandern
sieht man ihm an, der Parkplatz ist schon recht voll, als wir uns
hinzugesellen und so verbringen wir einen feuchtfröhlichen Abend mit
zwei sehr sympathischen Berlinern, die mit ihrem VW Bus angereist
sind.
Am
nächsten Tag stürzen wir uns dann ins Abenteuer „Öffentliche
Verkehrsmittel“. Die Buslinie in die Innenstadt hält nahe des
Hostels und als wir fast eine Stunde später und nur 6 km weiter in
der Stadt den Bus verlassen sind wir etwas blasser um die Nasen. Das
häufige Beschleunigen und Abbremsen hat zudem unsere Armmuskulatur,
seit langem mal wieder, trainiert. Dann machen wir uns auf den Weg zu
einem Ort, an dem wir uns eine Reparatur unseres Laptops erhoffen.
Das gute Stück hatte leider einen Kurzschluss und ließ sich seither
nicht mehr laden, ein Grund weshalb wir mit den Beiträgen etwas in
Verzug gerieten :)
Im
ersten Plattenbau werden wir an andere Stelle verwiesen und werden
dann auch hier: 47.916591,106.899577 fündig. Als man uns „Computer
Land“ nannte, hatten wir uns allerdings etwas anderes vorgestellt.
Wir laufen dennoch die Betonstufen hinter der schweren Metalltür
hinab in die Kellerkatakomben und staunen nicht schlecht, als uns ein
kleines schmuddeliges Nerd- und Geekparadies erwartet. Der Keller ist
in kleine Aluminiumläden unterteilt in denen sich Displays, Laptops,
Motherboards, Lüfter und sonst noch allerlei Technikkram, bis unter
die Decken der kleinen Kammern, stapelt. Während wir uns also einem
dekadenten Pizzamahl hingeben und unsere runden Bäuche nach 2
Stunden zurück zu „Computer Land“ schleppen, haben die Jungs
unser Motherboard zumindest so modifiziert, dass wir nun den Laptop
mit Ladekabel betreiben können. Ein Schnäppchen war das leider
nicht, aber immer noch sehr, sehr viel günstiger, als schon wieder
einen Laptop anzuschaffen.
Nachdem
wir im noch einen Abstecher zur Sukhbaatar Statue und zum
Regierungssitz gemacht haben, nehmen wir all unseren Mut zusammen und
steigen wieder in den Bus zurück zum Hostel. Diesmal sind so viele
Menschen in dem Transportmittel, dass man sich keine Sorgen zu machen
braucht beim abrupten Bremsmanövern, es wäre unmöglich zu fallen.
Ganz vorne beim Fahrer stehend werden wir noch Zeuge eines
Ausgewachsenen Streits zwischen dem Busfahrer und einem anderen
Verkehrsteilnehmer, bei dem nicht ganz klar ist, ob einer der beiden
gleich aus seinem Fahrzeug gesprungen kommt. Mongolisch klingt
jedenfalls nicht sehr sanft, wenn es gebrüllt wird und die
scharfzüngigen Vokale umherfliegen. Dennoch bleibt es beim Schimpfen
und kurze Zeit später geht es, als es der Verkehr zulässt, dann
auch wieder weiter. Allerdings tut sich an der nächsten Haltestelle
auch das nächste Problem auf: die Tür möchte nicht mehr schließen.
Und während der Fahrer in seinem Gas-geben-bremsen Fahrstil
weiterfährt, gibt er zwei Fahrgästen Anweisung, wie sie die Tür
zurück in die Angeln heben können. Ein Erlebnis ist das, so eine
Busfahrt...für nur 500 Tugrik...wir sind begeistert was man dafür
geboten bekommt!
Als
wir am nächsten Morgen die Augen öffnen prasselt es laut auf das
Busdach unseres Roten. Ein Regentag...herrlich! Das sind jene Tage an
denen man es sich gemütlich machen darf und die Erholung vom Reisen
bieten ohne ein schlechtes Gewissen aufkommen zu lassen, dass noch so
viel zu erledigen wäre. Ein Tag nichts tun...auch sehr schön!
Am
nächsten Tag ist der Himmel zwar noch etwas grau aber wir haben neue
Energie getankt uns wieder ins Getümmel zu stürzen. Auf in die
nächste Buslinie und hin zum Schwarzmarkt! Dieser ist aus vielerlei
Containern zusammengestellt und in Themenbereiche unterteilt. Während
viele Gänge lang die übliche in China produzierte Mode verkauft
wird, gibt es ganze Areale, in denen man sich seine Jurte
zusammenstellen kann. Hätten wir doch nur mehr Platz im Roten...die
Türen, Möbel und Holzstangen sind kunstvoll bemalt oder geschnitzt
und die Verlockung ist groß.
Als
wir wenig später über den „Flohmarkt“ schlendern verändern
sich sowohl Verkäufer_Innen als auch Kund_Innen. Die angebotenen
Waren haben ihre besten Zeiten längst überschritten und es wird
schnell deutlich, dass die Menschen hier versuchen aus unbrauchbaren,
uralten und kaputten Gegenständen noch ein kleines bisschen Geld zu
machen. Es liegt viel Tristesse und Resignation in der Luft. Kurz
unterhalten wir uns mit einem Mann, der uns auf Deutsch anspricht. Er
habe (wie so viele Mongolen zu Zeiten der DDR) in Deutschland
studiert, teilt er uns mit. Wir müssen uns sehr anstrengen seine
verwaschenen Worte zu verstehen, da sich der Mann zur Mittagszeit
schon kaum mehr auf den Beinen halten kann...so hatte er sich das
sicher auch nicht vorgestellt.
In
einem weiteren Teil des Marktes reihen sich dann wieder Stände für
Reitstiefel, Sättel und Devotionalien aneinander. Neben
Buddhastatuen, Räucherstäbchen und allerlei Malas zeihen die Stände
mit den Knochen mal wieder unsere Aufmerksamkeit an sich. Zum ersten
Mal sehen wir, dass man hier verschiedenste Tiergebeine erstehen
kann, getrocknete Igel und Fischköpfe. Der Wissensdurst, wozu und in
welchen Ritualen man sie gebraucht, bleibt ungestillt. In
Reiseführern erfährt man leider nur rudimentäres. Aber so geht es
einem ohnehin oft beim Reisen, wenn man mit Phänomenen konfrontiert
ist, für die man keine prompte Erklärung hat. Es bleibt einfach ein
Staunen darüber, wie vielfältig die Menschheit ist.
Obwohl
in einem anderen Teil des Marktes nahezu jedes Autoteil zu haben ist,
werden wir leider trotzdem nicht fündig und gehen ohne neuen
Luftfilter nach Hause aber dafür mit viel neuen Eindrücken.
DCHINGIS
KHAN – Ab jetzt nur noch Westwärts
Ein
Tag später stehen wir vor dem gigantischen Dchingis Khan, der ein
paar Kilometer von Ulan Bator unseren östlichsten Punkt der Reise
konstatiert.
Ab
jetzt geht es kontinuierlich Richtung heimische Gefilde und so
blickend wir staunend und auch etwas wehmütig hinauf zu Dchingis,
der imposant silbern in der Sonne glänzt, wenn sie durch die Lücken
der Wolkendecke bricht.
Als
wir dann wieder in den Westen fahren, zeigt sich Ulan Bator nochmal
von einer ganz anderen Seite. Die Umgehungsstraße führt vorbei an
den wohlhabenden Wohnsiedlungen und hier zeigt sich einem dann ein
ganz anderes Bild, von großen pompösen Häusern, Shoppingmalls und
nagelneuen Straßen. Eine kontrastreiche Stadt, ohne Zweifel.
AMARBAYASGALANT
KHIID – Das Beste kommt zum Schluss
Wir
sind auf dem Weg Richtung Grenze unterwegs, doch bevor wir diese
überqueren geht es noch mit einem kleinen Abstecher weg vom Asphalt
zu meinem persönlichen Highlight des Landes. Das Zweitgrößte
Kloster der Mongolei ist abgelegen in einem Tal und soll das schönste
Buddhistische Kloster der Mongolei sein.
Doch
noch bevor wir den menschengemachten Straßenbelag verlassen ereignet
sich etwas Unerwartetes. Während wir fahren überholt in der Ferne
ein Prius einen anderen Wagen. Mir fällt er erst auf, als er nach
seinem Überholversuch plötzlich zu weit nach rechts ausschert und
auf unserer Fahrbahn stark gegenlenkt. Womit wir allerdings nicht
gerechnet haben: Der Wagen schießt ungebremst auf der anderen Seite
der Straße über diese hinaus, fliegt mehrere Meter durch die Luft
bis er frontal in den Graben knallt, sich überschlägt und auf dem
Dach zum liegen kommt. Während sich diese Szenen abspielen, lenkt
Valentin bereits den Roten an den Straßenrand, ich springe hinaus
und renne in die Staubwolke hinein, in der ich den Wagen vermute.
Dabei der wiederkehrende Gedanke „Bitte lass keine Kinder im Auto
sein, Bitte Bitte keine Kinder!“. Wir haben in der gesamten
Mongolei noch nicht einen Kindersitz in einem Auto gesehen. Egal ob
Säuglinge oder Kleinkinder, sie sitzen auf dem Schoß der
Beifahrer_Inn, unangeschnallt. Größere Kinder strecken häufig ihre
Köpfe durch das Dach- oder die Seitenfenster oder klettern
anderweitig während der Fahrt durch das Fahrzeug. Über die Folgen
einer solchen Szene, die sich gerade vor uns abgespielt hat, möchte
man nicht nachdenken. In der Zwischenzeit bin ich bei dem Auto
angelangt, dessen Räder sich auf dem Rücken liegend immer noch
weiterdrehen und während ich um den Wagen herumlaufe, um auf die
Fahrerseite zu gelangen passiert, in meinen Augen, ein kleines
Wunder. Der Fahrer kommt gerade aus dem Seitenfenster gekrochen und
mein ungläubiger, ihn scannender Blick drückt sicher erstaunen aus,
denn der Mann hat nicht einmal einen kleinen Kratzer davon getragen!
Ich weise ihn dennoch mit den Händen, sich erst einmal zu setzen,
seine Augen sind weit aufgerissen und er steht offensichtlich unter
Schock, wie könnte man auch nicht? Valentin kommt dazu und weitere
vier Männer die den Unfall ebenfalls mit angesehen hatten und nun
schon die Handys zücken, mit dem Fahrer reden und sich um alles
kümmern.
Als
wir die Situation in guten Händen wissen und uns verabschieden,
steigen wir ungläubig ins Auto. Der Airbag hatte nicht
ausgelöst...und trotzdem nicht eine Beule, nicht eine Schramme...der
Mann scheint einen absolut streberhaften Schutzengel gehabt zu haben,
nach dem Crash in der Geschwindigkeit...nicht zu fassen ist das!
Am
Amarsbayangalant Khiid angekommen machen wir noch einen abendlichen
Spaziergang hoch zum Stupa und noch zu der am anderen Hügel
gelegenen Buddhastatuen.
Am
nächsten Tag stellen wir uns den Wecker, wir möchten keinesfalls
das Chanten der Mönche verpassen und wundern uns deshalb, als wir um
9 Uhr vor verschlossenen Klostertoren stehen. Wir hatten am Abend
zwei unterschiedliche Personen im Dorf nach der Uhrzeit gefragt und
zwei unterschiedliche Antworten erhalten. So sind wir dann wohl eine
Stunde zu früh dran aber das macht nichts.
Eine
Stunde später sitzen wir dann mit den langsam eintrudelnden Mönchen
zusammen im Tempel, als sie ihre Mantren anstimmen.
Zauberschön
klingt das.
Danach
geht’s auf zur Grenze, ganz schön schade finden wir das mal
wieder, uns hat die Mongolei verdammt gut gefallen! Aber so muss man
Abschied nehmen, um Neues entdecken zu können, um sich dann auch von
diesen Entdeckungen wieder verabschieden zu müssen. Immer wieder
aufs Neue.
Der Kommentar wurde von einem Blog-Administrator entfernt.
AntwortenLöschenEinmal mehr habe ich mit großer Begeisterung Euren Reisebericht gelesen und auf der Landkarte verfolgt, wie Ihr wohl gefahren seid.Ihr habt wundervolle Fotos gemacht und der Text ist wie immer literarische Spitze! Kompliment. Die Sache mit dem Unfall in der Mongolei war sicher sehr aufregend, aber glücklicherweise ist wohl nichts Schlimmes passiert.Nun schein Ihr langsam wieder Richtung Heimat zu fahren, aber laßt Euch Zeit, hier verpasst Ihr nichts Gutes. Deutschland ist aufgewühlt im politischen Streit zwischen aufrechten Demokraten und einer immer rechtsradikaler werdenden faschistischen AFD. Die Auseinadersetzungen werden auf der Stasse und im Bundestag immer härter und es wird jetzt Zeit zu zeigen, wo man steht.
AntwortenLöschenIch freue mich dennoch schon heute auf Euren nächsten Bericht und frage mich, wie denn Eure Rückreiseroute aussieht?
Es grüßt Euch von Herzen Euer Dieter
Lieber Dieter,
Löscheneinmal mehr haben wir uns sehr über dein langes Kommentar gefreut!
Den unerfreulichen politischen Streit verfolgen wir aus Distanz mit Unbehagen. Besonders schade ist, dass die radikalsten Demonstranten oft diejenigen mit den geringsten Berührungspunkten mit Geflüchteten sind.
Auch zu den auf dem Pamir Highway getöteten Radfahrern gibt es von eben diesen Leuten Kommentare auf einschlägigen Websites, bei denen einem die Luft weg bleibt, oft sogar Freude über deren Tod, weil die Amerikaner angeblich linksorientiert gewesen sein sollten.
Erstaunlich wie sich manche Menschen Meinungen zu Leuten und Ländern zurechtlegen können, ohne sich länger als einen Tweet lang mit ihnen beschäftigt zu haben.
Bisher sind wir sehr zügig gen Heimat gereist, doch jetzt haben wir wieder etwas mehr Zeit und werden bald hoffentlich unsere verkümmerten Muskeln an türkischen und je nach Wetter auch georgischem Fels übersäuern!
Liebe Grüße aus Wolgograd, Heidi und Valentin