Oman 3

WADI DAYKAH – Endlich wieder klettern!












 




Zweieinhalb Tage rauschen wir von Süden nach Norden durch das Empty Quarter. Die Straße ist gut ausgebaut, dafür weht ständig starker Wind und der Bus bekommt vom Sand ein Peeling. Die Strecke ist ziemlich eintönig, aber unsere Hörbücher unterschiedlichster Qualität sorgen für Unterhaltung. Der Ort am Eingang zum Wadi ist sehr überschaubar und wir entscheiden uns am ruhigen Parkplatz des Dorfendes unser Nachtlager aufzuschlagen. 

















Bald erfahren wir, wo die Tanklaster, welche Wasser in die entlegenen Gebiete transportieren ihr Wasser herbekommen: zum Teil von unserem doch nicht so leisem Parkplatz!
Am nächsten Morgen geht es über den Staudamm hinein ins trockene Wadi.(23.165174,58.925123) Wir entscheiden uns, als erstes den Sektor links vom Ort, „Vultures Rock“, zu inspizieren. Der Weg besteht nur aus Schottersteinen, doch der Rote wühlt sich tapfer bis zum Ziel. (23.171705,58.940228) 

















Wem unser neuer Rammbock in der Front aufgefallen ist, das ist der demontierte Stabilisator. Dieser wird auf Asphalt eingesetzt, um die Kurvenneigung zu verringern, im Gelände kann das Auto dadurch allerdings schlechter verschränken und bei unserem Model sind die Kräfte die an der Aufnahme des „Stabis“ in das Fahrzeug einleitet werden teilweise so groß, dass es zu Rissen an der Aufnahme kommen kann. Da wir mit dem rollendem Hochhaus eh keine Kurvenräuber sind, haben wir ihn deaktiviert. 


















Am Ziel angekommen machen wir uns auf die Suche nach Bolts, das sind die Dinger, die in den Fels geschraubt sind, an denen man die Exen einklippt. Exen sind die Dinger, welche die Verbindung zwischen Fels und Seil herstellen. Ein Seil ist....ja das verstehen nun aber auch die nicht-Kletterer die unseren Blog lesen ;)


Leider konnten wir nur wenige geboltete Routen entdecken und die Sonne brannte bereits gnadenlos auf die Wand. Trotzdem machen wir die erste Route und kommen durchgeschwitzt wieder raus. Also erst einmal Pause am Bus machen. Nach einer gemütlichen Mittagspause wird die zweite Route in Angriff genommen, doch der Fels begeistert uns nicht. 

















Wir packen wieder ein und fahren zum Dorf zurück, um wieder auf der anderen Seite des Damms zu schlafen, diesmal weiter vom Dorf entfernt, direkt am Damm.
Doch leider ist auch hier der Schlaf von kurzer Dauer, schon früh am Morgen fahren unzählige LKW über den Damm, um 100 Meter weiter be- und entladen zu werden.
Der rechte Teil des Wadis gefällt uns schon deutlich besser, die Auswahl an Routen in der „Main Area“ ist größer und die Wand meist im Schatten. (23.146016,58.916853)


Wir treffen hier zwei kletternde US-Diplomaten, die uns berichten, dass sie aufgrund ihres aktuellem Staatsoberhauptes einen eher frustrierenden Job haben. Die beiden versichern uns, dass wir zu dieser Jahreszeit bedenkenlos im Wadi schlafen können und so verbringen wir hier wunderbare und stille Nächte alleine.
Wer sich fragt, was wir so die ganzen Abende machen, dem sei unser Lieblings- Retrospiel ans Herz gelegt. Bei Boggle wird das Hirn auf Trab gehalten und es gibt unendlich viele Variationsmöglichkeiten. Wenn man wortmüde wird gibt es zur Entspannung eine Partie Backgammon. 

 
Wir entschließen uns, von hier zu versuchen komplett offroad zu unserem nächsten Ziel, dem Wadi Suwayyah zu fahren. Der Schotter fährt sich angenehm, die Kulisse ist einmalig und wir kommen gut voran. 


















Nach ein paar Kilometern kommt eine Kreuzung, an der wir auf erstaunte Bauarbeiter treffen, die wir nach der richtigen Abzweigung fragen. Leider leiten sie uns in die falsche Richtung und wir kommen wieder an einer Asphaltstraße raus. Wir nehmen es gelassen und beschließen, wenn wir schon hier sind, auf ihr zum nächsten Ziel zu gleiten, was sich als richtige Entscheidung herausstellte.





WADI SUWAYYAH – die Welt ist ein Dorf


















Kaum befinden wir uns auf der Schotterstraße in das Wadi Suwayyah, kommen uns die typischen weißen Mietallradler entgegen. Plötzlich bremst eines der entgegenkommenden Autos ab und die beiden Insassen kommen herausgesprungen: Es sind Matthias und Andreas von „Experience“, der Firma, bei der ich als Student arbeiten durfte. Die Freude über das zufällige Treffen ist groß, doch den Beiden sitzen schon ihre Kunden in weiteren Fahrzeugen im Nacken, so dass wir bedauerlicher Weise keine Zeit für einen Plausch haben.
Das Wadi bietet wunderschöne Wasserpools umgeben von einer tollen Bergkulisse. Leider ist der Einstieg in den großen Pool nicht einfach und da es für Heidi aufgrund des Dorfes daneben eh nicht ratsam wäre im Bikini zu schwimmen, belassen wir es beim staunen. 


 

















WADI ADI ASH SHAB – Das Paradies unter der Autobahnbrücke

















Weiter geht es zum Wadi ash Shab, wo wir auch wieder auf Janus und Ursel treffen. Doch erst einmal halten wir an einem Sinkhole. Das arme Ding ist schon von weitem als Touristenattraktion auszumachen, eingezäunt, beschildert und bewacht. Hier kommt kein Verlangen auf, vor den anderen Touristen schwimmen zu gehen. 



















Auch das Wadi ash Shab sieht auf den ersten Blick ernüchternd aus, der Parkplatz liegt unterhalb einer Autobahnbrücke und das Wasser hier ist eher abschreckend.
Wir machen das Beste draus, feiern erst einmal unser Wiedersehen und beschließen, am nächsten Tag trotzdem die Wanderung zu machen.
Da er sich den Fuß verknackst hat, kann Janus leider nicht mitkommen und so setzen wir zu dritt mit dem Boot über zum Wanderweg. 


















 Die Schlucht ist sehr schön und man kann weiter unten das Wasser fließen sehen...doch das hier soll der, laut Aussage von weitgereisten Travellern, schönste Platz sein, den sie je gesehen haben?! Mit den nicht grade dezent verlegten Plastikwasserleitungen kommen da ein wenig Zweifel bei uns auf. Nach einer Weile kommen wir an eine Stelle, bei der man durch den zuvor von oben betrachteten Bach laufen kann. Eine Gruppe Franzosen ist grade dabei hier schwimmen zu gehen. Wir haben keine Lust mit so einer großen Gruppe im Wasser zu plantschen und beschließen den Weg weiterzulaufen. 


















Doch schon nach kurzer Zeit merken wir, dass der Weg immer undeutlicher wird und wohl kaum benutzt wird, zudem geht er nach oben, also eher aus dem Wadi raus. Also doch umdrehen und zu der Badestelle gehen, wir sehen, dass die anderen von da aus dem Bachverlauf gefolgt sind, irgendwo muss man da wohl zu der Höhle kommen, die es hier geben soll. So lassen wir unsere Habseligkeiten am Ufer und hüpfen ins Nass. 


















Der Bach ist klar und erfrischend, wir genießen die Abkühlung. Jetzt wollen wir auch wissen, was es mit der Höhle auf sich hat also geht es los den Fluss hinauf. Wir durchschwimmen ein tiefes Becken und kommen an eine Felsspalte, die über dem Wasser so schmal ist, dass der Kopf grade so zwischen die Felsen passt, im Wasser hingegen wird der Spalt deutlich breiter. Beim näher kommen hat man den Eindruck, das Wasser an den Felsspalten würde leuchten, und in zwei bis drei Meter Entfernung kann man eine Höhle erahnen. Die Passage macht etwas mulmig, doch zum Glück kann man erahnen, dass dahinter etwas schönes kommt und so überwinden wir drei uns und schlängeln uns durch die Engstelle. Die kleine Höhle dahinter ist einfach paradiesisch! Jetzt wissen wir, was gemeint war, dieser Platz ist in der Tat atemberaubend schön und ein Muss für jeden, der den Oman bereist. Selbst für uns durch die schon länger andauernde Reise etwas „WoW-Effekt“ abgestumpften Traveller stellt die kleine Höhle ein Highlight dar. Man schwimmt im angenehmen Wasser, von oben scheint Licht durch ein paar Öffnungen und der Bach fließt als kleiner Wasserfall in das Becken. Man kann hinter den teilweise über Felsen laufenden Wasserfall schwimmen und entdeckt dahinter eine kleine Höhle mit Stalaktiten. Wir haben leider keine wasserdichte Kamera dabei, aber die Bilder finden sich bestimmt im Internet oder einfach selber hinreisen, es lohnt sich!





WADI BANI KHALID – trotz Knabberfischen nur Nr. 2
















Nach diesem Highlight fahren wir weiter zum Wadi Bani Khalid - dachten wir! Janus und Ursel fahren vor, wir folgen, haben unsere Navi aber auch mitlaufen. Gegen Abend verlassen wir die Hauptstraße, es ist nicht mehr weit zum Ziel und wir wundern uns, dass der eigentlich recht touristische Platz immer noch nicht ausgeschildert ist. Weiter geht es durch einen kleinen Ort, über schöne Berge bis zu einem Parkplatz. Das soll das Wadi sein?! Nein, wir sind beide irgendwie einem Fehler in der Navi App auf den Leim gegangen, der richtige Ort ist 60 Kilometer entfernt!


















Wir beschließen einfach hier zu übernachten und am nächsten Tag an den richtigen Ort zu fahren. Das schöne beim Langzeitreisen ist, dass man einfach spontan entscheiden kann ob man stehen bleiben will, kein Zeitdruck, kein ärgern über einen Umweg, es ist hier doch auch schön und sonst hätten wir diesen Ort nicht entdeckt! Die App, welche wir zum Navigieren benutzen ist leider etwas durchwachsen. Früher haben wir „Here“ benutzt, eine super App, vor der Reise habe ich alle nötigen Länder runtergeladen, dann kam zwei Wochen vor Abfahrt ein Update und die App ließ sich auf keinem Gerät mehr starten. Bei der jetzigen Lösung wird leider bei Navigationsansagen ständig links, rechts und geradeaus verwechselt, so dass man immer wenn die nette Dame mal wieder verkündet, man solle in 300Metern geradeaus fahren auf dem Display schauen muss, ob sie nicht eher meint man solle die Ausfahrt nehmen. Auch werden im Oman fast alle Städtenamen anders angezeigt, wie das passieren kann wundert mich, da m.E. ja alle Apps auf das gleiche Kartenmaterial zugreifen. Doch trotzdem bin ich begeistert, was heute mit kostenloser Navigation möglich ist. Früher hätte man die ganze Route auf der Karte planen müssen, grade in Großstädten sind wir heilfroh uns nicht um den Weg kümmern zu müssen.
Als wir Tags-darauf das richtige Wadi erreichen, werden unsere Erwartungen, was die Touristenströme angeht erfüllt. Der Parkplatz ist voll von weißen Geländewagen der Veranstalter und auch Einheimische sind an diesem Wochenende hier. Erfreulicherweise verteilt sich die Menge sehr gut auf dem großen Areal.
Hier ist alles wesentlich mehr auf die Massen eingerichtet, es gibt ein Restaurant mit Buffet, Bademeister und 'Don't jumb' Schilder. Wir springen ins Wasser, aber es ist nicht so frisch wie im vorherigem Wadi und riecht eher so muffig, wie fast alles Gemüse hier schmeckt. Auch die Knabberfische lösen keine Begeisterungsstürme aus, es ist alles schon nett, aber nach dem Paradies ist es nur noch zweite Wahl. Wir wandern zu der Höhle, wo man anscheinend in warmen Becken liegen kann, doch dort angekommen will niemand mit mir die anfängliche Engpassage überwinden, um in den Rest der weitläufigeren Höhle zu gelangen. Heidi und Ursel machen einen Rückzieher. Als dann auch noch eine Gruppe grölender Touristen vorgeht verliere auch ich das Interesse und wir verlassen diesen sicherlich netten, aber nicht sensationellen Ort, um zum Eingang der Wahiba Sands zu fahren. 
 

















WAHIBA SANDS – Blechen im Sandsturm


















Die Standardroute soll ca. 150km lang sein, da der kleine Benziner im Sand aber sehr durstig wird, füllen wir neben dem kleinen 60 Liter Tank auch noch beide Kanister auf.
Wir fahren raus aus dem Dorf und schlagen unseren Nachtplatz am Anfang der Route auf. In der Dämmerung donnern die aufgemotzten Geländewagen der Einheimischen an uns vorbei, es sieht aus wie eine Invasion oder die Übertragung der Wüstenralley bei Fear and Laughing in Las Vegas. 

















An nächsten Morgen ist es schon deutlich ruhiger, das Wochenende ist vorbei und wir nehmen die ersten 30 Kilometer Richtung 1001 Nacht Camp in Angriff. Die Dünen links und rechts von uns laden zum Spielen ein, doch wir werden noch genug Sand unter die Räder bekommen. Beim Camp angekommen spazieren wir eine Runde über die Anlage. Sie ist liebevoll angelegt, mehrere Bungalows verteilen sich am Fuß einer Düne, es gibt einen kleinen Pool vor dem ein altes Holzschiff zur Lounge umgewandelt wurde und allerlei weitere kleine Nettigkeiten zu entdecken. 



















Doch wir brechen bald wieder auf, wir wissen ja nicht, wie lange wir heute noch unterwegs sind.
Die Strecke hinter dem Camp wird immer monotoner, statt der erwarteten Weite und dem surfen auf Dünen folgen wir einer sandigen Straße, die unsere Autos zum Teil mit heftigem Wellblech malträtiert.


















Dann kommen endlich die ersehnten Dünen. Jetzt aber gleich richtig Steil. Da hilft nur Luft aus den Reifen und Vollgas. Bei einer Düne muss man mehrere aufeinanderfolgende Anstiege mit nur wenigen Metern zum Schwung holen zwischendrin bewältigen. Nach ein paar Anläufen erklimme ich den ersten Anstieg und weiter geht es den Nächsten hoch! Der Rote wühlt sich tapfer die Dünen rauf, jetzt sind Ursel und Janus dran. Alle Versuche schlagen fehl. Das Getriebe ist so hakelig, das sich die Gänge nicht schnell genug durchschalten lassen und die Kraft im zweiten Gang mit Untersetzung reicht nicht für die Dünen aus. Irgendwann erkennen wir, dass wir das Auto mit Schwung nicht rauf bekommen, wir müssen es also die Düne im ersten Gang hochblechen, dass heißt Stück für Stück den Anstieg mit den Sandblechen erklimmen. Das Ganze in der Hitze und bei Sandsturm. Das atmen fällt schwer, die Augen kratzen nach kurzer Zeit und jedes Sandkorn, welches gegen die Haut prasselt, fühlt sich wie ein Nadelstich an, doch wir buddeln und blechen weiter. 


















Wie es sich gehört haben wir von den Aktionen keine Fotos, da wir zum einen mit Schippen beschäftigt waren und zum anderen niemand seine Kamera dem Sandsturm aussetzen wollte. Das Bild des Tages ändert sich nicht mehr, entweder fahren wir auf anspruchslosen nervigem Wellblech oder wir haben so steile Dünen zu passieren, dass der Iveco durchgeblecht werden muss. 


















So Buddeln und blechen Janus und Ursel was das Zeug hält. Wir unterstützen sie dabei, doch die beiden schaufeln wie die Weltmeister und es ist wenig verwunderlich, dass sie nur noch hier raus wollen.
Die ganze Strecke schaffen wir nicht in einem Tag, aber 100 Kilometer an einem Tag sind unter den Voraussetzungen auch beachtlich und die verbleibenden 40 Kilometer schaffen wir locker am Folgetag, auch wenn der steilste Anstieg laut Offroadführer noch auf uns wartet.
Am Abend gönnen sich alle eine Dusche aus dem 90Liter Wassertank des Iveco, so hat er weniger zu schleppen und wir bekommen unsere Sandpanade wieder los.


















Mit auf 1,2Bar reduziertem Luftdruck und weniger Kilos im Gepäck marschiert der Iveco am nächsten Morgen mit deutlich mehr Elan die Dünen rauf. Selbst die letzte große Düne schafft er deutlich weiter rauf als wir ihm am Vortag zugetraut hätten. 


















 Von oben können wir schon die Teerstraße und davor ein kleines Dorf erkennen.





















Am Dorf, bestehend aus ein paar Fischerhütten machen wir Halt, um die Reifen aufzufüllen. Leider erwartet uns hier kein hippes Cafe in dem wir das Ende der Tortur bei einer Limo feiern können, dafür werden wir herzlich von unzähligen Kindern begrüßt und sie lassen uns nicht ziehen, bevor sie Heidi nicht wenigstens an einer Hand die Nägel lackiert haben. In ihrer Neugierde schauen sie ganz genau zu, wie wir wieder Luft in die Reifen pumpen, erfragen unsere Namen und staunen über Heidis Dreads. Nachdem diese ihren Dutt geöffnet und mit den Händen andeutet, wie sie die Haare zwischen den Handflächen rollt, wuseln dann plötzlich mehrere Kinderhände an ihrem Kopf umher, um es ihr nachzuahmen. 

 

















Im Nachhinein betrachtet lohnt es sich unserer Meinung nach mehr, in den Dünen vor dem 1001 Nacht Camp zu spielen und wenn man genug hat einfach wieder aus dem Gebiet raus zufahren. Bei der kompletten Route hat man wesentlich mehr unangenehmes Wellblech als Sand und solange man auf 'I made Wahiba Sands' verzichten kann hat man in den ersten Kilometern den meisten Spaß.
Auf jeden Fall sind wir froh, die Strecke mit zwei Autos gefahren zu sein. Doch auf dem Asphalt trennen sich unsere Wege wieder. Janus und Ursel fahren noch einmal in das schöne Wadi ash Shab, damit Janus mit verheiltem Fuß auch noch die Höhle sehen kann und wir fahren weiter ins Wadi Bani Awf um mal wieder klettern zu gehen!




WADI BANI AWF – Lieber gebissen vom Fels als von einer Snake im Canyon


















Der Weg zum Klettergebiet führt durch ein schönes bergiges Wadi. Die Strecke ist auch im Offroadführer angegeben, weshalb sich wieder einige der bekannten Mietallradler hier tummeln.





















Auf der Hälfte der Strecke schlagen wir unser Camp auf, in einem Seitenarm befindet sich das Klettergebiet „La Gorgette“. (23.194523,57.391603)
Es ist ein tiefes trockenes Flussbett und beide Felsseiten sind so nah aneinander, dass sie sich gegenseitig Schatten spenden. Draußen Hitze und am Felsen Schatten, so lässt es sich doch aushalten!



















Der erste Tag wird mit erstem Felskontakt und dem Suchen nach Routen verbracht. Es gibt ja einige schlechte Kletterführer, doch der über den Oman scheint zu versuchen alles zu toppen. Es ist ihm deutlich anzumerken, dass er von einem Alpinisten und nicht von einem Sportkletterer erstellt wurde. Zum Beispiel ist die Anreise in unzähligen Sätzen beschrieben, statt einfach die GPS Koordinaten anzugeben. Dies wird damit begründet, dass wer nicht in der Lage ist, so den Spot zu finden, sich doch besser gleich einen anderen Sport suchen soll. Das mag für Alpinismus vielleicht zutreffen, doch beim Sportklettern möchte ich einfach zu dem Gebiet fahren und loslegen, deswegen geben wir hier auch die Koordinaten an. Zudem befinden sich in dem Buch zahlreiche unnötige Fotografien von irgendwelchen Leuten beim Klettern, aber die meisten Bilder von den Routen fehlen, in diesem Gebiet ist nahezu nichts fotografiert. Wir sind dafür mit der kostenlosen App/Website „27Crags.com“ sehr zufrieden, hier gibt es auch zahlreiche Bilder von den Routen.
Nach zwei Tagen klettern erkunden wir am dritten Tag, unserem Pausetag, ein wenig die Gegend und wollen uns ins Nass am Eingang des Snake Canyon stützen, der obere Start ist nur einen Kilometer vom Klettergebiet entfernt. Als wir das Wasser sehen, kommen uns Zweifel auf, dass wir dadurch sauberer werden als wir sind, dafür haben wir ein wenig Spaß mit zwei dauergiggelden Teeniegirlis aus den Nachbarhäusern.
Mittlerweile haben wir auch schon einiges in dem Canyon abgeklettert, so dass die Routenauswahl am Folgetag etwas eingeschränkt ist. Daher wärmen wir uns an einer 6c auf und ich flashe eine 7a onsight als dritte Route. 


Für die nicht Kletterer flashen heißt, man benutzt nicht die Sicherungskette, setzt sich also nicht rein oder fällt, onsight bedeutet beim ersten Versuch und 7a ist der Schwierigkeitsgrad, was für einen Gelegenheitskletterer draußen ganz in Ordnung ist.
Wir beschließen, die Strecke durch das Wadi nicht weiter zu fahren, da wir dann im Süden der Gebirgskette rauskämen, wir aber nochmal nach Hadash wollen, wo man nur vom Norden aus hinkommt. Also fahren wir die Strecke wieder zurück und siehe da, nach kurzer Zeit kommen uns Janus und Ursel entgegen! Nach kurzem Hallo geht es für uns weiter in einen zweiten Einstieg des Snake Canyon aber auch hier gefällt uns das Wasser nicht wirklich, wir sind wohl zur falschen Jahreszeit hier oder zu pingelig. Trotzdem statten wir auch dem „little Snake Canyon“ einen Besuch ab, der führt zwar gar kein Wasser, hat dafür aber eine schöne Felsformation zu bieten.
 


















HADASH – da ist doch der Wurm drin!
















Weiter geht es zu unserem ersehnten Hadash - dachten wir. Wir fahren zügig auf der gut ausgebauten Straße, bis wir zu der Schotterstrasse 4 Kilomerter vor Hadash kommen. Allrad und Untersetzung rein und hoch geht es. Die Straße ist unglaublich Steil und das Auto wird langsamer und langsamer, plötzlich geht es aus. Es lässt sich wieder starten, doch hat dann kaum Kraft und geht beim losfahren direkt wieder aus. Da der Wagen sofort anspringt schließe ich feuchte Zündkerzen aus und vermute, die Spritzufuhr könnte durch den nicht ganz vollen Tank und die enorme Schräglage unterbrochen sein. Wir beschließen also umzukehren und den Tank voll zu machen. Leider ist die Tankstelle 50 Kilometer entfernt, so kommen wir an dem Tag nicht mehr nach Hadasch. Am nächsten Tag werden die Steigungen mit diesmal vollem Tank in Angriff genommen. Der Wagen kämpft sich schon deutlich weiter hoch, aber schon wieder geht er an einem steilen Aufstieg aus. Ich kann ihn noch zu einer Ebene fahren, wo wir erst einmal Pause machen. Wir sind laut Navi nur einen Kilometer vom Ort entfernt, doch wir beschließen einfach hier stehen zu bleiben und nichts zu überstürzen.
Den Kilometer können wir auch laufen oder trampen.
Es kommt am Tag darauf aber leider kein Auto vorbei, so beschließen wir zu laufen. Dadurch merkt man erst einmal, was für Steigungen das Auto bezwingen kann, die Straße zu bewandern ist schon fast bergsteigen. Hadash ist diesmal noch schöner als beim Besuch zuvor, überall ist es grüner und die Sträucher zeigen ihre Blüten. Man merkt auch an den Temperaturen, dass der Sommer kommt.
















Nach einer Aufwärmroute gehen wir zu unserem Projekt, einer 7a in einem Gebiet, das „The Pit“ genannt wird. Es ist eine senkrechte bis überhängende Route mit einem langen Riss.
Irgendwie gefallen uns die Vorzeichen aber nicht, wir kommen zweimal mit dem Auto nicht bis zum Ort, niemand nimmt uns am morgen mit, der ganze Tag ist irgendwie komisch. Ich mache den Vorstieg in der Route, dankenswerter Weise hat jemand seine Exen hier hängen lassen. Der Riss ist so schmal, dass man teilweise Angst hat sich mit den Fingern zu verkeilen, weshalb ich ihn eher mit den Fingerkuppen greife. Diesmal komme ich die Route wesentlich besser hoch als beim letzten Besuch, wir kommen wohl langsam wieder in Form, auch wenn ich die eine oder andere Pause benötige. Zwischen der letzten Exe und dem Top muss man noch einmal von links nach rechts um und auf einen etwa 50cm breiten und einen Meter hohen Felsblock klettern. Ich umfasse diesen und will mich hochziehen, als ich ein komisches Geräusch aus dem Block höre. Schnell umklettere ich den Part und hänge das Seil ins Top. Als ich von hier nochmal den massiven Stein anfasse merke ich, dass ich ihn geringfügig bewegen kann. Ich lasse mich ab und wir beratschlagen uns. 
 Da das Ende eh nicht so schön ist, beschließen wir, das Heidi schon vorher aufhört und wir den losen Stein nicht belasten. Doch Heidi ist etwas angeschlagen und wir haben keine Lust auf gewagte Manöver, daher beschließen wir bald, unsere Kletterzeit in Hadasch zu beenden. Wir hatten uns so auf die Route gefreut, doch mit einem Stück Fels das eventuell nicht mehr ganz fest ist über dem Kopf, klettert es sich nicht entspannt und so sagen wir diesem schönen Gebiet lebe wohl.


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