Iran 3

ISFAHAN - Tausend und eine Nacht


Wir kommen spät an und merken schnell, der von Janus & Ursel empfohlenen Parkplatz 
scheint the place to be zu sein. Bei unserer Ankunft stehen bereits zwei französische und 
ein deutsches Overlanderpaar auf dem Platz, eine schweizer Familie und ein Pärchen aus 
selbiger werden später auch noch hinzukommen. 
 

Noch am selben Abend erkunden wir den Imam Square mit den umliegenden Läden für 
persisches Kunsthandwerk. 
 
 
 
 
 
 
 
Läuft man die Gassen in der zweiten Reihe, kann man den 
Künstlern direkt bei der Produktion der kleinen, filigran bemalten Holzkästchen, dem 
beschlagen von Schmuck oder silbernen Wandschmuck oder dem Drechselhandwerk, 
zusehen. 
 
 
 
 
 
 
 
 
Bei unserem Spaziergang werden wir mehrfach von jungen Iraner_innen 
angesprochen "Can I may talk with you a little bit?" sie freuen sich zu hören, was man 
über den Iran denkt, ihr Englisch zu benutzen und ein Foto zum Andenken an die 
Begegnung zu machen. Obwohl Isfahan weitaus touristischer ist, scheint man noch eine 
Besonderheit für die Menschen hier zu sein.
 

Der nächste Tag beginnt entspannt, wir halten hier und da einen kleinen Schnack auf 
Französisch, Englisch oder Deutsch mit unseren Nachbarn, begrüßen die neu 
eingetroffene Familie aus der Schweiz mit ihrem Renault Saviem und verplempern mal 
wieder die Zeit mit Notwendigkeiten, die eine gefühlte Ewigkeit in Anspruch nehmen. Das 
Vorhaben zu duschen, die Wassertanks zu befüllen und sich fertig zu machen, um die 
Stadt zu erkunden sind begleitet durch Besuche von Iraner_innen, die neugierig in 
unseren Bus lunsen und uns Willkommen heißen. Schnell dämmert es und da im Iran das 
Wochenende ansteht (Donnerstag & Freitag, statt dem uns bekannten Samstag & 
Sonntag) entscheiden wir uns gegen den Basar und laufen die Straßen entlang gen Si-o-
Seh Brücke. Als wir ankommen staunen wir nicht schlecht, denn die Brücke führt...über ein 
trockenes Flussbett. 
 

Der einst durch Isfahan fließende Fluss scheint seit zwei Jahren gar 
kein Wasser mehr zu führen und war vor drei Jahren wohl ein Fluss, bei dem man sich 
beim durch warten nicht mal die Knie befeuchtet hätte. Jetzt ist er gänzlich ausgetrocknet. 
Es wirkt deprimierend, vor allem nachdem wir den Orumiyeh See auch schon nicht 
besichtigt hatten, weil er komplett ausgetrocknet ist. Die Gewässer weichen, da leugne 
nochmal einer den negativen Einfluss des Menschen auf die Natur. 
 
Sehenswert ist die Si-o-Seh Brücke allerdings trotzdem! Mit ihren 33 Bögen bietet sie kleine Räume zum verweilen, von der Ferne betrachtet hat man in jedem dieser also ein kleines „Theater“ zu bestaunen, in welchem jeweils etwas anderes Alltägliches spielt. Auch hier werden wir mehrfach angesprochen und um ein Foto mit uns gebeten, immer wieder das selbe Mantra hörend „Welcome to Iran“. 


Allerdings werden auch andere Stimmen 
lauter, nämlich Jene, die sich zwar freuen, dass es uns hier gefällt, selbst aber ganz wo 
anders leben möchten. Wir hören Kritik am repressiven Staat, wie hoch die Arbeitslosigkeit 
hier ist, dass man sich gar nicht mehr leisten kann zu heiraten (was für Paare 
paradoxerweise absolut notwendig ist), wie niedrig die Gehälter selbst in anerkannten 
Branchen ausfallen und immer wieder Sätze wie „I want to study in 
Germany/America/Europe“ oder gar „People are good, but the government is crazy!“.
 
Als wir nachts noch durch den Hasht Behesht Park schlendern, um die kunstvoll verzierte Decke des gleichnamigen Palastes zu bewundern, hören wir uns den Traum eines Teenagers an, der auf einen Gewinn in der amerikanischen Greencard Lotterie hofft. Ja als Tourist_in staunt man über Monumente, Moscheen und das Tausend und eine Nacht Gefühl...aber wie der Alltag und das Leben derer aussieht, denen nicht das Privileg der Reisefreiheit obliegt, vergisst man dabei gerne. Am nächsten Tag fahren wir raus aus der Stadt. Nur 10km vom Zentrum findet man die White Cliff Mountains von Isfahan...erste Sahne Kletterfels! Von weitem etwas bröckelig wirkend staunt man über die kompakte Felsqualität, wenn man davor steht. 
 
GPS 32.612843,51.582186
 
Wir waren seit Pol-e-Khab nicht mehr klettern und so gierig wie wir sind, suchen wir nach Optik schnell eine leicht aussehende Route zum aufwärmen heraus. Bei der ausgesuchten können wir sogar noch die zweite Seillänge mit unserem 70m Seil klettern, die Bohrhaken und Umlenker sind nagelneu und so legen wir los. Wir staunen nicht schlecht als wir uns schnaufend und ächzend nach oben quälen und die Laune ist erstmal dahin...krass, haben wir die letzten Tage abgebaut, wo ist die Fingerkraft hin, wann hatte ich das letzte mal so gepumpte Arme in einer Auwärmroute? Die Laune hebt sich erst wieder, als wir im Topo- pdf nach einer nächsten Route suchen und bemerken, dass wir uns soeben in einer 6c aufgewärmt haben. 
 
 
 

Die Stimmung wieder erhellt verbingen wir einen wunderprächtigen 
Klettertag, mit persönlichen Cheerleadern am Fuß des Fels. Es ist Freitag und die Iraner 
verbringen ihr Wochenende gerne picknickend, so vernehmen wir Pfiffe und Applaus einer 
Großfamilie, die uns nach einem gelungenen Tag noch auf Chay und Datteln einlädt.
 
Wieder in der Stadt zieht uns eine Speisekarte mit Pizzen an...ein „Italiener“ mit geschmackvoll regenbogenfarbener LED Beleuchtung ist die Wahl für das Abendessen. Die Pizza sieht beim servieren auch erstaunlicherweise wie eine Pizza aus, während der Kellner uns im schwarzen Anzug eine Sprite aus der Dose dekantiert und wir den ersten Happen nehmen merken wir allerdings schnell, das kredenzte Mahl ist ein Wolf im Schafspelz oder besser: ein Italiener im Chador. Auch wenn es nicht nach Pizza (wie wir sie kennen) schmeckt, ist es dennoch lecker und macht, dank dem hier exotischen geschmolzenen Gouda, auch unfassbar satt. 
 
Eine weitere Nacht am Hasht Behesht Park endet und er beginnt: unsere Basar Marathon. Wir laufen den gesamten Tag, über Kilometer durch die engen Gassen des Basars, bestaunen Handwerk, lassen meinen gebrochenen Silberring flicken und bekommen bei der Frage nach dem Preis wieder nur „Welcome to my country“ zu hören. Wir bewundern Handwerker, Künstler und kunterbunte, plastikausdünstende Chinaimporte, stärken uns mit einer Falafel und einer Teigtasche mit pikant gewürztem Kartoffelstampf. Weiter geht’s, Kilometer um Kilometer, bis wir irgendwann wieder ans Tageslicht gelangen und feststellen, dass es bereits dunkel ist. Welch fabelhafte Reizüberflutung. Vollkommen aufgekratzt und erschöpft zugleich tapsen wir zurück zu unserem Bus, mit reichlich Beute im Rucksack.
 

 
 
 
 


 


Kommentare

  1. Hallo ihr beiden, könnt ihr vielleicht noch die Koordinaten von dem Platz in Isfahan zur Verfügung stellen? Besten Dank! Janine

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    1. Hallo Janine und Fridolin, hier sind die GPS Daten des Parkplatzes: 32.655140, 51.671240
      Viele Grüße aus Kerman, Valentin und Heidi

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