Georgien Teil 2

MESTIA – Make World not War

Auf unserem Weg zurück von Ushguli hin zu einem Klettergebiet in der Nähe von Chiatura machten wir einen kurzen Stopp, um Wlan zu haben, den Blog zu aktualisieren und eine schmackofatzige, selbstgemachte Zitronenlimonade zu schlürfen. Da trafen wir sie, Adam und Zuz aus Tschechien. Die Beiden Hitchhiken und Couchsurfen, besaßen zu dem Zeitpunkt nicht einmal ein Zelt und haben es sich zur Aufgabe gemacht, durch ihre Präsenz auf Kanälen wie Instagram, Facebook sowie Youtube unter „makeworldnotwar“ zu zeigen, wie gut die Welt und ihre Menschen sind. Sie sammeln das Lächeln derer, die ihnen auf ihrer Reise behilflich sind, sie zu besonderen Orten bringen, zu Festlichkeiten oder zum Essen einladen, und mit denen sie eine gute Zeit verbringen. Auch wir durften 5 Sekunden in ihre Kamera Lächeln :) denn wir nahmen sie mit, von Mestia zu einem der fünf größten Staudämme der Welt. 




Leider mussten die Beiden eine der unkonfortabelsten Nächte ihrer bisherigen Reise auf sich nehmen, da es Nachts plötzlich wie wild zu stürmen begann, sodass sogar wir in unserem luxeriösen Bett durch heftiges Schaukeln und Getöse geweckt wurden. Die Beiden haben sich definitiv die abenteuerlichere und auch anstrengendere Art des Reisens ausgesucht, Respekt! Liebe Zuz, lieber Adam, wir hatten einen sehr schönen Abend mit euch am Lagerfeuer, mit guten Gesprächen und einen ebenso schönen Tag am Staudamm! 


Wir hoffen die Beiden noch ein paar mal am Straßenrand einzusammeln und ihnen ihre Weiterreise etwas erleichtern zu können. Verabschiedet haben wir uns dann in Kutaisi bei ihrer Couchsurf-Möglichkeit. Für uns ging es von dort aus weiter nach Katskhis Sveti.


KATSKHIS SVETI – Gemeinsam statt Einsam


Am frühen Abend erreichten wir das Kloster, einsam gelegen umringt von Felsen hat es tatsächlich ein klein wenig was von Meteora in Griechenland oder Montserrat in Spanien...in sehr viel kleiner aber nicht weniger schön!
Während wir, in dem Glauben heute Nacht ganz einsam in der Natur zu schlafen, unser Abendbrot schmierten kam ein weißer Kleintransporter angerollt...“Stört es euch, wenn wir uns neben euch stellen?“ Nein, es stört uns nicht, es freut uns sogar. Fred und Janine sind unsere neuen Nachbarn, bereits seit mehren Monaten haben sie im Gegensatz zu uns die Türkei langsam bereist, ebenfalls nur mit Positiven Eindrücken. Die Beiden kann man unter „a-fabulous-world.de“ im www, auf Facebook und bei Instagram verfolgen. So langsam wird unsere Bekanntenliste länger...wir schlüpfen nach abendlichem Beisammensitzen trotzdem früh ins Bett, weil am nächsten Morgen der Kletterfels ruft.
Wenn diese Temperaturen nur nicht wären....nach dem Frühstück schlagen wir uns durch das Gestrüpp hoch zum Fels, wandern ihn nach links ab und finden vorerst nur zwei Routen. Unsere Topos stimmen nullkommagarnicht mit diesem Fels überein, aber die Routen sehen machbar aus und das sind sie dann auch. (GPS Koordinaten: 42°17`06.75“N,43°13`01.06“E) 

 
Leider liegen sie auch nach weniger Zeit schon in der Prallen Sonne. Nachdem wir schweißgebadet aus den Touren kommen, entscheiden wir ein Mittagspäuschen einzulegen und uns auf der anderen Seite noch genauer nach mehr Bohrhaken umzusehen, wenn es wieder etwas kühler wird oder die Wand mehr im Schatten liegt. Unsere Pause gestaltet sich unterhaltsam, nicht nur durch ein Schnack hier und dort mit Fred und Janine sondern wir bekommen auch von einem pensionierten Weltenbummler Besuch, der mit seiner Frau in Ceuta lebt und ein Restaurant betreibt. Mittlerweile verbringen die Beiden 9 Monate im Jahr mit Reisen, sind zwei bis drei Mal im Jahr in Laos, Thailand und Myanmar anzutreffen und bringen uns viel Verständnis entgegen für unseren „Reisevirus“ mit dem wir, laut ihm, infiziert sind. Den bekommt man wohl auch nicht mehr weg, wenn man ihn mal hat, erklärt er uns...da könnte er wohl recht behalten.
Wir schlürfen weiter unseren Kaffee, doch lange sitzen wir nicht alleine an dem Ort, an dem wir mit Einsamkeit gerechnet hatten. Nach kurzer Zeit kommen vier heftig bepackte Fahrradfahrer über die Kuppel gestrampelt. Was ist denn hier los? Hier geht es ja zu, wie auf dem Bahnhof...Ein Franzose, Zwei Französinnen und ein Kanadier gesellen sich zu unserem Lager. Während wir noch drei weitere Routen in einem recht überhängenden Sektor beklettern, besichtigen die vier das Kloster und schlagen die Zelte auf. Auch der abendliche kurze Schauer hält uns nicht davon ab, zu einem gemeinsamen Abendessen unter einer prasselnden Plane zusammen zu kommen und unser Interesse aneinander durch Fragen zu stillen. Der Abend endet mit Wein, Ukulele und viel Gelächter am Lagerfeuer.



Cedric kann man unter „www.letour2roues.fr“, Anais & Elsa unter www.avelolasticot.fr und Imad bei Facebook unter „Imad a velo“ verfolgen. Unglaublich aber uns wird schnell klar, dass wir noch viele Menschen und genauso viele Blogs, Websites und Facebook Accounts auf dieser Reise sammeln werden. Es bleibt spannend, wie oft wir uns noch über den Weg laufen oder fahren. 
 
Wir verbingen einen Tag länger als die anderen noch dort, um noch weitere Routen ohne Topos auszupobieren und reisen erst an Tag drei mit Muskelkater nur wenige Kilometer weiter...es gibt nur einen Tag zur Erholung, bevor neuer Kletterfels erkundet wird!







CHIATURA – Die Stadt unter dem Spinnennetz


Irgendwie faszinierend ist es hier, schöne Felsen säumen die Stadt, aus der an jeder Ecke ein Stahlseil in die Höhe gespannt ist. Hier ist alles voll mit alten verrosteten Seilbahnen, die wohl noch von großen Sowjetzeiten und dem Bergbau zeugen, der auch heute noch Kerngeschäft der Stadt ist. In Betrieb scheinen sie alle noch, von Zeit zu Zeit sieht man kleine Gondeln den Berg hoch oder runter schaukeln. 




Man könnte Chiatura als den Ruhrpott Georgiens bezeichnen, alles ein bisschen schmuddelig, hohe Arbeitslosenzahlen und die Bewohner der Stadt mussten schon so einigem trotzdem. So scheint erst seit 2004 wieder Elektrizität zur Verfügung zu stehen, nachdem die Gas und Stromversorgung 1992 zusammengebrochen war. Dennoch ragen hier die Hochhaussiedlungen in die Luft, denn es wurde sich mit Holzöfen und Dieselgeneratoren irgendwie ausgeholfen...12 lange Jahre, unglaublich. Die Einwohnerzahl schrumpfte deshalb auch um die Hälfte auf ca 16 000. Wir begegneten hier inmitten der Tristesse einer Vielzahl sehr hilfsbereiter Bewohner der Stadt. Die uns an ihrem Marktstand alles mögliche zum Probieren in die Hände drückten; alte Damen die im Vorbeigehen meine Wange streichelten und mir ein liebevolles Lächeln schenkten; Männer, die für uns in der Gegend herum telefonierten, um auch wirklich behilflich sein zu können oder sich mal eben ins eigene Taxi schwangen, um voraus zu fahren. Der Taxifahrer winkte nur ab, als ich ihm ein paar Lari zum Dank geben wollte, nachdem er uns eine kurvige Straße den Berg hinauf gelotst hatte. Ich hoffe, ich hab ihn durch meinen Dienstleistungsgedanken nicht gekränkt. 



Das Klettergebiet, welches hoch oben über der Stadt liegt, beschert uns heute Nacht ein funkelndes Lichtermeer und morgen hoffentlich feinste Kletterei an allererste Sahne Felsen, danach sieht es zumindest aus?! (GPS Koordinaten: 42°17`36.7“N,43°17`09.36“E)
Die Erwartung hat sich bestätigt, die Bolts sind niegalnagelneu und einen Tag später treffen wir sogar die Routsetter vor Ort, die gerade dabei sind, überall in Georgien Sportklettergebiete und Mehrseillängen zu etablieren. Wer interressiert ist, in Georgien klettern zu gehen findet hier https://climbinggeorgia.wordpress.com/2017/05/17/rock-climbing-in-chiatura-georgia/ alle nötigen Informationen zu den unterschiedlichen Klettergebieten und Topos.




Kommentare

  1. Vielen Dank für euren neuen Bericht! Sehr witzig, euch von ebenfalls so fern der Heimat aber in ganz anderer "Mission" folgen zu können.

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  2. Was für ein schöner Bericht! Wir freuen uns schon auf ein Wiedersehen irgendwo in Georgien oder Armenien :) dann mit eurem Bericht vom Käsekloster!
    Beste Grüße von Fridolin und Janine von a-fabulous-world

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    1. Ja...dieses verflixte Käsekloster :D Bericht folgt, sobald wir mit dem Laptop ins wifi kommen...wir sind bereits in Armenien, um vor Temperatur und Regen zu flüchten. Auf ein hoffentlich baldiges Wiedersehen! Heidi&Valentin

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