Oman 2

AL KHALAF – Wiedersehen mit den Asienreisenden


Es ist gefühlt schon wieder lange her, dass wir Janus und Ursel getroffen haben. Das möchten wir ändern und uns am Strand bei Al Khalaf treffen, um gemeinsam runter nach Salalah zu reisen. Ein wenig Offroad fahren, das Visum um einen weiteren Monat verlängern und einfach etwas Zeit miteinander verbringen. Auf dem Weg nach Salalah liegt die ein oder andere Sehenswürdigkeit, die wir zum Übernachten ansteuern wollen, an sich werden die kommenden Tage aber hauptsächlich durch `Strecke machen` geprägt.


Am späten Nachmittag erreichen wir den Strand, an dem wir uns verabredet hatten und nur eine Stunde später erspähen wir den roten Iveco, wie er durch die Dünen zu uns gedünt...äh gedüst kommt. Es gibt viel zu erzählen und so ist es schon recht spät, als wir die Planung für die nächsten Tage abgeschlossen, alle Erlebnisse der Zwischenzeit ausgetauscht haben und in die Federn kriechen.



SUGAR DUNES – süßes Kameltreiben


Wir fahren zu den Sugar Dunes. Der Name ist Programm, sie sind strahlend Weiß und sehen aus der Ferne wie perlmuttern glänzender Zucker aus.
Wir ziehen direkt nach unserer Ankunft los, um Feuerholz zu sammeln. Es vergehen einige Meter im weichen warmen Sand, bis wir auf vertrocknete Sträucher stoßen. Mit dem ein oder anderen Treibgut verzurren wir unsere Beute zu drei großen Bündeln, die wir gemeinsam zu unseren Bussen schleifen. Wenn Plastik nicht so giftig und stinkend wäre, hätten wir wohl schon auf den ersten Metern die gleiche Menge für ein Feuer zusammentragen können...alles liegt voll mit Kunststoffschnüren von den Fischern und allerlei Plastikpartikeln und -flaschen, die vom Meer angeschwemmt wurden. Man muss nicht zwangsläufig am Strand bei den Sugar Dunes gewesen sein, um dort seinen Müll zu hinterlassen...den Transport dort hin erledigt schon das Meer. Welch scheußliches Material, dass da so achtlos in sämtliche Kosmetik gepanscht wird, aus Haushalten kaum wegzudenken und als Lebensmittelverpackungen aus den Supermärkten wandert und unseren Lebensraum nicht nur verschandelt, sondern auch verseucht. Der Leser darf sich an dieser Stelle gerne ein kotzendes Emoji vorstellen!
Die Dünen selbst, bleiben von dem Müll verschont, sodass wir euch dennoch schöne Fotos präsentieren können.




Als am frühen Abend noch eine Schafs- Ziegen- Kamelherde an uns vorbeigetrieben wird staunen wir nicht schlecht...der moderne Hirte treibt seine Tiere nicht zu Fuß oder zu Ross an, ein Toyota PickUp scheint das neue `Must Have` der Hirtenszene zu sein. Das tapsig daherlaufende Kameljunge ist immer wieder hin und her gerissen, zwischen Neugierde und Angst vor uns und entschließt sich dann aber doch, flux den Schutz der Mutter zu suchen, als Ursel ihm näher kommt.



Als es dunkel wird graben wir ein tiefes Loch, entzünden unser mühsam zusammengetragenes Holz und genießen die sternenklare Nacht, bevor am nächsten Tag die Reise weiter geht.



WADI DHARIF – Mit Harpune und Flossen am Schiffswrack


Wir fahren ins Wadi Dharif, an dessen Küste ein altes Schiffswrack liegen soll. Unsere schnorchelbegeisterten Freunde sind hellauf begeistert und selbst Valentin ist in freudiger Erwartung darauf, was es dort wohl durch die Taucherbrille zu sehen gibt. 

Janus nimmt sich geradewegs seine Harpune mit, als er und Ursel vor uns ins Wasser hüpfen. Es vergeht keine Viertelstunde, als uns Ursel schwer bepackt entgegen kommt.. Janus hat einen riesigen Tintenfisch erlegt aber nicht mit der Harpune, sondern einfach mit seinem Messer...Zack! Die Pläne für das Abendessen der Karnivore in der Gruppe stehen also fest. Als Janus über eine Stunde später wieder den Weg aus dem Wasser findet, hat er noch eine Languste harpuniert. Fasziniert davon, wie viel Tinte aus so einem Tintenfisch kommen kann, nachdem er schon eine gewaltige Ladung im Wasser abgelassen hatte, schaue ich Janus beim Ausnehmen und Zerlegen des Tieres zu...kein Biologieunterricht könnte informativer sein und so staune ich nicht nur über die Tintenmenge und den robusten Mittelknochen des Tieres, sondern auch über den festen Schnabel, den ein Tintenfisch hat.





Abends bekommen wir noch Besuch von ein paar Omanis, sie winken den Fischerbooten in der Hoffnung, den Fischern etwas abkaufen zu können, doch diese tuckern weiter. Als sie mitbekommen, was Janus heute alles aus dem Meer gezogen hat, hätten sie ihm seinen Fang wohl am liebsten abgekauft. So sitzt einer von ihnen bei Ursel im Bus und schaut neugierig zu, wie sie die Beute in die Töpfe schmeißt, bevor sie sich nach einem Gebet am Strand und ein paar Fotos dann doch wieder verabschieden.


Janus` Erfolg des Tages veranlasst uns noch einen Tag beim Wrack zu bleiben und siehe da, er zieht zwei weitere Langusten mit seiner Harpune aus dem Meer und ein Fisch ist auch noch mit dabei...am Abend schmeißen wir die Glut aus dem Lagerfeuer in unseren Klappgrill und erneut findet Meeresgetier einen Platz in drei Mägen. 


Auch Besuch gibt es wieder an dem Abend...zwei illegale Falkenjäger, die an den nahegelegenen Salzseen ihre Fallen aufstellen, waren erfolgreich und haben einen kleinen Falken an der Leine. „Armer Tropf!“ denken wir, als er uns das ängstlich flatternde Tier vorführt. Trotz der alten arabischen Tradition ist es im Oman verboten, wilde Falken zu fangen und so tun uns die Burschen nur mäßig leid, als sie sich kurz danach mit ihrem SUV festfahren und sich wieder freibuddeln müssen.


Am nächsten Morgen geht es für uns dann weiter, auch wir müssen bei dem weichen Sand unsere Sandbleche einsetzen und hier und da die Schaufel zur Hilfe nehmen aber dann geht es die Küste entlang. 


Auf einer Klippe stehend machen wir noch große Wäsche und unsere Shirts und Hosen wehen von beiden Seiten wie Gebetsfahnen im Wind. In dieser Nacht sehe ich zum ersten Mal wie Plankton beim Brechen der Wellen so aufgewirbelt wird, dass es leuchtet. Ein ganz erstaunliches Phänomen, wenn die neongrün leuchtenden Linien sich über das Meer die Küste entlang ziehen. Ein gewaltig großer Fisch, oder wahrscheinlicher ein Säugetier, schien sich auch im Wasser zu bewegen, denn es war durch seine schnellen Bewegungen ebenso umgeben von grünem Leuchten.


Morgens holten wir unsere Wäscheleinen wieder ein und weiter ging die Fahrt.




WADI SHUWAYMIYAH – Paradiesische Oase in Esel-Nachbarschaft


Wir fuhren in ein Wadi, welches am Ende mit einer Oase aufwarten soll, doch der Weg durch diesen Canyon ist ebenfalls spektakulär! Strahlend weiß erheben sich zu beiden Seiten Felswände in wunderschönen Strukturen. Auf halber Strecke erscheint dann plötzlich eine Palmenoase. Wir steigen die Stufen hinauf zu dem tropfenden Fels an dessen Wänden Moos, Sträucher und Palmen gewachsen sind und zu dessen Fuß ein Wasserbecken mit so klarem Wasser ist, dass es das Grün der umliegenden Pflanzen widerspiegelt. Ursel lässt es sich an dem heißen Tag nicht nehmen und wartet kurzerhand mitsamt der Kleidung hinein, um sich eine Erfrischung zu gönnen.






Weiter hinten in dem Wadi gibt es eine zweite noch größere Oase, an deren Steilhängen auch wieder Palmen wachsen und normalerweise ebenfalls Wasserbecken vorzufinden sind. Allerdings sind diese leer als wir dort ankommen. Trotzdem ein ganz zauberhafter Ort und so packen wir die Picknickdecken aus und machen in Gesellschaft eines kleinen Esels eine Mittagspause, während der Pelzfreund sich uns immer wieder langsam nähert aber bei jeder noch so kleinen Bewegung dann doch wieder schleunigst Ausreiß nimmt.







 
Nach einer sehr windigen Nacht im Wadi, in welcher wir in unseren Bussen hin und her schaukeln, machen wir uns am nächsten Morgen auf zum nächsten Ziel. Während wir die Serpentinen den Berg hoch kriechen müssen wir immer mal wieder in eine der Haltebuchten fahren, um ein Foto von der spektakulären Landschaft zu machen. 




Felsformationen ausgetrockneter Flussbetten und Steilküsten sind es immer wieder wert einen Stopp einzulegen und kurz inne zu halten. Als wir in einer weiteren Kurve eine kleine blaue Lagune zwischen Palmen erspähen drehen wir direkt um, suchen einen Weg um dorthin zu gelangen und staunen dann nicht schlecht, als wir uns zwischen dutzenden Kamelen und ihren teilweise sehr kleinen Kälbern den Weg hin zum Wasser bahnen. 





Ein ausgezeichnetes Plätzchen für eine Mittagspause, Janus lässt es sich trotz mannshohem Schilf nicht nehmen, ins Wasser zu hüpfen und dann düsen wir weiter. Immer wieder schön, spontan Abzweigungen nehmen zu können und die Pläne umzuwerfen, um etwas zu entdecken, was man dort nicht vermutet hatte, ein Geschenk ist das!


SALALAH – Palmenklettern als Substitution


Wir erreichen Salalah am Nachmittag und verschwinden erstmal für einige Zeit in einem der riesigen Lulu Hypermarkets. Die Vorräte sind langsam aufgeknuspert und so schlängeln wir uns durch die Gänge, um wieder versorgt zu sein. Wenn man viele Tage in der Natur an (manchmal mehr manchmal weniger) einsamen Orten zugebracht hat, ist so ein Einkauf sehr zeitintensiv, und die vielen Reize lassen einen immer mit einem Bärenhunger zurück in den Bus stolpern, weil es auf seine ganz eigene Art anstrengend war. Am späten Abend parken wir den Roten an einem Stadtpark mit Toiletten. Parks und Moscheen erweisen sich mit ihren Möglichkeiten das Trinkwasser aufzufüllen und ihren öffentlichen Toiletten, die häufig als Duschoption wahrgenommen werden können, als gute Anlaufstelle für Traveller. Seit wir die muslimischen Länder erreicht haben, lassen wir unser Duschzelt nicht mehr überall einfach aufpoppen. Viel häufiger nutzen wir die zahlreichen öffentlichen Toiletten in deren Kabinen immer ein eigener Wasseranschluss vorhanden ist. Bepackt mit unserem Duschschlauch oder auch mal nur mit einer Flasche, mit der man sich einfach immer wieder übergießen kann, freuen wir uns über fließend Wasser, ohne im Anschluss unsere Kanister befüllen und schleppen zu müssen. So auch hier in Salalah, wo sich das Klima sehr vom restlichen Oman unterscheidet. Leider ist es bei uns noch nicht Frühling, denn durch die Begrenzung der Berge regnen die vom Meer kommenden Wolken in dieser Zeit über dieser Region ab, sodass sie sich nicht nur mit Palmen, sondern sogar mit grünen Wiesen schmückt auf denen mitunter Kühe weiden. Das recht konstante „milde“ Klima erscheint so manchem Omani als erfrischend erträglich, wenn es im restlichen Land trocken und heiß ist. Wir möchten uns schon jetzt kaum vorstellen, wie die Temperaturen in den Sommermonaten das Thermometer hochklettern lassen.
Valentin und ich beschließen, noch ein oder zwei Tage in Salalah zu verweilen, uns den Weihrauch Souq anzusehen und ein wenig zu bummeln bevor es weiter an den Fiziya Beach gehen soll und so fahren Janus und Ursel schon mal vor zum Fische gucken.
Wir finden am Strand von Salalah eine ganz kreuz und quer wachsende Palmenansammlung unter der wir fußläufig zum Souq unser Nachtlager aufschlagen und von da weiterschlendern. Allerdings nicht ohne vorher zu testen wie es ist, auf so eine Palme zu klettern. Ich scheitere nicht nur bereits auf den ersten Metern, sondern staune auch nicht schlecht über die kleinen piksenden Sporen, die die Palme in meiner Haut hinterlässt...man sollte das Palmen hochklettern definitiv den Profis überlassen, ich kann es nicht weiterempfehlen! 
 
Der Weihrauchsouq ist in Reiseführern und Onlineportalen als Sehenswürdigkeit der Stadt angepriesen und nach nur wenigen Metern fragen wir uns bereits weshalb?! Der Souq ist winzig und hat tatsächlich ausschließlich Weihrauch zu offerieren in seinen unterschiedlichsten Duftrichtungen, da er hier mit Blüten und Ölen zu rauchenden Parfums gemixt wird und einem in den schmalen Gassen die schwere Luft zu Kopfe steigt. Wir sind uns einig, einfach nur Weihrauch riechen wir sehr viel lieber als die „verschlimmbesserten“ Versionen. Ein paar Gassen weiter entdecken wir noch zwei kleine Läden, in denen Schuster bei der Arbeit sind und zahlreiche Shops, in denen man die traditionelle Kopfbedeckung für Männer erstehen kann. 




Im Vorbeigehen hat Valentin von allen Seiten verschiedenste Modelle auf dem Kopf, trotz Beteuerung, keine haben zu wollen. Der Souq ist recht überschaubar und da man nach kürzester Zeit wieder draußen ist, beschließen wir dann doch, schon am nächsten Tag zu der Marneef Cave zu fahren, die auf dem Weg zum Strand liegt und an dessen Küste „Blowholes“ das Meerwasser gen Himmel blasen.


MARNEEF CAVE – Höhle oder Überhang?


Der Kletterer mag bisweilen verdutzt vor der „Cave“ stehen und denken: „Das ist doch keine Höhle, dass ist doch ein Überhang und warum hat hier noch niemand gebolted?“ In der Tat grübeln wir, wie die offizielle Definition einer „Höhle“ wohl lautet, denn der Fels ist zwar außergewöhnlich und auch sehenswert geformt, allerdings hatten wir uns etwas anderes unter einer Höhle vorgestellt. 


Weiter unten des eingezäunten Weges, dessen Begrenzung der Tourist auf anraten des Tourismusministeriums nicht überschreiten sollte, kann man dann die Blowholes bestaunen...“Free Blowholes!“ ist man geneigt zu rufen, wenn man die schweren Metallgitter sieht, hinter der die nächste Fontäne eingesperrt darauf lauert, durch eine kräftige Welle in die Höhe geschossen zu werden. Wie das wohl alles ausgesehen hat, bevor es von den Menschen begittert, bepflastert und umzäunt wurde? 


Wir verlassen auf eigene Verantwortung die eingezäunten Pfade und laufen auf einem schmalen Weg die wirklich malerisch gelegene Küste entlang an welcher sich das Meer brandet. In einer der türkisblau strahlenden Buchten, können wir zwei Rochen durch das klare Wasser erkennen. Fantastisch, wie die Tiere durch das Nass „fliegen“. Wir genießen noch den Sonnenuntergang und die Nacht an der Küste, bevor wir am nächsten Morgen nun wirklich aufbrechen zum Fiziya Beach.

 



FIZIYA BEACH – Buntes Treiben im Meer und Yoga am Strand


Da sind wir dann nun endlich am Strand angelangt, welcher der schönste im Oman sein soll. Weißer Sand, türkis blaues Wasser in angenehmer Temperatur in einer schönen Bucht gelegen. Es ist wirklich ein ganz außergewöhnlich schöner Strand und wir freuen uns darüber, dass er relational betrachtet sogar sauber ist. Als morgens nach dem Frühstück dann plötzlich ein Mann in Uniform vor mir steht und mich fragt, ob wir Müllbeutel benötigen bin ich dann völlig beseelt und deute auf unseren Mülleimer im Bus. Hier kommt tatsächlich jemand her, der den Müll abholt, hier im nirgendwo. Das sieht man dem Strand auch an, denn außer kleinen Überresten von Fischerschnüren und anderen kleineren Plastikteilen liegt hier weitaus weniger herum als an den anderen Stränden. Der einzige „Schandfleck“ ist ein riesiger Truckreifen, der schon fast gänzlich vergraben im Sand vor sich hin dünstet. Nach unserem Zusammentreffen mit dem freundlichen Mann von der Müllabfuhr macht Valentin kurzen Prozess und schnappt sich unsere Schaufel...zumindest denkt er bis dato noch, dass wäre schnell erledigt und schaufelt was das Zeug hält...und schaufelt...und schaufelt und schaufelt! 



Wie viel Sand in die Karkasse eines Reifen passt ist durchaus beachtlich. Als er endlich frei liegt wuchten wir das Teil gemeinsam hoch und rollen ihn zum Schotterweg in der Hoffnung, dass die Müllabfuhr ihn bei ihrem nächsten Besuch mitnimmt. Wie stark so ein Reifen seine Bestandteile freisetzt und an die Umwelt abgibt wenn er sich zersetzt, wird uns dann beim Anblick unserer Hände und Arme bewusst, die komplett schwarz und schmierig geworden sind.
Wir verbringen insgesamt noch drei weitere Tage am Strand, toben in den Wellen, schauen den bestimmt 200 Kamelen zu, wie sie tagtäglich an uns vorüberziehen, Valentin geht mal alleine mal mit unseren Freunden schnorcheln und ich mache in dieser idealen Kulisse täglich eine Stunde Yoga.
Janus besorgt mal wieder ein paar Langusten für das Abendessen und wir sitzen abends gemütlich beim Wellenrauschen zusammen und spielen Tac.



Doch irgendwann lässt sich Entspannung und das Wellenrauschen nur noch schwerlich genießen, wenn die Sehnsucht nach Felsen und dem Klettern zu groß wird und Omans größtes Klettergebiet im Wadi Daykah auf einen wartet. Deshalb verabschieden wir uns mal wieder temporär von Janus und Ursel und fahren durch das Empty Quarter in Richtung Norden. 
 

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