DUBAI
– Es weihnachtet sehr...
Am
Strand in Sharjah haben wir noch ein Schweizer Pärchen mit ihrem
roten Toyota kennenlernen dürfen...die Beiden sind auf Instagram
unter „The_chlapf“ zu finden und haben bei unserem Treffen noch
keinen fixen Plan, was sie an Weihnachten machen möchten. Warum also
nicht gemeinsam Pläne schmieden? Ein weiteres Pärchen, welches mit
den Rädern aus der Schweiz angereist ist, soll bis Weihnachten noch
hinzukommen...also schreiben wir Einkaufslisten für ein Festmahl à
acht Personen. Noch bevor wir uns am Strand von Dubai an der Palme
erneut treffen, startet Janus einen Probebackversuch in der für den
Gasherd konzipierten Omnia Backform. Wir sind mit der Generalprobe
sehr zufrieden, als wir am Nachmittag leckeren Dattelkuchen schmausen
und auf die Ankunft von David und Lyvia warten.
Am
24. machen wir uns dann alle auf in die nah gelegene Mall of the
Emirates, um unsere Zutaten für einen Rohkostsalat, frische
Käsespätzle und Schoko-Bananenkuchen zu besorgen. In der Mall ist
der westliche Weihnachtswahnsinn ausgebrochen und so kommen wir
vollkommen verstört und mit dick bepackten Einkaufstüten wieder ans
Tageslicht.
In
der Zwischenzeit sind Matthias und Laila am Strand angekommen und so
machen wir uns gemeinsam ans Werk, kneten, rühren und schnibbeln
allesamt was das Zeug hält.
Es
ist ein ganz vorzügliches Mahl, dass wir uns am Abend unter einer
Lichterkette einverlaiben und so purzeln wir alle Kugelrund nachts
ins Bett...den Hefezopf und den Schokokuchen, den Lyvia und David
geplant hatten, mussten wir vor lauter Völlerei aufs Frühstück
verschieben. Dieses fällt dank der Pancakes von Matthias und Laila
dann noch üppiger aus. Wir sind so träge, dass wir beschließen
noch einen weiteren Tag gemeinsam am Strand zu verleben, bevor wir
Abschied nehmen und es für Valentin und mich in die Werkstatt
geht....
...denn
wir wollen alle Lager nochmal gründlich von Mercedes checken lassen,
bevor wir im Oman wieder Offroad unterwegs sind und unser Roter
wieder volle Leistung bringen muss im Sand, auf unbefestigten Straßen
und natürlich auch auf Asphalt.
So
rollen wir am Morgen in die Halle der Mercedes Benz Garage. Der Rote
wird auseinander genommen und die Stunden vergehen. Der Tag ist
schnell vergangen, die Lager nicht wieder neu montiert und so steht
der Rote da wie auf dem OP-Tisch.
Valentin und ich gehen kräftig zur
Hand, möchten den phillipinischen Arbeiter so gut es geht
unterstützen, denn der Chef macht deutlich: in der Werkstatt
übernachten und morgen weiter machen erlaubt der Manager nicht und
unser Schrauber ist zu Überstunden verdonnert, bis der Rote wieder
rollt. Es wird immer später, die angegebenen Newtonmeter um die
Schrauben anzuziehen ziehen das Lager viel zu fest an, sodass es sich
kaum mehr bewegen lässt. Schnell ist es 21 Uhr, unser Mechaniker
arbeitet nun schon mind. 10 Stunden und ich beschließe, erst mal
einen Berg Nudeln zu kochen, wie soll man denn hungrig und seit
Stunden schuftend noch Probleme lösen können?!
Während
wir die Pasta verschlingen erzählt er uns, dass er bereits seit 7
Jahren in den Emiraten arbeitet, sogar für Porsche habe er schon
geschraubt, um sich Werkzeug für Werkzeug die Möglichkeit zu
erarbeiten, wieder nach Hause auf die Philippinen zu können, um eine
eigene Werkstatt zu eröffnen. Sieben Jahre...er strahlt uns mit
leuchtenden Augen an, wenn er von seiner Heimat spricht. Wir
unterhalten uns darüber, dass es selbst nach so langer Zeit sowieso
gar nicht möglich wäre, einen VAE Pass zu bekommen. Alle Arbeiter,
und davon gibt es Tausende aus Pakistan, Indien, den Philippinen, aus
Sri Lanka, Bangladesch und Afghanistan, sind hier nur auf Zeit. Der
Maximallohn, den man bspw. im Hotelgewerbe als Rezeptionistin
verdienen kann, beträgt umgerechnet 1000 Dollar, üblicher sind
allerdings geringere Monatsgehälter die z.T. nur 300 Dollar
betragen. Unfassbar, mit 300 Dollar könnte man schon in Deutschland
kaum leben, hier in den Emiraten allerdings ist alles nochmal
teurer...und so erscheinen einem die Prunkbauten, Malls und anderen
Superlativen plötzlich wie traurige Denkmäler: Schaut her, was man
erschaffen kann, mitten in der Wüste...mit der Ausbeutung Derer, die
keine Wahl haben!
Der
Nachtwächter ist Pakistani, er schwärmt ebenfalls von seinem Land
und freut sich, als er hört, dass wir auch schon viel reisenswertes
darüber gehört haben. Mal sehen, ob wir die Visa bekommen,
Inshallah!
Wir
sind froh und todmüde, als wir gegen 22 Uhr vom Hof rollen und uns
nur zwei Straßen weiter Schlafen legen. Endlich geschafft, nun haben
wir uns eine Pause für den nächsten Tag verdient.
AL
QUDRA SEEN – Partyvögel und Rennradschau
Wir
fahren zu den Al Qudra Lakes, eine künstlich geschaffene Oase nahe
Dubai, welche zig Vogelarten, unter anderem Flamingos beheimatet. Wir
erhoffen uns Ruhe, eine erholsame Nacht, nach zwei Unruhigen an der
Straße. Der Ort ist Idyllisch, die Enten und Gänse tümpeln vor
sich hin und wir nehmen uns die Zeit ein wenig zu lesen.
Nach dem
Abendessen in diesem Naherholungsgebiet legen wir uns schlafen. Doch
die Ruhe währt nicht lange, in der Nacht kommt eine Gruppe mit vier
SUV´s angerast und beschließt, ihre Boxen direkt neben unserem
Roten aufzudrehen. Wieder wach suche ich das Gespräch, bitte sie,
doch ein paar Meter weiter zu fahren, der See bietet ja genug Fläche,
um jedermanns Bedürfnis zu berücksichtigen. Eine kleine Weile wird
es Still, wir legen uns wieder hin und warten, dass der Schlaf
zurückkommt. Weit gefehlt, die Gruppe hatte die Idee, noch ein Feuer
zu machen, nachdem sie sich von dem `Schreck` erholt hatte, dass doch
tatsächlich Menschen in dem roten Bus schlafen. Ich hab die Nase
voll, mehrere Nächte mit ständig unterbrochenem Schlaf in lauter
Kulisse lassen einen dann doch zum Spießer werden, wenn die Hoffnung
auf Ruhe ein weiteres Mal zerschlagen wird. Ich werde sehr viel
deutlicher und die Meute erkennt, dass ihre Party wohl wenig spaßig
wird, wenn sie weiter neben uns parken und so packen sie zusammen,
löschen das -ohnehin nicht erlaubte- Feuer und ziehen gegen 2 Uhr
murrend von dannen. Das war sie dann also...die lang ersehnte ruhige
Nacht am See.
Am
nächsten Morgen fahren wir zu einem Großen Parkplatz nahe der Seen.
`Maps.Me` hat uns Duschen dort angezeigt und die wollen wir gerne
nutzen. Warum diese dort angelegt sind erschließt sich uns dann
auch. Mitten durch die Wüste führt ein asphaltierter
Fahrrad-Rundweg von 50km auf dem die Emiratis und Expeds ihre
Rennräder vorführen. Spontan beschließen wir, unsere Mountainbikes
vom Bus zu schnallen und auch eine Runde zu drehen...“klug“ von
uns, denn es ist Mittagszeit.
Als
wir am späten Nachmittag wieder am Parkplatz ankommen sind wir gar.
Die Strecke hat was surreales, links und rechts nichts außer Sand
und dann die perfekt beschilderte Straße, mit kleinen Stationen
unter Sonnensegeln zum rasten, sonst nur Sonne und flimmernder
Asphalt. Da stört es mich nicht, dass die Duschen für die Damen nur
kaltes Wasser offerieren. Wir verbringen noch eine Nacht auf dem
Parkplatz, müde genug, dass die V8 Motoren und Sportwagen, die ihre
Prestigerunden drehen, nur im Halbschlaf wahrnehmbar sind.
JEBEL
HAFEET- Serpentinen und Kupplungsgerüche
Der
höchste Berg der Emirate, ca. 1000 m.ü.M. liegt direkt an der
Grenze zum Oman. Warum also nicht kurz rauf auf den Berg, am Abend
wird es dort sicher schön ruhig und so schlängeln wir uns hinauf,
in ein kleines Disneyland für jene, die Natur gerne laut und bunt
genießen. Der Parkplatz ist bei unserer Ankunft am Nachmittag noch
Halbleer und so sind wir guter Dinge, als wir den Roten für die
Nacht abstellen. Je voranschreitender die Zeit ändert sich das Bild
auf dem Berg allerdings erheblich. Die Autos stehen zweispurig im
Stau...allerdings nicht wie gehofft nach unten, sondern nach oben!
Die Luft stinkt nach verschmorten Kupplungen von den ganzen
Berganfahrten, ein Auto nach dem anderen überhitzt und der Parkplatz
ist gestopft voll. Neben Massen an Menschen, die in der dortigen
Imbissbude zu Abend essen, an bunt blinkenden Kästen mit Greifzangen
nach Plüschtieren fischen oder auf einem der Münzeinwurfstieren
reiten, sitzen noch unzählige Familien auf Picknickdecken auf den
breiten Gehsteigen und verspeisen ihr Mitgebrachtes.
Eine herrlich
bunte Kulisse, um Abends zu flanieren, multikulturelle Essengerüche
einzuatmen und Fotos zu schießen. Aber schlafen? Naja, wird schon
noch ruhiger werden, sagen wir uns. Eine Gruppe indischer Männer
dreht die Boxen auf und fängt an zu tanzen, unter rhythmischen
Klatschen der Zuschauer. Nachdem wir eine weitere Runde über den
Platz gedreht haben finden wir in den Dreck unserer Motorhaube
folgende Worte geschrieben: „WILKOMMEN NACK UAE MEINE FRENDE VIEL
GLÜCK“. Wie nett! Schnell gesellt sich eine Gruppe Männer aus Pakistan zu uns,
neugierig woher wir kommen, wohin wir gehen und ob sie wohl einen
Blick in unseren Bus werfen dürfen?! Während sie noch ein Foto zum
Abschied machen, zücken wir auch noch flink unsere Kamera.
Die
Nacht wird nicht sonderlich ruhiger. Wir sind umgeben von Kindern,
die auch um Mitternacht noch Fußball spielen und von Zeit zu Zeit
unseren Roten treffen, Lautsprecher aus denen Bollywood ähnliche
Musik schallt und Autos, die an einem vorbei fahren. Wir sehnen uns,
nach dem ersten Klettergebiet im Oman, in dem wir wohl wieder
naturnaher stehen und zu dem wir schon am nächsten Tag fahren
wollen. Denn wir haben mittlerweile genug gesehen von den bling bling
Emiraten, in denen auch nicht alles Gold ist, was glänzt.
Hallo Valentin und Heidi,
AntwortenLöschenschön wieder von euch zu lesen!
Bei eurem Bericht zur nächtlichen Ruhestörung durch die gemeinen Einheimischen musste ich aber doch sehr grinsen. - Heidi, weißt Du noch, wie Du uns vor ein paar Jahren, als unsere Nachbarn zu Hause ein Technofestival veranstaltet haben empfohlen hast, beim nächsten mal doch besser in ein Hotel umzuziehen!? So ändern sich die Perspektiven! ;)
Weiterhin gute Reise euch!
Fabian
Lieber Fabian, freut mich, wenn du in meinem Text etwas herauslesen konntest, was dir -vor allem nach so langer Zeit- ein gutes Gefühl verschafft. Ich erinnere diese Unterhaltung nicht so gut wie du es scheinst aber schön zu hören, dass mein Text zur Lösung beitragen konnte. Liebe grüße von der perspektivisch flexiblen Heidi ; )
LöschenHallo ihr zwei!
AntwortenLöschenIch hab im Iran Fridolin und Janine im Camper aus Augsburg getroffen, die mir euren Blog gesagt haben.
Ich bin mit dem Rad aktuell im Oman und habe Klettergurt und Schuhe dabei. Wenn ihr Lust habt könnten wir mal Kontakt aufnehmen und uns vielleicht bei einem Klettergebiet treffen! Ihr findet mich auf Instagram: Kaspatria oder Facebook: Julian Travelling
Würde mich sehr freuen!
Hallo Julian, feine Sache! Wir werden in ca 2-3 Tagen im Wadi Mistral sein zum klettern. Derzeit sind wir noch in Muskat, nachdem wir ein paar Tage im Kubrah Canyon geklettert sind. Du kannst gerne via Mail Kontakt mit uns aufnehmen, wir haben eine Oman sim. Die Nummer habe ich leider gerade nicht zur Hand deshalb: valentin.wey at gmx.de dann können wir uns auch ggf. noch für weitere Spots zusammen schreiben?! Gruß Valentin & Heidi
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