FAN
MOUNTAINS - Wir sind Fans!
Kaum
haben wir die erst seit kurzem wieder geöffnete Grenze in der Nähe
von Samarkand überschritten, ändert sich die Landschaft
schlagartig. Nach den eintönigen Straßen durch die Steppe von
Uzbekistan empfangen uns faszinierende Berglandschaften. Tadjikistan
empfängt uns schon gleich zu Anfang mit dem, wofür es bekannt und
geliebt ist: Berge und Wasser im Überfluss.
Unser
erster Abstecher in den Fan Mountains geht zu den „Seven Lakes“.
Wie der Name vermuten lässt, sind das sieben Seen gespeist von einem
Fluss, der sich durch die Berge schlängelt.
Am
dritten See kann man mit dem Auto direkt am Ufer stehen und wir
beschließen hier stehen zu bleiben, um ein wenig zu entspannen und
die Gegend mit den Mountainbikes zu erkunden.
Beim
rangieren für den Standplatz werden wir freudig von zwei Hunden
begrüßt. Sie gehören zu Matthias und Theresa, die sich hinter
einem Gebüsch unweit von uns platziert haben (www.HelloBigWold.de).
Sie
haben die beiden 'Strolche' in Indien und dem Iran als kleine Welpen
aufgegabelt, seitdem sind die Beiden jedoch kräftig gediehen!
Am
nächsten Tag schwingen wir uns auf die Räder und folgen dem
Schotterweg zu den weiteren Seen. Hier können wir uns schon mal
einen Eindruck von der uns erwartenden Höhe machen, große Teile des
Landes befinden sich 3000 Meter über Meereshöhe.
Die
klaren Seen und das saftige Grün sind eine Augenweide.
Beim
passieren der Hausansammlungen werden wir immer freudig von den
Einheimischen begrüßt und beim hochkeuchen der Steigungen
angefeuert.
Oft
sehen wir hier Schilder der Welthungerhilfe, welche hier sehr aktiv
zu sein scheint und offenbart, wie arm die Bevölkerung hier ist.
Auch
wenn der siebte See besonders schön sein soll verzichten wir darauf
ihn zu besichtigen, die letzte Steigung wollen wir uns nicht mehr
antun und die sechs besichtigten Seen haben auch schon genug Eindruck
hinterlassen.
ISKANDER-KUL – Campen
neben der Präsidenten Villa
Doch irgendwann geht es
doch weiter und wir machen uns auf den Weg zum Iskander-Kul. Ein
riesiger See, an dem der Präsident eine Wochenendvilla hat und der
deutlich touristischer, aber trotzdem einen Besuch wert, sein soll.
Der Weg zum See
verschleiert dessen touristische Nutzung sehr gut, wer eine breit
ausgebaute Anfahrtsstraße erwartet, wird schnell eines besseren
belehrt. Wir mussten auf der schotterigen Strasse irgendwann wegen
der Steigung und unseren fehlenden Pferdestärken die Untersetzung
zuschalten, die in diesem Land noch häufig zum Einsatz kommen
sollte.
Am See angekommen werden
wir freudig überrascht. Die touristische Infrastruktur beschränkt
sich auf drei Hostels und wir parken auf der anderen Seite des Sees,
neben der Präsidenten Villa. Hier gibt es auch eine Quelle an der
wir unsere Wasservorräte auffüllen können und so für die nächsten
entspannten Tage gewappnet sind.
Auch hier holen wir
wieder die Räder vom Bus und radeln zum tajikischen 'Niagara Fall',
einem beeindruckendem Wasserfall auf der anderen Seite des Sees.
Der Aussichtspunkt ist
sogar mit einer Urversion der Kreuzspitz-X ausgestattet und man kann
auf Stahlträgern über dem Abgrund schweben.
Die Natur, ihre Farben
und Formen begeistern uns Tag um Tag erneut, dieses Land ist auf
jeden Fall ein absolutes Highlight und hat sich schon allein für die
ersten Tage rentiert besucht zu werden!
DUSHANBE – Last Exit
before Pamir
Auf dem Weg nach Dushanbe
müssen wir durch den 5km langen „Anzob Tunnel“, auch bekannt als
Tunnel des Todes. Früher bestand der Tunnel aus einer
Schlagloch-übersäten Schotterpiste, ohne Beleuchtung und Belüftung
und soll bereits einige Menschenleben gekostet haben.
Mittlerweile
ist er gut asphaltiert und mit teelichtähnlicher Beleuchtung
ausgestattet, auf die Belüftung hat man jedoch weiterhin verzichtet.
Glücklicherweise fahren wir bergab durch den Tunnel und können
entspannt durch die Abgasschwaden rollen. Ein Fahrradfahrer, den wir
später treffen, ist den Tunnel bergauf geradelt, sicherlich eine
große Entlastung für die Rentenkasse.
Hinter dem Tunnel
empfängt einen erneut eine Naturkulisse, die einen staunen lässt.
Wer nur geringstes Interesse an Bergen und Natur hat muss dieses Land
besuchen!
In Dushanbe werden wir an
einer Polizeikontrolle angehalten und der mürrische Polizist
beschwert sich, dass unser Auto zu dreckig sei und wir es zu waschen
hätten. Sicherlich eine tolle Idee, bevor man auf den Pamir fährt,
wo es innerhalb von ein paar Kilometern wieder seine seit Monaten
bewährte Patina aufgetragen bekommt. Doch zum Glück wird er
abgelenkt und wir dürfen ohne Strafe weiter zum Green House Hostel
fahren, wo wir uns in den Innenhof stellen können.
Nach den schönen Tagen
in den Bergen auch mal eine willkommene Abwechslung besonders, da wir
hier auf eine angenehme Zusammensetzung verschiedener Traveller
treffen.
So gibt es unter anderem
Fahrradfahrer; ein Paar, dass von hier in einer noch zu kaufenden
Lada Limousine den Pamir fahren will und zwei Französinnen, die den
Weg auf ebenfalls noch zu besorgenden Rollern meistern will.
Spannend!
Da uns ansonsten in der
Stadt keinerlei besuchenswerte Attraktionen erwarten, die es mit der
Natur da draußen aufnehmen können, verlassen wir sie schon schnell
wieder, nachdem wir unsere Essens- und Tankvorräte aufgestockt und
eine Telefonkarte besorgt haben.
PAMIR HIGHWAY und KHOROG
– Bitte lächeln
Wir entscheiden uns von
hier die südliche Stecke zu nehmen, da die Nördliche momentan nicht
mit Fahrzeugen passierbar sein soll. Die südliche Strecke ist
wesentlich besser asphaltiert, verläuft schon früher an der
afghanischen Grenze, ist jedoch ein 80km Umweg.
Später stellt sich
heraus, dass die nördliche Route doch befahrbar ist, wir bereuen es
trotzdem nicht die andere Strecke genommen zu haben.
Schon am ersten Tag
übernachten wir in Sichtweite zu Afghanistan und bekommen einen
Eindruck, was uns die nächsten Tage erwarten wird.
Nur das bis hierher
hervorragende Asphaltband verlässt uns schon bald und weicht einer
Material mordenden Wellblech-Schotterpiste.
Wir schleichen auf diesen
Pisten oft mit 10-15 km/h dahin, während die Einheimischen mit dem
X-fachen darüber fliegen. Hierdurch kann man schon auf Kilometer
sehen, ob das Auto von einem Einheimischen oder einem Fernreisenden
gesteuert wird. Auf den weitläufigen Wellblechpisten in Afrika hätte
ich das auch gemacht, da man ab einer bestimmten Geschwindigkeit nur
noch von Hügel zu Hügel des Wellbechs hüpft. Doch auch der
Bremsweg verlängert sich entsprechend und einem der zahlreichen
Schlaglöcher auszuweichen ist so fast unmöglich. Entsprechend sind
die Straßenränder verziert mit jeglichen Teilen, die an einem Auto
abfallen oder brechen können.
So stoßen wir auch schon
bald auf einen liegengebliebenden Van eines Einheimischen, bei dem
ein zweites Auto steht und überlegt wird, den Wagen mit einer
einfachen Kordel abzuschleppen.
Wir bieten unsere Hilfe
an und hängen den Chinafloh an unser Auto. Das Leichtgewicht merken
wir gar nicht und schleifen es über Kilometer zur nächsten
Hinterhofwerkstatt. Hier wird der Wagen wohl in Windeseile wieder
fahrfähig gemacht und rast schon bald wieder an uns vorbei.
Auf der Strecke treffen
wir auch auf Monika und Christian (www.204bar.jimdo.com
; Facebook/Youtube/Vimeo: `Zweihundertvier Bar`), zwei Radfahrer, die
wir schon im Oman getroffen haben. Wir verabreden uns, für einen
gemeinsamen Schlafplatz in 25 Kilometern. Es ist ratsam sich in etwas
Abstand zu Afghanistan hinzustellen. Auch wenn uns keine aktuellen
Vorfälle bekannt sind, kann es von der dortigen Bevölkerung als
Affront interpretiert werden zu nah zu stehen und auch das hiesige
Militär sieht das nicht gerne.
Kaum haben wir das Auto
hinter einen Felsen buxiert, werden wir von einem schüchternem
Einheimischen Jungen begutachtet. Langsam traut er sich näher und
zeigt sein plattes Vorderrad an seinem BMX-Bike. Also hole ich die
Pumpe, pumpe den Reifen wieder auf und montiere auch gleich den
Sattel, den er in der Hand hält. Erfreut zieht er von dannen,
zumindest für fünf Minuten, um dann wieder mit unglücklichem
Gesicht um unseren Standplatz herum zu schleichen.
Ok, wäre ja zu einfach
gewesen. Ich winke ihn wieder zu uns und wir flicken zusammen sein
Vorderrad.
So vergeht die Zeit im
Flug, bis uns Moni & Chris eingeholt haben und wir zusammen
Abendessen können.
Nach einem gemeinsamen
Frühstück am folgenden Tag entschließen verabschieden wir uns, wir
möchten einen Abstecher ins Bartang Valley machen, welches uns von
anderen Reisenden empfohlen wurde.
Hier kann man, nachdem
man eine Hängebrücke überquert hat zu verschiedenen Seen wandern.
Wir kommen bis zum ersten
See, der jedoch ziemlich ausgetrocknet ist und beschließen, von hier
wieder umzudrehen. Die Sonne knallt gnadenlos herunter, in den Höhen
ist sie besonders intensiv und der klare Bergbach lädt zum verweilen
ein. Nach dem Bad in ebendiesem sind wir auf jeden Fall wieder
erfrischt, die Kaltbecken in den Thermen sind nicht kälter.
Ab nach Hause, wo die
Hängematte wartet, aber erst, nachdem unsere tägliche Lektion
russisch Lernen abgeschlossen ist. Immerhin merken wir langsam, dass
es sich rentiert und wir immer mehr von dem verstehen, was wir bei
Kontrollen oder auf dem Markt gefragt werden.
Der nächste Halt ist
Khorog, wo wir uns auf den Hof der Pamir Lodge einquartieren.
Mit Erstaunen stellen wir
fest, dass der Lada des amerikanischen Paares aus Dushanbe bereits
dort steht. Auch die Französinnen sind da. Sie sind zu viert im Lada
hierhin gefahren und haben uns wohl während des Abstechers ins
Bartang Valley überholt.
Das Paar ist jedoch
ziemlich genervt, weil sie auf dem Weg hierhin diverse Male liegen
geblieben sind und ihnen zu allem Überfluss auch noch in der Nacht
zuvor ins Auto eingebrochen worden ist und die Batterie und andere
Kleinigkeiten entwendet wurden.
Sie beschließen daher
mit Mietwagen weiterzufahren und überlassen den Lada den beiden
Französinnen, die einen Anteil an dem Auto gekauft haben.
Die beiden beschließen
ohne jegliche Vorbereitung mit dem altersschwachen Vehikel, dass
nicht einmal den Berg zur Lodge bewältigen konnte durch das Wakhan
Valley zu fahren!
Das ist mal
Abenteuerlustig, auch wenn sich der mögliche Verlust mit 200€ p.P.
bei dem Auto sehr in Grenzen hält.
Wir beschließen an
nächsten Morgen den afghanischen Grenzmarkt zu besuchen, der einmal
die Woche stattfindet. Es werden viele Chinaartikel offeriert, doch
man findet auch einige lokale Artikel, deren Nutzen uns nicht immer
erschließt. Ein schönes Gewusel mit vielen freundlichen fremden
Gesichtern. Wir werden einige Male von Afghanen angesprochen und
darum gebeten ein Foto von ihnen zu machen. Sobald die Linse auf sie
gerichtet war, war von den freundlich lächelnden Gesichtern dann
nichts mehr zu sehen, schnell wurden seriöse und vollkommen ernste
Gesichter aufgelegt.
Nach dem afghanischen
Markt an der Grenze, besuchen wir noch den einheimischen Markt, wo
wir noch die Lebensmittel Vorräte auffüllen, bevor es auch für uns
ins Wakhan Valley geht.
WAKHAN VALLEY – Seite
an Seite mit Afghanistan
Der erste Abstecher führt
uns zu den heißen Quellen von Garm-Chashma.
Die Kilometer hätten wir
uns auch sparen können. Die Quellen sind nach Geschlecht getrennt
und verstecken sich hinter unschönem Blechzaun. Auch eine weiter
oben liegende, öffentlich zugängliche Quelle entpuppt sich als
rostiges Rohr aus dem Wasser fließt. Da sind wir wohl ein wenig
verwöhnt aus Armenien und beschließen gleich wieder weiterzufahren.
Dafür entschädigt der
Weg durch das Valley mit seinen schönen Ausblicken um so mehr, hier
gibt es keine spezifischen Highlights, sondern der Weg ist das Ziel.
Am Wegrand finden wir oft
Quellen, so das auch die Versorgung mit Wasser kein Problem
darstellt.
Bei Vrang besuchen wir
eine alte Buddhistische Stätte, Zeuge vergangener Zeiten, wir
erleben Tadjikistan erfreulich religiösarm.
Doch diese Stätte fügt
sich hervorragend in das Panorama und lässt einen kurz innehalten.
Auf dem Weg durch das
Valley befinden sich immer wieder Häuser und von überall wird
erfreut gewunken.
Als
wir in Langar ankommen, werden wir uns trotzdem bewusst, in welcher
Einsamkeit man unterwegs ist. Langar ist der letzte Ort, bevor es
sehr abrupt in die Höhe geht und der Grenzfluss zu Afghanistan
verlassen wird. Wir wollen hier noch etwas Milch für das
obligatorische, morgendliche Müsli und den Kaffee kaufen. Der erste
Laden ist verschlossen und hat einen Zettel mit Telefonnummer für
potentielle Kunden ausgehängt. Doch ein Blick durch das Schaufenster
zeigt, das der Kunde außer Cola nicht allzu viel erwarten sollte.
Ein paar Kinder führen
uns zu dem offenen Laden ein paar Gassen weiter hinten. Auch hier ist
die Auswahl überschaubar und es gibt kaum mehr als Chinanudeln, Bier
und Cola.
Immerhin wissen wir
schon, das Milch auf Russisch Moloko ist und fragen dannach. Hier
gibt es leider nicht die übliche UHT Milch, aber immerhin bekommen
wir eine Konservendose angeboten.
Sie enthält
Kondenscreme, die in Russland sehr beliebt zu sein scheint und mit
Wasser vermischt schmeckt sie wie Smaks-Milch mit einer Extraportion
Zucker, jammi!
Hinter dem Dorf schraubt
sich die Straße direkt in Serpentinen nach oben. Freunde ohne Allrad
haben uns schon gewarnt, dass sie die letzte Serpentine nicht
geschafft haben und einen anderen Weg nehmen mussten. Doch wir
schrauben uns im Schneckentempo in Untersetzung nach oben und es
fällt mir ein Stein vom Herzen, als wir 10 Kilometer weiter und 600
Höhenmeter weiter oben, unser Nachtlager aufschlagen.
Weiter wollen wir auch
erst einmal nicht, ab 3000 Meter fangen wir an die Höhe zu merken
und wir wollen uns lieber langsam daran gewöhnen.
Hinter Langar wird es
nochmals einsamer als zuvor und auch der Straßenzustand wird immer
schlechter, so hat man genügend Zeit die dafür natürlich noch
schönere Natur zu beobachten, während wir mittlerweile nur noch in
Untersetzung weiterklettern.
Das nächste Nachtlager
wird auf 4000 Metern eingerichtet, das Wäsche waschen und aufhängen
im eisigen Bergwind ist hier aufgrund der dünnen Luft schon wie ein
Sportprogramm. Doch selbst in dieser Höhe bekommen wir Abends noch
Besuch von einer Schafs und Ziegenherde.
Den Kargush Pass mit über
4300 Metern überwinden wir ohne Probleme und schon schnell sind wir
wieder auf der M41, dem Pamir Highway, der uns mit einer halbwegs
akzeptablen Asphaltdecke erwartet!
PAMIR HIGHWAY – Highway
kommt von 'Hoch'?
Wir rollen noch ein paar
Kilometer dahin, bis wir an einem schönen See auf einem Alten nicht
mehr genutzten Stück Straße, für die Nacht stehenbleiben.
Murgab ist schnell
erreicht und wir stellen uns vor das Pamir Hotel, um mal wieder
einzukaufen und zu duschen. Man kann in dem Ort deutlich riechen,
dass einfach mit allem verfügbarem Feuer gemacht wird, sei es Jak
Dung oder Plastik.
Kurz nach uns treffen
Ann-Kathrin und Sebastian mit ihrem Mercedes G (Instagram: Go_overland Youtube: Go Overland) ein, sie sind in
gleicher Richtung unterwegs.
Da die Nächte (auch für
Langschläfer wie Heidi) in der Höhe kürzer als sonst ausfallen,
machen wir uns am folgenden Tag frühzeitig auf, um den
Containermarkt zu besichtigen, nachdem ab 4.38 Uhr nicht mehr an
Schlaf zu denken war. Das Angebot dort ist allerdings nicht sehr
überzeugend. Es gibt wieder viel China Artikel und kleine Kaufläden
die alle das gleiche verkaufen. Allerdings sind aufgrund der frühen
Stunde noch nicht alle Container geöffnet. Die Sonne scheint die
Zeit nicht zu interessieren, sie brennt unerbittlich, sodass Heidi
freiwillig trotz Sonnencreme eine Vollverschleierung wählt.
Weder Brot noch Milch
oder Butter können wir bekommen. Da sind wir um so erfreuter, als
wir beim aus checken alles im Pamir Hotel bekommen, einfach
nachfragen! Die Brote sind frisch im Hinterhof gebacken worden und
auch die Milch ist frisch von der Kuh gezapft und schmeckt
entsprechend intensiv.
So ausgestattet können
wir den Ak-Baytal Pass in Angriff nehmen, mit 4655m der höchste
Pass, den das Auto für eine Weile sehen wird und der zweithöchste
Pass der Welt.
Die Kilometer schmelzen
auf angenehmer Straße mit moderater Steigung nur so dahin und wir
treffen immer wieder auf den G von Ann-Kathrin und Sebastian, der
nicht viel schneller als wir unterwegs ist.
So wird der Pass ja ein
Klacks denken wir, aber natürlich gibt es dann doch noch die
Überraschung und ein paar Kilometer vor dem Peak ist es vorbei mit
guter Straße. Dafür wird die Steigung um so extremer und wir müssen
für die drei Kilometer zur Spitze wieder die Untersetzung bemühen.
Jetzt merkt der Rote jeden Höhenmeter. Vielleicht war es doch keine
gute Idee die Wasservorräte komplett aufzufüllen. Die letzten Meter
vor der Kuppe werden wir immer langsamer, bis die Geschwindigkeit nur
noch einstellig ist und man am liebsten mit anschieben würde.
Wir sind immer noch auf
LPG unterwegs, mit Benzin haben wir etwas mehr Leistung aber ich habe
keine Lust stehen zu bleiben, um umzuschalten. Tapfer kriecht der
Rote bis zum höchsten Punkt, wo auch der G schon auf uns wartet.
Wir verabreden uns mit
blauen Lippen nach ein paar Gipfelfotos für einen Schlafplatz am
Karakul See, der immerhin 600 Höhenmeter niedriger liegt.
Für den bei I-Overlander
eingetragenen Schlafplatz muss man 10 Kilometer über schlechte Piste
rumpeln, dafür hat man einen netten Blick auf den See. Der Wind ist
hier enorm und bitter kalt. Wir verziehen uns zu viert in den Roten,
um das Abendessen zu genießen, welches Sebastian für uns gezaubert
hat.
Kaum sind wir beim zweiten Teller, wird an dem Auto geklopft.
Ein Einheimischer zeigt uns einen einlaminierten Zettel und gibt vor,
Ranger zu sein und meint, wir würden in einem Naturschutzgebiet
stehen. Weder auf unserer App noch auf der Touristenkarte können wir
das entdecken.
Ann-Kathrin und Sebastian
kramen eine weitere Karte raus und hier ist das Gebiet tatsächlich
eingezeichnet. Es erstreckt sich sogar bis zur chinesischen und
kirgisischen Grenze.
Da wir von dem Platz
nicht begeistert sind haben wir keine Lust hierfür auch noch
Gebühren zu zahlen. Kurzerhand wird alles verstaut und wir quälen
uns zurück zur Straße und von da wieder 10 Kilometer Richtung Pass.
Als wir am nächsten
Morgen wieder an dem See vorbei fahren sehen wir, dass die
Entscheidung richtig war.
Monika und Christian
stehen mit ihren Rädern am Straßenrand und unterhalten sich mit
einem Einheimischen. Wir wollen stehenbleiben und ihnen Hallo sagen,
doch die gestikulieren nur, dass wir weiterfahren sollen. Die Armen
bekommen anscheinend grade eine Strafe von eben dem Mann aufgebrummt,
mit dem wir auch Bekanntschaft machten.
Doch auch uns will
Tadjikistan den Abschied ein wenig erleichtern. So haben es die
letzten 10 Kilometer nochmal richtig in sich. Die Grenze liegt auf
einem Pass und dieser empfängt einen mit feinsten Wellblech. So
können wir wenigstens den Murmeltieren bei Schrittgeschwindigkeit
Auf Wiedersehen sagen. Und das war auch so gemeint, Tadjikistan,
wir werden uns sicher wieder sehen!
Beim Ausreisen müssen
wir nochmal kurz Luft anhalten, unser Visa ist zwar 45 Tage gültig,
aber das Papier für das Auto hätte nach 15 Tagen verlängert werden
müssen. Da wir diverse Einträge gelesen haben, dass sich die
Behörde in Khorog nicht sonderlich kooperativ verhält und die
Strafe nur ein paar Euro beträgt haben wir direkt darauf verzichtet.
Der Zöllner empfängt
uns freudig und als er sieht dass wir aus Deutschland kommen fängt
er begeistert an Deutsch zu reden.
Als wir ihn fragen, wie
es kommt, dass er so gut spricht sag er uns, dass er mal in
Deutschland war und die Sprache so mag. Er versucht mit deutschen
Reisenden die an seinem Posten vorbeikommen zu reden und lernt aus
einem Wörterbuch, dass er uns stolz präsentiert.
Natürlich sieht er
gleich unser Problem mit dem Fahrzeugpapier und meint, wir müssten
ca. 50 Euro Strafe zahlen und zwar nicht bei ihm sondern in Murgab!
Wir sagen ihm, dass wir nichts gegen eine Strafe haben, aber bestimmt
nicht nochmal zurück fahren.
Kurz herrscht spannende
Ruhe, dann lacht er und erklärt uns dass wir Glück haben und Tag
des Touristen sei und wir ausnahmsweise Straffrei ausreisen dürfen.
Aber nächstes mal sollen wir den Zettel verlängern! ;-)
Da er noch nicht mal
Schmiergeld wollte holen wir ihm kurzentschlossen ein bereits
gelesenes Buch auf Deutsch und drücken es ihm in die Hand. Mit einem
breiten Lächeln lässt er uns passieren!
Das war ja wieder einen wirklich spannende Episode! Ich habe immer darauf gewartet, ob der Rote wirklich den letzten Anstieg schafft. Die Landschaftsbilder sind wieder einmalig und, wenn es nicht sooo weit wäre und wir einen Allradwagen hätten, könnte ich mit gut vorstellen dorthin zu fahren! Demnächst haben wir ja Zeit und E-Bikes, mit denen die Touren zu den Seen und noch mehr Spaß gemacht hätten. Wieder einmal vielen liebsten Dank, dass wir eure aufregende Reise so eindrucksvoll mitverfolgen können!
AntwortenLöschenGerne nehmen wir euch mit auf die Reise! Die Länder sind in der Tat einen Besuch wert, wir können es jedem nur empfehlen! Falls kein eigener Allradwagen zur Verfügung steht können hier auch welche geliehen werden. Die Landschaftsbilder können noch lange nicht die Eindrücke hier vor Ort wiedergeben, eine Bilderbuchlandschaft jagt die Andere!
LöschenHallo Ihr Lieben,
AntwortenLöschenBewaffnet mit einer Landkarte der Turkstaaten habe ich wieder einmal Euren wunderbaren Reisebericht gelesen. Es war sehr spannend und informativ und hat mir viel Freude bereitet. Ihr scheint ja mit dem "Roten" ein Reisegefährt vergleichbar mit einem Maserati zu haben .... zumindestens wenn ich feststelle, dass in dieser Region auch Fahrradfahrer unterwegs sind, die sich auf einen Pass in 4560 Meter Höhe schwingen müssen. Das ist der helle Wahnsinn!
Ich habe übrigens volle 2 Tage für Euren Reisebericht eingeplant! Wenn es so spannend weitergeht, erhöhe ich gerne auf 3 Tage. Mein Maß an Bewunderung für Euch 2 steigt von Tag zu Tag!! Bleibt schön gesund und schreibt weiter, denn ich freue mich schon auf Euren nächsten Bericht!
Herzlichst Euer Dieter
Hallo Dieter,
Löschenes freut uns zu hören, dass du uns so aktiv mitverfolgst!
Die Radfahrer bedauern wir auch von Zeit zu Zeit, auch wenn wir es eine sehr interessante Art zu Reisen finden. Alles hat seine Vor- und Nachteile, doch meistens freuen wir uns mehr über die Behaglichkeit im fast Maserati als wir die Flexibilität mit dem Rad beneiden.
Wir wünschen dir schöne Tage mit dem aktuellem Bericht, vielleicht werden es ja sogar drei!