Vereinigte Arabische Emirate 1

BANDAR ABBAS - and round and round it goes

Da stehen wir jetzt an der Einfahrt eines Truck-Parkplatzes. Hier kommt ein wenig Mad Max Stimmung auf, die Trucks wirbeln den Staub auf, der Müll in den Mülltonnen, bestehend aus ehemaligen Ölfässern, wird jeden Abend abgefackelt, unablässig laufen irgendwelche Motoren.
Jeden Morgen wird man um 6 von den LKWs geweckt, doch wir sind froh, sicher in Nähe der Fähre zu stehen. Unser Stellplatz offeriert auch kleine Überraschungen: ein paar Meter vom Auto entfernt purzeln drei Hundewelpen umher, so jung, dass sie keinen Meter laufen können.

Bereits kurz nach unserer Ankunft stellt sich der Besitzer des Parkplatzes vor, der zudem Campingkühlschränke, Palettenweise Trinkwasser und Wohncontainer vertreibt.
Er ist Campingfan und es stellt sich während der Präsentation seiner Massen an Selfis heraus, das er einen Mercedeshändler in Teheran kennt. Da Luftfracht im Iran unglaublich günstig ist, beschließe ich das fehlende Lager über ihn zu bestellen, so dass ich das Auto irgendwie aus eigener Kraft auf die Fähre bekommen kann. In einem Tag ist das Lager bestellt und verschickt. Im Iran kann man kostenfrei Bargeld bei der Bank des Zahlungsempfängers einzahlen und er hat es im gleichen Augenblick auf seinem Konto. 
Hoffnungsvoll holen wir das Ersatzteil am Flughafen ab und ich nehme das Radlager auseinander. Doch die Freude hält nur kurz an, das Lager ist wieder das Innere, welches ich bereits hatte und nicht das äußere größere Lager.
Das Parkplatz-Multitalent, ein hagerer Mitarbeiter der ohne Unterlass mit seiner Schubkarre am arbeiten ist, will die Überreste des alten Lagers aufdrehen um das kleinere Lager dort reinzustecken. Das wäre aber nicht ohne Bearbeitung der Radnabe möglich, also lehne ich ab. Leider müssen wir nochmal bei dem Besitzer des Parkplatzes, mittlerweile nennen wir ihn in Anlehnung an das Känguru Manifest den Pinguin, fragen ob es in Bandar Abbas einen Kugellagerhändler gibt.
In der Zwischenzeit hat sich herausgestellt, dass er versucht, aus allem ein lukratives Geschäft zu generieren, selbst duschen kostet bei ihm 2€ pro Dusche, so duschen wir einfach auf seinem Klo. Zudem teilt er uns mit, dass er Hitler verehrt, weil dieser gegen die im ganzen Iran unbeliebten Engländer vorgegangen ist. Das nebenbei die ein oder andere Person anderer Nationalität umgekommen ist, sei ihm da seiner Meinung nach verziehen.
Aber natürlich ist er kein Nazi oder so, er mag einfach nur keine Engländer, ach so.
Der Pinguin organisiert in seiner gewohnt herablassenden Art einen Taxifahrer und wir fahren mit den kaputten Teilen durch die Stadt. Tatsächlich finden wir einen kleinen Laden, der bis unter die Decke mit Lagern vollgestopft ist. Von winzig klein bis zu Schiffsmotorengröße findet sich alles auf den ca 15qm. Wir geben unsere Überreste dem alten buckligen Mann hinter dem Tresen und nach einem kleinem Blick darauf hat er innerhalb von Sekunden das richtige Lager rausgesucht. Unglaublich, wie er bei den Massen an Schachteln anhand von handgemachten Listen den Überblick behalten kann. Sogar die Dichtung hat er für 50Cent vorrätig. Die Bestellung bei Mercedes kann man unter „Lesson Learned” abhaken.

50 Meter weiter befindet sich eine Garage mit einer Mini Metallwerkstatt.
Die Maschinen die eine riesige Hydraulikpresse und eine Drehbank sind in einem Raum so groß wie eine Garage untergebracht. In der rauen Umgebung steht ein Mann, herausgeputzt als würde er gleich zu einer Verabredung gehen und ein Angestellter. Die beiden verstehen direkt worum es geht und machen sich ans Werk. Ich bekomme die Lauffläche der Nabe poliert und die beiden Seiten des Lagers aufgepresst. Die ganze Arbeitet kostet nur 8 Euro. So kann der Rote in kürzester Zeit wieder rollen! (27.18149,56.284365)

Bei der ersten Testfahrt am nächsten Tag halten wir beim Ticket Office 4km vom Hafen entfernt um uns zu erkundigen, was die Tickets kosten. (27.160502, 56.230245)
Wir werden gefragt, ob wir bereits am folgenden Morgen übersetzen wollen...wieso nicht, langsam haben wir genug von unserem Parkplatz, auch wenn es schön ist, den kleinen Welpen bei ihren ersten geh-Erfolgen zuzuschauen. Es kommt Hektik auf, der nächste Tag ist ein lokaler Feiertag und der Zoll schließt in einer Stunde. Schnell fahren wir mit zwei Angestellten direkt zum Hafen und werden an einen Schleuser weitergereicht. Jeder ist schon in Erwartung auf den Feierabend und so werden wir innerhalb von weniger als einer Stunde durch alle Stationen des Hafens durchgereicht. Anscheinend hat der Schleuser für den Tag schon genug an den anderen Reisenden verdient, wir müssen nichts für ihn bezahlen und stehen am Ende des Tages unerwarteter Weise in einem schönen Innenhof auf dem Hafengelände. Von anderen Reisenden erfahren wir später, das der Schleuser einem auch dann ein wenig hilft, wenn man ihm von vorneherein sagt, dass man seine Dienste nicht in Anspruch nehmen will. Er scheint irgendwie zur Agentur zu gehören, also nicht die 100 Dollar zahlen, die er verlangt!
In dem Innenhof steht bereits ein Deutscher mit Amarok Pickup, ein Motorrad mit Beiwagen eines Franzosen und ein Landcruiser einer Familie aus Bahain. Die Freude ist groß, als sich kurz später Pierre, einer der Franzosen aus Isfahan, den wir mit seiner Frau Therese und ihrem Toyota schon in Yazd wieder getroffen hatten, zu uns gesellt.
Die Ausreiseprozeduren am Hafen sind langwierig aber nicht sehr kompliziert. Wir bekommen unsere Tickets erst um 16:00 ausgehändigt und müssen uns um 17:00 in eine Wartehalle begeben. Hier wird eine recht rudimentäre Personenkontrolle durchgeführt. Dabei wird das Taschenmesser in meiner Hosentasche gefunden und ich bekomme es erst bei Einreise in den Zielhafen vom Kapitän zurück. Die Logik erschließt sich einem nicht ganz, denn nach der Kontrolle fährt man selbstständig das Auto auf die Fähre, in das niemand auch nur einen Blick geworfen hat und in dessen Küchenschublade sich mehrere Messer tummeln.

Praktischerweise hat die Familie aus Bahain die Einreise in die VAE bereits einmal durchgeführt, so folgen ihnen alle Traveller im Gänsemarsch, um die insgesamt sechs Stationen abzulaufen bei denen man Papiere vorlegen, unterschiedliche Gebühren zahlen und Unterschriften leisten muss. Trotzdem vergehen Stunden, bis wir es raus aus dem Hafen schaffen. Ich bin froh, dass das Auto fährt, ohne eigenen Antrieb wäre es deutlich aufwendiger geworden. 
 


DIE VEREINIGTEN EMIRATE – Wir verspeisen das beste Weltkulturerbe

So rollen wir durch die fancy Glitzerwelt von Dubai und fahren zu dem Haus, in dem Martin (Instagram: motomogli) mit seiner Katze untergekommen ist. Wir werden herzlich willkommen und staunen das erste Mal wieder in einer großen Wohnung zu sitzen und deliziöse Pizza vom Freedom Pizza Lieferdienst zu verspeisen.
Feres vertreibt Brettspiele und ist entsprechend ausgestattet. Wir verbringen den nächsten Tag über diversen Spielen und freuen uns unsere Bettwäsche in einer richtigen Waschmaschine waschen zu können.
Doch das Meer ruft und wir fahren zum kostenlosen Strand gegenüber von der künstlichen Palmeninsel, Palm Jumeirah. 
 
Von hier können wir komfortabel mit den Fahrrädern zur Metrostation fahren, um in der Stadt Erledigungen zu machen und die Malls zu besuchen.
Der Kontrast zum Iran könnte nicht größer sein als in den Shoppingtempeln. 
 
Der erste Stop führt uns zur Mall of the Emirates, sie beherbergt neben den zahlreichen Luxusläden eine Skihalle mit Pinguinshow. Die armen Tiere müssen zweimal am Tag eine Show machen und für die allseits beliebten Selfies herhalten. Doch trotz des Schnees kommen keine Weihnachtsgefühle auf, sondern wir fühlen uns eher deplatziert zwischen all dem Prunk.
Weiter geht es zu der Dubai Mall. 

Diese hat ein riesiges Meerwasseraquarium zu bieten, voll mit verschiedensten riesigen Fischen und Haien. Auf die Investition von 30€, um durch einen 10 Meter Glastunnel zu laufen verzichten wir gerne. Doch die Möglichkeiten hier Geld zu entsorgen sind mannigfaltig: Es kann in ein Boot mit Glasboden, abtauchen in einem Käfig, schnorcheln, Flaschentauchen und bestimmt viel mehr investiert werden. Doch im ersten Stock kann man die Tiere auch kostenlos durch eine riesige Glasscheibe bestaunen.








Auf die Eislaufbahn haben wir genauso wir auf die Aufzugfahrt im angeblich höchstem Hochhaus der Welt, dem Burj Khalifa, verzichtet. Das Hochhaus ist auch von unten Imposant, so beschließen wir mit dem Geld lieber eine weitere leckere Pizza zu verspeisen.


Wohl gesättigt und reiz überflutet fahren wir mit der super sauberen Metro zurück zu unserem mobilem Zuhause am Strand.


Am Strand angekommen sehen wir, dass sich die ersten ausländischen Fahrzuge zu uns gesellt haben; ein Rentnerpaar mit Unimog aus Deutschland und eine Schweizer Familie mit L3004x4 und einem Bremach (www.t-rex.tours.?)
So hat sich eine angenehme kleine Gruppe zusammengefunden.
Die gemütlichen Tage am Strand zeigen, das unser Kühlschrank keinen Stillstand verträgt, er wird wärmer und wärmer. Es stellt sich heraus, dass es keine gute Idee zu sein scheint, den separaten Kompressor höher als den Eintritt in die Kühlbox zu montieren, die Kühlflüssigkeit fließt wohl durch die Schwerkraft in den Kompressor zurück. Also versuche ich die Aluleitung, an der der Kompressor hängt so zu verbiegen, dass er am Boden neben der Box Platz findet. Natürlich muss genau, als er am richtigen Platz steht die Leitung zwischen dem Kupferrohr des Kompressors und der Aluleitung zur Box reißen und die Kühlflüssigkeit verabschiedet sich. Na endlich mal was zu tun!
Mittlerweile ist es auch Zeit, sich von unserem Strand zu verabschieden, Janus und Ursel kommen mit der Fähre und wir haben uns für den Abend auf einem Travellerfestival in einer Parkanlage in Dubai verabredet. Die Veranstaltung findet unter der Schirmherrschaft vom Kronprinz statt und ist bis auf den regulären Parkeintrittspreis kostenlos. Sie wird nicht sonderlich intensiv beworben, doch Uwe und Sabine haben uns und anderen Reisenden den Tipp gegeben und wir nutzen das Event als Treffpunkt für die Neuankömmlinge.
Leute aus der ganzen Welt unterwegs mit verschiedensten Fortbewegungsmitteln präsentieren ihre Abenteuer. Wir bekommen Abendessen und feiern die Ankunft von Chilli und seinen Mitreisenden.
Die Präsentationen schwanken zwischen Selbstbeweihräucherung und bewegenden Geschichten, eine gelungene Mischung, für uns fühlt es sich an wie Urlaub vom Reisen.
 


Wir stehen mit einigen Fahrzeugen am Rand des Festivals und sind eine eigene Attraktion. Neben den altbekannten Gesichtern kommen noch Franzosen mit ihrem gut genutzten Saviem an. 

Sie sind zusammen mit Janus und Ursel in die Parkanlage gekommen. Als sie bei der Pforte über die Eintrittsgebühr diskutieren hält ein Scheich mit einem seiner drei Rolls Royce an und fragt, ob es ein Problem gäbe. Als er erfährt, dass die anderen dachten, der Eintritt sei kostenlos sag er nur 'follow me' und beide Fahrzeuge, deren Gesamtwert wahrscheinlich nicht für eine Alufelge des Cabrios reichen würde, werden hinter dem Scheich durchgewunken.
Unser Wiedersehen wird im Auto der Franzosen mit dem ersten Alkohol seit Monaten gefeiert und es wird ein lustiger Abend bei dem wir die vielen neuen Geschichten austauschen.




Nach drei Tagen auf dem Festival geht es weiter zu dem Strand von Sharjah, hier gibt es Internet und öffentliche Toiletten. Zudem können Massen an Russen beim Sonnnenanbeten und posieren am Strand bestaunt werden.
Von hier kann ich auch die Drohne abholen, die einige Prothesen bekommen hat, aber jetzt wieder einwandfrei fliegen kann!
Dafür stellt sich die Reparatur des Kühlschranks als schwieriger als erwartet heraus. Niemand traut sich die beiden verschiedenen Materialien zusammenzuschweißen. Nach dem Abfahren unzähliger AC-reparatur Läden und verschiedener Metall bearbeitender Garagen finden wir endlich einen Laden, der es ausprobieren will. Wir vereinbaren einen Preis für das schweißen und befüllen und los geht es. Doch die Ernüchtetung folgt, als das Geld direkt nach dem Schweißen des Rohrs verlangt wird. So war das nicht vereinbart, wir hatten gesagt, wir zahlen erst, wenn der Kühlschrank gefüllt ist und einwandfrei läuft. In dem zu schweißenden Rohr ist nämlich noch ein kleineres Kupferrohr integriert, das beim schweißen nicht zerstört werden darf, sonst ist der Kühlschrank definitiv kaputt. Nach einigem hin und her füllen sie den Kühlschrank mit Gas, aber er wird nicht kalt. Verärgert darüber, dass das Gerät jetzt wohl entsorgt werden kann handel ich den Preis auf ein Drittel des vereinbarten Preises für eine gelungene Reparatur runter.


Während der Rückfahrt zu unserem Stellplatz lassen wir den Kompressor weiterlaufen und oh Wunder, bei Ankunft ist der Kühlschrank kalt! Da er jedoch nicht vollständig mit Gas gefüllt ist holen wir das am nächsten Tag nach. Hierbei stellt sich heraus, das wohl irgendwo noch ein Leck vorhanden sein muss, aber er kühlt immerhin wieder so gut oder schlecht wie vor der Reparatur. Bei allen Arbeiten trifft man fast ausschließlich Ausländer, größtenteils Inder oder Pakistani, an. Der Ausländeranteil beträgt etwa 70%, bei körperlichen Arbeiten sieht man nur Ausländer, ohne sie wäre die rasante Realisierung der diversen Großprojekte mit Arbeiten bis in die Nacht unter Flutlichtscheinwerfern nicht möglich.






Kommentare

  1. Ihr beiden,
    wir verfolgen immer sehr gespannt eure interessanten Berichte mit den tollen Fotos!
    Was ihr alles erlebt - die Reparaturgeschichten und die "zufälligen" Begegnungen mit Menschen, die wie ihr unterwegs sind, auf unterschiedliche Art und Weise mit den unterschiedlichen Fahrzeugen.......
    Genießt noch die letzten Tage diesen Jahres und kommt gut in das neue Jahr 2018!
    Wir wünschen euch noch viele tolle Erlebnisse und allzeit gute Fahrt!
    Liebe Grüße von Carola ♡ Joachim, zur Zeit auf La Palma

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  2. Hallo Roli & Joachim, frohes Neues Jahr und die besten Wünsche für 2018! Es freut uns zu hören, dass ihr unsere Berichte verfolgt. Wir hoffen, in den nächsten Tagen Nachschub liefern zu können mit unserem letzten Bericht, für die Emirate. Seit kurzem sind wir im Oman und werden sicherlich auch dort spannende Begegnungen haben und Momente mit der Kamera festhalten, die wir mit euch teilen können.
    Liebe Grüße Valentin & Heidi

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