Turkmenistan

TEHERAN - Visum? Morgen, morgen nur nicht heute!


Wir fahren abends in den Norden von Teheran, um möglichst früh unser Turkmenistan Visum abzuholen und Richtung Grenze zu fahren, das sind immerhin noch 900 bergige Kilometer.
Erwartungsfroh stehen wir am Morgen vor der kleinen Ausgabeklappe von der Botschaft, doch es tut sich nichts.
Andere Reisende und Agenten stehen ebenfalls herum, es müsste also eigentlich geöffnet sein. Nach langem Warten öffnet sich die Klappe und ein Mitarbeiter verkündet, dass heute nicht gearbeitet wird, da jemand für ein Meeting zu Besuch sei.
Da wir uns nicht ganz vorstellen können, dass ein Meeting den ganzen Tag dauert und wir eh nichts mehr zu tun haben, setzen wir uns vor die Botschaft und harren der Dinge.
So lernen wir unter anderem Margaux und Julien kennen, zwei französische Backpacker, deren Iranvisum in drei Tagen abläuft (www.serialhikers.com). Da sie noch keine Ahnung haben wie sie zur Grenze kommen, bieten wir ihnen an, sie mitzunehmen.
Wir verabreden uns nach langer Warterei für den nächsten Morgen, an dem die Botschaft nach Aussage des Mitarbeiters vielleicht offen haben soll.
Schön, dass man auf Reisen wenigstens eine Konstante hat, an die man sich halten kann: es kommt immer alles anders als ursprünglich geplant!
Doch am folgenden Tag bekommen wir tatsächlich unser ersehntes Visum und auch die beiden Franzosen, die nicht einmal ein Visum für das Folgeland haben, da sie in das visafreie Kasachstan wollen, sind erfolgreich.
Leider können wir den Erfolg nicht feiern, aber glücklich geht es direkt los Richtung Grenze.
Die Landschaft nordöstlich von Teheran unterscheidet sich grundlegend von allem, was wir bisher im Iran gesehen haben. Sie erinnert uns eher an Georgien und Armenien mit ihren grünen geschwungenen Hügeln, auch der Regen passt eher dahin.
Schade, das wir hier einfach durchrauschen müssen, vielleicht ein nächstes Mal. Wir treffen auch keine Touristen mehr an, so sind wir um so mehr erstaunt, als wir in einem willkürlichem Ort, in dem wir wieder vergeblich versuchen unsere deutsche Gasflasche gefüllt zu bekommen auf Deutsch angesprochen werden. Christoph von 'The longest Way' (Instagram, Youtube, FB...) macht hier grade einen Pausetag. Er ist zuvor durch Turkmenistan gelaufen und jetzt treffen wir ihn hier an diesem Ort!
Wir kommen recht gut vorwärts und gehen am zweiten Tag in der letzten Stadt vor der Grenze unser iranisches Geld ausgeben.
Die Stadt macht auf uns alle einen merkwürdigen Eindruck, wir erhalten sehr skeptische Blicke, ganz anders als im Rest des Irans fühlen wir uns hier nicht willkommen. Es steht fest, hier wollen wir nicht bleiben.
Zum Glück sind es ja nur noch 80km bis zur Grenze, die schaffen wir ja noch entspannt im Hellen...dachten wir.
Direkt hinter der Stadt geht es nochmal so richtig in die Berge. Wir schleichen zum Teil im ersten Gang die Steigungen hoch. Es fängt an zu Regnen und es wird dunkel, doch die Strecke hat mehr zu bieten. Irgendwann gesellt sich auch noch so extremer Nebel hinzu, dass man nicht ansatzweise bis zum Straßenrand schauen kann. Zum Glück ist die Grenze bereits geschlossen, weshalb kein Verkehr mehr ist. Wir kriechen in Schrittgeschwindigkeit vorwärts und sind dankbar, dass es auf dieser Straße mal eine Mittenmarkierung gibt, an der ich mich orientieren und auf der ich fahren kann. Mehr kann man nicht erkennen.
Der Grenzort ist eher mittelschön, aber immerhin finden wir am Ortseingang einen Picknick Pavillon, unter dem Margaux und Julien ihr Zelt aufbauen können. Bei dem Nebel und der Kälte sind wir froh, uns in den Bus verkriechen zu können. Auch Margaux und Julien sitzen noch mit uns bei Pasta mit Tomatensauce im Roten, bis sie in ihr Zelt kriechen.





ASHGABAT – Living with a Box


Die Ausreise aus dem Iran verläuft problemlos, auch wenn der Grenzstreifen riesig zu sein scheint. Nach der ersten Schranke fährt man drei Kilometer bis zum neuen Zollgebäude.
Die Beamten auf der Turkmenischen Seite sind ebenfalls alle freundlich und korrekt, was aber auch nichts daran ändert, dass unser Standort ab jetzt mit einer GPS Box zu jeder Zeit überwacht werden kann.
Also halten wir uns auch daran, als uns gesagt wird, dass wir die nächsten dreißig Kilometer nach der Grenze nicht anhalten und keine Fotos machen dürfen.



In diesem Gebiet wechseln sich schöne Hochebene mit frei laufenden Pferden und mehrfach parallel verlegter Stacheldrahtzaun miteinander ab.
Die Hauptstadt Ashgabat sieht so aus, wie man es aus den Erzählungen kennt; nachdem ein Erdbeben die Stadt 1948 zerstört und 110.000 Menschen unter ihr vergraben hat, ließ der „geliebte Präsident“ sie pompös in weiß wiedererrichten. Doch für eine angeblich 1 Millionen Einwohner Stadt wirkt sie ungewöhnlich ruhig und verlassen.





Wir stellen uns vor ein Sowjet Style Hotel und trennen uns von Margaux und Julien, da ihre Route ab hier eine Andere sein wird.
Doch unsere Einsamkeit währt nicht lange an, schon kurz nachdem wir es uns gemütlich gemacht haben, werden wir an der Bustür auf Deutsch begrüßt. Ein Mitarbeiter einer deutschen Brauerei wohnt gerade im Hotel und schaut bei uns vorbei. Wir werden spontan zu einem Umtrunk im Biergarten eingeladen, was bei uns leider zeitlich nicht passt, da wir grade angefangen haben Mittag zu essen. Da er bald das Land verlässt bekommen wir einfach so noch etwas lokales Geld geschenkt, damit wir was für den Anfang haben.
Als wir noch über unseren freundlichen Gast staunen, klopft es bereits ein weiteres Mal am Bus. Drei Mitarbeiter des DAAD (Deutscher Akademischer Auslandsdienst) schauen vorbei.
Sie arbeiten in Turkmenistan und so fragen wir sie nach ein paar lokalen Gepflogenheiten. Als wir sie fragen, was Benzin kostet und wie der Wechselkurs ist, werden wir ein zweites Mal überrascht:
Spontan schlägt einer der Mitarbeiter vor, uns ein wenig lokales Geld zu geben, wenn wir ihm dafür aus jedem Land eine Postkarte schreiben.
Das ist doch mal ein schöner Deal, wir willigen perplex ein. Daniel, die erste Karte ist bereits unterwegs zu dir ;)
Da Benzin hier 10 Cent der Liter kostet und wir ansonsten aufgrund des Transit kaum Zeit zum Geld ausgeben haben, soll unser Vorrat bis zur Grenze reichen!








DARVAZA - Burning Hole statt Burning Man



Wir machen uns auf zu einem der überschaubar vielen zugänglichen Highlights auf unserer Durchreise, dem Darvaza Gaskrater.
Er entstand, als nach Öl gebohrt wurde und man stattdessen eine Gasblase angebohrt hat. Das Equipment fiel in den Krater, das Gas hat man angezündet und seitdem brennt es unerwartet lange vor sich hin. Löschversuche schlugen fehl und so versucht man es in Zukunft als touristische Sehenswürdigkeit zu vermarkten. Aktuell lässt der Straßenzustand noch keinen Massentourismus zu, aber ganz alleine steht man auch nicht mehr. 

 
Die ersten Kilometer aus der Stadt raus sind noch sehr angenehm, dann wird es schon holprig und die Straße ist mit Schlaglöchern übersät. Die letzten Kilometer zum Krater sind einfache Sandpiste, die auch ohne Allrad befahren werden kann.
Wir kommen schon im hellen an und sind erst etwas enttäuscht, da der Krater kleiner aussieht als erwartet.
Aber sobald man näher an ihn herantritt und die Wärme spürt und das Rauschen der Verbrennung hört ist es ein überwältigendes Ereignis!



Besonders wenn das Tageslicht nachlässt, kommen die Feuer aus dem Krater richtig zur Geltung und man selbst aus dem Staunen nicht raus.
Wir verbringen eine Nacht dort und laufen immer wieder vom in sicherer Entfernung geparktem Bus zum Gaskratzer, um den Flammen zuzuschauen.




Der entspannte Abend war gute Vorbereitung für den kommenden Fahrtag.
Wir hatten uns zum Ziel gesetzt in der Nähe der 280km entfernten Grenze zu übernachten, was selbst bei einem Schnitt von 40km/h kein Problem sein sollte, doch wir haben nicht mit einem so schlechten Straßenzustand gerechnet. Als ich nach etlichen Stunden Fahrerei Heidi das Steuer übergebe, haben wir grade mal 60km geschafft!
Von da wird die Straße noch schlechter und Heidi kommt nur noch im Schneckentempo voran. So werden selbst die 200km zur nächsten Tankstelle eine Herausforderung. 40Km und Stunden später wechseln wir uns wieder ab, das Umkurven der Schlaglöcher ist anstrengender, als in Deutschland mit 200km/h über die Autobahn zu fliegen.
Kaum sitze ich hinter dem Steuer fängt auf einmal eine durchaus passable Straße an und wir fliegen mit 50-60 km/h über den Asphalt. So bleibt es zum Glück auch und wir schaffen es tatsächlich doch noch in die Nähe der Grenze.
Allen Transitfahrenden sei geraten die 100km durchzuhalten, dann ist es vorbei!
aber nur, wenn ihr den Grenzübergang bei Dashoguz nehmt, die Strecke nach Konye-Urgench soll ab der Abzweigung nach Dashoguz keinen Asphalt mehr haben.





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