SHARJAH
– Auf die Plätze, fertig, los!
Es
ist Sonntag, wir verbringen jede Minute am Aquarium mit Wifi und
warten auf Nachricht von Cristian (iranisgreat.com)...dann kommt die
ersehnte Whatsapp. Wir haben die Referenznummern! Okay, jetzt muss
alles schnell gehen...die Botschaft hat nur noch eine Stunde offen
und wir wollen das so schnell wie möglich ENDLICH erledigt haben.
Also packen wir zusammen und düsen los nach Dubai. Stau, falsche
Abfahrt, Stau...die Zeit schmilzt dahin und plötzlich sagt unser
Navi: noch 7 Minuten und die Öffnungszeit der Botschaft sagt: noch
10 Minuten. Oha, wir kommen ins schwitzen. Als wir vor der Botschaft
parken ist es bereits 12:05 Uhr, die Botschaft sollte seit 5 Minuten
geschlossen sein. Aber wir sind hier ja nicht in Deutschland...also
sprintet Valentin fix mit unseren Pässen ins Gebäude, während ich
im Auto bleibe, da ich nicht Iran adäquat gekleidet bin und schneide
ein paar Passbilder zurecht. Valentin kommt zurück gehetzt: Die
bearbeiten unseren Fall noch, dann können wir schon morgen alles
abholen. Schnell reiche ich ihm unseren Ordner mit allen wichtigen
Papieren, das Kuvert mit den Dollars und die Passbilder.
Es
vergeht erstaunlich viel Zeit, bis Valentin herauskommt...die
Botschaft hat derweil geschlossen. Als er endlich erscheint ist er
nicht alleine, ein Herr aus Indien kommt mit ihm aus der Botschaft,
dort akzeptieren sie ausschließlich Dirham, nicht wie im Iran Dollar
und die Kreditkarte wird selbstverständlich auch abgelehnt. Da unser
Vorhaben zu scheitern drohte bot sich der freundliche Herr spontan
an, Valentin die 500 Dirham vorzustrecken, einfach so! Da es sich
dabei nicht mal eben um einen Kleckerbetrag handelt, sind wir mal
wieder sehr verblüfft über so viel Hilfsbereitschaft. Man stelle
sich die Situation mal in Deutschland vor, ein Ausländer steht im
Amt vor einem in der Schlange und muss über 100 Euro bezahlen, hat
aber nicht genug oder das falsche Geld dabei...zückt man selbst dann
den Geldbeutel und sagt: „Kein Problem, ich kann für dich zahlen!
Gib es mir einfach später wieder...“ Realistisch?! Man kommt ins
grübeln auf der Reise, so viel steht fest.
Wir
suchen auf maps.me einen ATM in unsere Nähe, um das Geld flink
abzuheben und unsere Schulden zu begleichen und er fährt uns
hinterher...mit einem Jaguar der sauberer ist als alles was sich in
und an unserem Bus oder uns selbst befindet!
Glückselig
über den Umstand, dass es endlich wieder weiter gehen kann auf
unserer Reise, verbringen wir mal wieder eine Nacht bei La Mer, um
morgens unsere Pässe in Empfang nehmen zu können und nach Abu Dhabi
weiter zu düsen...denn es ist noch nicht aller Visa Abend.
Was
machen die Emiratis eigentlich, wenn sie nicht shoppen? Fragen wir
uns in Abu Dhabi...die Sehenswürdigkeiten der Stadt belaufen sich
auf Hochhäuser, die es nur von außen zu besichtigen gilt und
Shopping Malls!
Konsum
als Zeitvertreib zählt nicht gerade zu unseren bevorzugten
Tätigkeiten, also schnappen wir uns an unserem ersten Abend erst
einmal die Räder und fahren etwas die Promenade entlang, knipsen
hier und da einen Wolkenkratzer und genießen den Sonnenuntergang.
Vor
unserer Abreise erinnere ich noch eine Folge „ttt“ in der ARD, in
der die Eröffnung des „Louvre“ in Abu Dhabi Thema war. Also
fahren wir am nächsten Tag die Küste hoch in den Hafen, schlendern
noch kurz über den Fischbazar und den weniger zu empfehlenden
„Iranian Souq“ der ausschließlich Plastikküchenwaren Importe
aus China kredenzt und machen uns dann auf den Weg der neuen
architektonischen Glanzleistung Abu Dhabis.
Der
Louvre. Die Hauptstadt der Emirate soll unfassbare Summen an das
Original in Frankreich abgedrückt haben, um diesen Namen verwenden
zu dürfen. Doch, nicht um ihn zu kaufen nein, um ihn zu leihen...es
handelt sich eher um eine Art Abonnement auf Zeit.
Wir
sind jedenfalls gespannt auf die außergewöhnliche Architektur. An
den Ausstellungen sind wir -Kunstbanausen- weniger interessiert.
Leider muss man, auch um sich den Innenhof des Gebäudes zu
betrachten, den vollen Eintrittspreis berappen...65 Dirham erscheint
uns nur dafür dann doch zu viel. Aber die Eingangshalle offeriert
freies Wlan also verweilen wir noch etwas. Als wir beschließen zu
gehen, kommen wir dann doch noch in den Geschmack der Architektur,
denn egal wohin wir gehen, wir finden den Ausgang nicht. Aufzug
runter, Gang entlang, Treppe hoch...wieder in der Eingangshalle.
Dann
stehen wir vor einer gläsernen Schwingtür die, offensichtlich, in
den Innenhof führt. Leider ist der Louvre besser bewacht als jeder
deutsche Flughafen, Security an jeder Tür. Die Dame in Uniform
stellt auch direkt bei meinem Versuch durch die Tür zu gehen die
befüchtete Frage „Can I please see you Ticket?“ Während ich
noch verdutzt aus der Wäsche gucke stellt Valentin der Dame eine
souveräne Gegenfrage und bringt sie damit aus dem Konzept.
„Actually, we`re searching the Exit, can you help us?“ Die Dame
erklärt uns daraufhin freundlich, dass es zwei Wege zum Ausgang
gibt, einen Kurzen, durch die Empfangshalle und einen Längeren durch
den Innenhof. „No Problem!“ entgegenen wir schmunzelnd und wählen
natürlich die lange Variante. Die Frage nach den Tickets ist
vergessen und wir stehen heimlich giggelnd im Louvre...reingemogelt,
gratis! Wir lassen uns ausgiebig Zeit, bis wir den tatsächlichen Weg
zum Ausgang antreten und fotografieren was das Zeug hält.
Die
Nacht verbringen wir am Khalifa Park, genauso wie die kommenden
Nächte bis zu unserem Termin auf der Turkmenistan Botschaft. Wir
müssen noch ein paar Tage verbummeln, verbringen viel Zeit in der
dortigen Bibliothek, nutzen dort das freie Wlan für unsere
Reiseplanung, bereiten den Antrag für Turkmenistan vor und
korrespondieren mit der deutschen Agentur, die sich unserem
Russlandvisum annehmen soll. Da wir zweifach in das Land Einreisen
möchten und uns das gängige Touristenvisum mit seinen 30 Tagen bei
weitem nicht ausreicht, bleibt nur ein Businessvisum oder eine Visum
zum sogenannten kulturellen Austausch als Option. Diese wiederum
sind in den UAE nicht für uns erhältlich. Sobald wir das
Turkmenistan Visum beantragt haben, möchten wir unseren Zweitpass
mit den ganzen Stanvisa nach Deutschland zu besagter Agentur
schicken...in der Hoffnung, dass diese binnen 3-4 Wochen unser
Anliegen bearbeitet hat und wir die Pässe im Iran wieder in Empfang
nehmen können, da wir diese dann wieder für Turkmenistan benötigen.
Es ist also mal wieder ein bisschen Nervenkitzel mit dabei, der
Versand beansprucht schließlich auch etwas Zeit, doch uns bleibt
keine Alternative.
Vom
Park aus können wir viel mit den Rädern erledigen, ob Einkaufen im
nahen Carrefour, abendliches Bummeln durch ein „Mall Village“, in
dem die Restaurants, Kaffees und Kunstgalerien in schmalen Gässchen
(vermutlich nach europäischem Altstadt Vorbild) einen gewissen
Charme versprühen oder auch den Weg zur Botschaft...wir treten in
den Tagen, in denen wir auf unseren Termin warten viel in die Pedale.
Auch die Große Moschee ist nur einen Katzensprung von uns entfernt
und so machen wir uns am späten Nachmittag auf zu dieser, um zur
blauen Stunde die Kamera auspacken zu können.
Trotz
meiner selbst im Iran akzeptierten Bekleidung werde ich am Eingang
gebeten, mir eine der Abajas zu nehmen, welche die Figur verschleiern
sollen. Das schlabberige Ding umständlich übers Kopftuch
übergestreift, kann es dann hineingehen, in die Moschee. Diese
brilliert ganz Abu Dhabi/Emirati like mit Superlativen. Die
größte/höchste Kuppel, der größte Teppich...größte hier,
teuerste da und schönste und überhaupt. Bei den Massen an Besuchern
fragt man sich dann doch, wird hier auch gebetet? Sehenswert finden
wir sie dennoch, sie ist ganz anders als die iranischen Moschees,
schlicht in weiß mit in den Marmor eingelassenen Blumenornamenten
und dezenten goldenen Verzierungen. In manchen Räumen haben sie es
dann aber wieder richtig krachen lassen, nichts mehr mit
Zurückhaltung, ganz und gar nicht! Da werden quietsch bunte
Kronleuchter mit wilden Teppichmustern und zusätzlichen
Wandverzierungen kombiniert.
Am
nächsten Morgen steht endlich der lang ersehnte Termin auf der
Turkmenistan Botschaft an. Wenn alles glatt läuft bekommen wir nach
10 Tagen Bescheid, ob es geklappt hat und können dann, mit der
erhaltenen Referenznummer unseren 5 Tage Transit in Mashad/Iran in
die Pässe eintragen lassen und losdüsen.
SHARJAH
- mal wieder und zum letzten Mal!
Wir
treten wieder die Fahrt nach Sharjah zum dortigen Aquarium an. Newroz
neigt sich im Iran dem Ende zu und ab dem 3.4. sollen wieder Fähren
gehen.
Auf
dem Parkplatz angekommen ist die Freude groß, Pierre und Terèse
stehen mit ihrem Toyota auf dem Platz. Unser letztes Treffen im Oman
ist schon eine Weile her und so bringen wir uns gegenseitig erstmal
aufs Laufende. Pierre erzählt, dass sie ihren Toyota (wie bereits zu
Weihnachten) noch ein weiteres Mal bei Sheikh Butti unterstellen
können und in zwei Tagen nach Hause fliegen. Einen Tag später fällt
es uns dann wie Schuppen von den Augen...vielleicht kann Pierre
unsere Pässe mitnehmen? Innerhalb Europas ist der Versand ja sehr
viel zügiger?! Kein Problem sagt er, zudem ist er ein paar Tage nach
Ankunft sogar an der deutschen Grenze in Straßburg und könnte dort
alles versenden.
Valentin
und ich verbringen einen weiteren Tag damit, Anträge auszufüllen,
Versicherungsnachweise zu drucken, Passbilder auszuschneiden und
Kuverts zu beschriften. Praktischerweise lassen sich Briefmarken
heutzutage ebenfalls mit einem QR Code versehen im Internet kaufen
und selbst ausdrucken, somit minimieren wir den Aufwand den Pierre
für uns betreiben muss nochmal beträchtlich. Einfach nur in einen
gelben Kasten schmeißen...Done.
Genau
so passiert es dann auch wenige Tage später und wir erhalten ein
Foto von Pierre, wie er grinsend unseren Umschlag einwirft, im
Hintergrund: Regenwolken und grauer Himmel...wenn das mal nicht
Deutschland ist?!
Wir
machen uns dank einem Kontakt von Sheikh Butti nochmal auf in eine
Werkstatt. Mein Vater hat uns ein Päckchen zukommen lassen, mit
einem von Valentin ersteigerten Objektiv für die Kamera und einem
Kugelumlaufgelenk für den Roten, das alles gut ausgepolstert mit
allerlei Leckereien, die wir auf der Reise missen müssen. Unser
Lagerschaden im Iran hat so manches am Roten in Mitleidenschaft
gezogen und manchmal fühlt es sich so an, als würde das Beheben
kein Ende mehr nehmen...da ist es gut, wenn man an der Quelle sitzt,
man mal eben eine Whatsapp mit der gewünschten Artikelnummer an den
lieben 2Pa schickt und der das gewünschte Autoteil fix versenden
kann. Doch in der Werkstatt angekommen hat Valentin leider Grund sich
über sich selbst zu ärgern...die Artikelnummer war die Falsche, das
Teil passt nicht! Vergeblich auf das Paket gewartet...was ein Mist!
Aber
in solchen Situationen nutzt es wenig sich in Groll zu vertiefen, die
Frage „was tun?“ ist viel wichtiger als „hätte ich doch
bloß...“.
Der
Tag in der Werkstatt bleibt dennoch nicht erfolglos, der Mechaniker
dichtet uns das seit geraumer Zeit leckende Verteilergetriebe ab,
welches nun kein Öl mehr verliert.
Noch
am Abend kommen wir wieder am Aquarium an und können unser Leid
unserem Autoteile Dealer aka Papa klagen. Ab da beginnt die Suche
nach dem passenden Teil. In unserem Fall natürlich nicht easy über
den Fahrzeugschein recherchierbar, da unsere Vorderachse ja eine
Sonderanfertigung ist und Teile nicht wie üblich einfach über die
Fahrzeugnummer ermittelt werden können.
An
der Stelle wird mal wieder deutlicher den je, wie bezogen der Mensch
auf ein soziales Netz ist und wie unabdingbar die Lieben für einen
sind, denn während wir unsere Abreise aus den UAE vorbereiten,
leistet der gute Papa feinste Detektivarbeit und nimmt Kontakt zu
der Mercedes Nutzfahrzeuge Werkstatt in Darmstadt auf, um über eine
Rechnung von früher (mittlerweile wissen wir 2014) die benötigte
Teilenummer in Erfahrung zu bringen. Um dann auf der Rechnung zu
lesen, dass Valentin selbst, das Kugelumlaufgelenk mit in die
Werkstatt zur Montage brachte...hehehe, Ironie ist was feines.
Doch
die Indizien laufen zusammen, eigentlich kann es nur die eine sein
und so wird sie bestellt und von uns mit Spannung erwarten bevor es
in die Einsamkeit Zentralasiens geht...Fortsetzung folgt!
Wenigstens
eine Sache läuft bei uns, wir ergattern direkt für den 3.4. ein
Ticket für die Fähre, verbringen noch zwei nette Abende mit kleinen
Besuchen des Sheikh Butti an unserem Bus und setzen trotz Wind und
Wellen über nach Bandar Abbas.
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