Kirgisistan 2

SONG KOL – Das Paradies für Pferdeliebhaber

Alleine die Anreise zum Song Kol macht einen Besuch des Sees lohnenswert. Wir verlassen den wunderschönen Schlafplatz in der Ebene und schrauben uns Serpentine um Serpentine den Berg hoch. Am Gipfel fahren wir schon fast durch die Wolken und bei dem frischen Wind sind wir froh, nach dem schnellen Foto wieder ins Auto zu hüpfen. 







  

 
Zum Glück liegt der See etwas niedriger, wirklich warm ist es aber auch hier nicht.
Wir finden einen schönen Stellplatz zwischen zwei Yurtencamps nah am See.
Die Yurten am See, mit ein paar Pferden davor, erzeugen ein herrlich idyllisches Panorama. Zum Glück haben wir dafür das passende Panoramafenster, denn das Wetter hier oben ist extrem wechselhaft. Zwischen Sonnenschein, Hagel und wieder Sonnenschein kann nur eine halbe Stunde liegen.



 
Der See lädt zumindest an dieser Stelle aber auch eher zum Betrachten als zum Planschen ein, bis man am Wasser ist, muss man erst einmal über etliche Grashügel hüpfen und im Wasser schwimmt viel Seegemüse umher.




Also packen sich Matthias und Theresa gut ein und erkunden den nah gelegenen Hügel, der lustigerweise laut maps.me sogar einen Namen bekommen hat: Peak Connewitz
Da Pamira, der kleinste Hund, noch nicht alt genug für so eine Wanderung ist, dürfen wir Babysitten. 

 
Doch anscheinend sind es für die Kleine zu viele Eindrücke in unserem Bus und sie fiept herzerweichend. Kein Problem, dann gibt es eben Sport- und Tobeprogramm für Pamira und Valentin draußen!


Hier oben merkt man mal richtig, was die paar mehr an Kubikmetern Wohnraum von unserem Bus gegenüber einem Geländewagen an Wohnkomfort bedeuten. Wenn es warm ist spielt sich das Leben meist draußen ab, doch bei so feucht kaltem Wetter tun uns unsere Reisefreunde mit ihren drei Hunden im Toyota schon etwas leid.
Daher können wir auch verstehen, dass es am nächsten Tag gleich weiter geht. Matthias und Theresa fahren schon vor uns los, wir wollen auch noch den Connewitz Hügel besteigen. Auf dem Weg dahin fallen uns weiße Blumen auf, sind das Edelweiß?! Ja, tatsächlich! Zuerst versuchen wir den in Deutschland geschützten Blumen auszuweichen, doch dann sehen wir, dass sie hier wachsen wie bei uns Gänseblümchen, und ein nicht drauf treten unmöglich ist.
Der Hügel erweist sich als höher als angenommen, doch hat man ihn irgendwann mal erklommen bietet sich ein Panorama, das für den Aufstieg mehr als entschädigt!









Am Abend treffen wir wieder auf die anderen, sie haben ihr Lager ein paar Kilometer vor dem vereinbartem Treffpunkt aufgeschlagen. Die Strecke bis dahin hat ihnen schon gereicht, die ganze Seeumfahrung besteht aus nervigem hartem Wellblech. Für den Schlafplatz musste man dann noch von der Straße abfahren, durch einen Fluss und irgendwann reicht es dann auch mal. Praktischerweise ist es hier einfach überall schön und die Hunde haben ihren Spaß, beim in Erdmännchen Behausungen rumbuddeln.






Später machen wir es uns zu Viert bei Tee im Bus gemütlich, es wird wieder empfindlich kalt. Am Morgen ist das Wasser in den Hundeschüsseln draußen gefroren.
Es ist an der Zeit ein paar Höhenmeter zu verlieren, und wir fahren über einen Pass im Osten des Sees, Richtung Kochor. Dieser Pass ist wesentlich flacher, aber auch er lädt immer wieder zu Zwischenstopps und Natur bestaunen ein.
Dafür bietet Kochor selbst weniger Anhaltspunkte, außer Telefonkarte kaufen, Essensvorräte füllen und Treibstoff besorgen.
Ein paar hundert Meter hinter dem Ort finden Matthias und Theresa einen traumhaften Standplatz direkt an einem Fluss. Da sie den Platz anscheinend noch nicht bei i-Overlander eingestellt haben hier für die treuen Overland Leser: 42.238649,75.800292
Uns allen gefällt der Platz und die wärmende Sonne so gut, dass wir beschließen noch einen Tag zu bleiben. 



 
Da lohnt es sich doch gleich mal wieder die Fahrräder zu aktivieren und am nächsten Tag in die Stadt zu radeln, um z.B. die Simkarte wieder aufzuladen, da wir bei dem hervorragenden 4G Internet die 2GB innerhalb von Minuten unfreiwillig in ein Windows Update investiert haben! Kleiner Tipp: Wenn man einen Rechner über Handy-Hotspot ins Internet lässt, dann unbedingt 'getaktete Verbindung' einstellen! :-)
Was kann man sonst an so einem Entspanntem Tag machen?! Richtig, Auto schrauben. Meine Blattfedern haben sich durch das Gerumpel verschoben, also lösen wir kurzerhand die Briden, heben das Auto an und dengeln sie wieder in die richtige Position. Das Ganze natürlich nach Bester „so nicht“ Manier, aber keine Sorge, wenn der Wagenheber nicht gehalten hätte, wäre das Auto nur wieder in seine Federn geplumpst!








ISSYK KOL I – Tausenundeine Mücke


Am nächsten Tag machen wir uns auf zum Issyk Kol, dem zweitgrößtem Alpinen See der Welt. Mit 1600 Metern kommt er uns nicht mehr wirklich Alpin vor, dafür ist er touristisch sehr erschlossen. So viele Overlander an einem Tag haben wir auf der ganzen Reise noch nicht gesehen.
Leider merkt man die niedrigere Höhe auch direkt an der Anzahl an Insekten, die am See auf einen warten.
An dem Platz, an dem wir auf Matthias und Theresa treffen sind wir direkt von einer Insektenwolke umgeben und nehmen wenige Minuten später reiß aus. Der nächste Platz 20 km weiter ist zwar deutlich entspannter, was die Kleintiere angeht, dafür aber ansonsten keine Schönheit. Wir beschließen trotzdem für die Nacht zu bleiben. Matthias und Theresa, die in der Zwischenzeit auch vorbei gekommen sind, suchen noch einen schöneren Standplatz. So trennen sich unsere Wege nach angenehmen Tagen des zusammen Reisens.
Der See hat uns bislang nicht wirklich begeistern können, also probieren wir es mal mit einem seiner Seitentäler. Auf geht es in den Fairytale Canyon!





FAIRYTALE CANYON – märchenhafte Hügelchen


Wobei das Wort „Canyon“ für die Hügel dezent übertrieben ist.
Das hält scharen von Touristen trotzdem nicht davon ab, ihm einen Besuch abzustatten. Auf dem Hauptparkplatz ist es uns zu trubelig, aber ein paar Kurven davor finden wir ein gemütliches Plätzchen in einem trockenem Seitenarm eines Flusses. Von da aus erkunden wir die Gegend. Die Hügel sind in der Tat sehr schön und auch die Touristen verteilen sich schnell in alle Himmelsrichtungen. Das Wandern durch die trockenen Flussläufe ist eine willkommene Abwechslung zum `sich essen lassen` am, ein paar Kilometer entfernten, See. 


 






Es ist erstaunlich, wie unterschiedlich die Natur auf so kurze Entfernung aussehen kann.





ISSYK KOL II – auf ein Neues


Doch auch der See bekommt von uns eine zweite Chance und wir probieren unser Glück an einer sichelförmig in den See ragenden Landzunge, die wir auf der Karte entdeckt haben.
Kurz vorm Ziel ist ein Tor, die Landzunge scheint einem Ruderverein zu gehören, aber das Tor ist offen und wir fahren durch.
Sehr gute Entscheidung, wir können mit dem Bus direkt ans Wasser auf den Kiesstrand fahren, niemand kommt vorbei und will was von einem und ab und zu paddeln mal die Ruderer vorbei und grüßen nett.
Das Wasser ist klar, nicht so kalt und gut zugänglich. Perfekt also, um sogar uns eher mittelintensive Wasserratten zu überzeugen, hier noch einen Tag zu verweilen!



In der Ferne ragen die imposanten Berge in die Höhe, man kann einfach stundenlang dasitzen und die Natur bestaunen.
Doch es wartet auch ein anderes Highlight auf uns, Johannes und Theres (anotheradventure.ws12.de), die wir vor Monaten in Georgien getroffen haben, sind in Karakol!





KARAKOL – Wiedersehen macht Freude!


Also auf zu dem Hostel, bei dem die Beiden mit Theres Bruder und seiner Freundin, die kurzzeitig zu Besuch sind, einquartiert sind.
Johannes und Theres haben mittlerweile Verstärkung durch Mattis bekommen, der das letzte Mal noch im Bauch gediehen ist.
Wir verstehen uns mit den Dreien gleich bestens, bei den vielen gemeinsamen Interessen geht einem nie der Gesprächsstoff aus.
Johannes zeigt uns Abends gleich mal die Vorzüge seines 11Tonners mit komplettem Hausrat und kredenzt uns eine hervorragende selbstgemachte Lasagne aus seinem Ofen.
Tags darauf erkundigen wir zusammen die Stadt, genießen leckeren Cappuccino, eine Nudelsuppe und natürlich die obligatorische In-der-Stadt-Pizza am Abend.


Damit haben wir ausreichend potentielle Energie, um uns am nächsten Tag die 30 Kilometer und 800 Höhenmeter zu einer warmen Quelle mit den Mountainbikes zuzutrauen.
Doch erst einmal geht es um 5(!) Uhr morgens zum Viehmarkt der Stadt.
Heidi steht zwar mit mir auf, bleibt aber mit Theres und Mattis beim Hostel.
Der Markt ist um die Uhrzeit noch nicht mit Touristen bevölkert, dafür stehen Ziegen, Schafe, Kühe, Pferde und ihr Verkäufer stumm und noch müde da und warten, dass der neue Tag hereinbricht. Die Ruhe bei den hunderten an Tieren und Verkäufern, mit der langsam aufgehenden Sonne, erzeugt ein besonderes Flair. Ich stelle mir die gleiche Situation in anderen bereisten Ländern vor, da würden die Verkäufer versuchen, sich gegenseitig zu überschreien, um ihr Vieh feilzubieten. Hier steht jeder einfach da und entweder kommt ein Interessent oder halt nicht, sehr angenehm.





Zurück im Hostel werden die Fahrräder fit gemacht und Johannes, Theres Bruder, seine Freundin und ich brechen auf. Die Hälfte der Strecke geht über Asphalt und ist schnell abgespult. Hier bekommt man mal die Lächerlichkeit unserer Deutschen Abgasdebatte zu riechen. Auch wenn zu befürworten ist, dass neue Autos immer sauberer werden, was die letzte Zeit eher auf dem Papier geschehen ist, so sind die Abgase der Autos hier mit schlechtem Diesel oder kaputten Kat eine ganz andere Liga.
Nach 15 Kilometern fängt der Schotterweg zur Quelle an. Anfangs noch breit und gut zu fahren wird er schnell schlechter, die Steine größer und zum Teil strampeln wir durch ein Bächlein nach oben. Immerhin geben wir wohl ein gutes Motiv für die zahlreichen von oben kommenden Wanderer ab und werden auf zahlreichen Videos verewigt.







Der Weg hat es in sich, bei den Hindernissen verlangen einem die Höhenmeter deutlich mehr Arbeit ab, als wir es uns ausgemalt haben. Doch wie fast immer auf der Reise werden wir oben bestens für die Mühen belohnt. Es offenbart sich mal wieder ein traumhaftes Panorama und auch die heißen Quellen finden wir. Es sind zwei künstlich angelegte Becken, die gleich von uns in Beschlag genommen werden. 


Zum richtigen erfrischen hüpfen wir noch in den Bergbach und dann geht’s auch schon wieder los Richtung Heimat, immerhin ist heute WM Endspiel und ich will noch Käsespätzle kochen. Zurück geht es schnell, auch wenn die riesigen Hindernisse ganz schön in die Arme gehen, obwohl wir alle Fullys fahren.
Hier hat es sich mal wieder absolut gelohnt die Fährräder dabei zu haben und wir können es jedem nur empfehlen!
Als ich in der Küche des Hostels am Spätzleteig rumwerkel staune ich, dass ich die ganze Küche für mich habe. Bis Johannes kommt und mir eröffnet, dass er rausgefunden hat, dass das Spiel um 20:00h statt wie gedacht um 24:00h losgeht. Nunja, ist dann halt so, wir haben nach der Tour mehr Hunger als Spielinteresse und so verpassen wir neben allen Anderen eben auch das Endspiel und genießen stattdessen das Essen und unseren letzten gemeinsamen Abend.
Denn schon am nächsten Tag trennen sich wieder unsere Wege, wir brechen auf Richtung Grenze nach Kasachstan und die anderen fahren in die Berge.
Wir kommen zwar erst recht spät los, aber bei den angenehmen Straßenverhältnissen mit richtigem Teer sind wir optimistisch heute noch über die Grenze zu kommen. Hätte auch fast geklappt, aber als wir in die Berge vor der Grenze kommen, ist es auch schon wieder vorbei mit Asphalt und wir schleichen über unser geliebtes Wellblech. 10Km vor der Grenze wissen wir, dass sie jetzt ganz sicher nicht mehr offen hat. Auch die Natur ruft uns zu 'verweile ohne Eile', was wir direkt in die Tat umsetzten und einen letzten Abend mit Yurten, Pferden und Bachgeplätscher verbringen. 



 
Dieses Land hat uns begeistert, wir werden uns noch lange an die unglaublich vielfältige, schöne Natur und die netten Menschen und Begegnungen erinnern, ein Land, dessen Gäste wir gerne nochmals in Zukunft sein werden.







Kommentare

  1. Ihr beiden Rumtreiber, wie ihr ja schon mitbekommen habt, haben wir nun selbst einen kleinen Reiseblog! Sicher durch euch ein wenig inspiriert, da wir beide immer schon gespannt auf eure neuen interessanten Berichte warten. Unterschiedlicher können die Erfahrungen und Erlebnisse zwischen euch und uns wohl kaum sein. Damit meine ich das Klima, die Flora und Fauna, die Kultur und die Umwelt Gegebenheiten. Aber das Leben ist bunt und so gibt es eben auch die unterschiedlichsten Reisen.
    Mückenschutzmittel könnten wir euch gut leihen, da wir davon auf Anraten der verschiedenen Reiseführer und Informationsblogs viel zu viel mitgenommen haben. Außer unserem Mückennetz, das uns ja auch gut vor anderen kleinen Tieren außer Mücken schützt ��️������������
    Ein weiterer Unterschied ist ja sehr, dass ihr immer euer schönes Zuhause dabeihaben. Wobei ich erstaunt bin, dass wir so gut so lange mit dieser Reiseforum zurechtkommen. Wir freuen uns schon auf unseren Traumfänger, wissen aber auch, dass er uns hier ein Klotz am Bein wäre. So sind wir wesentlich freier und flexibler unterwegs!
    Euch nun noch eine gute und sichere weitere Reise �� und liebe Grüße von uns aus zurzeit noch Lombok ����

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Wahnsinn, das Kommentar ist ja fast so lang wie der Beitrag! Vielen Dank! Wir haben eure berichte auch mit Spannung verfolgt. Leider ist momentan ganz Südasien nicht sehr angenehm mit dem Auto zu bereisen, aber dafür gibt's da ja gute Backpacker infrastuktur! Wie lange seid ihr denn noch unterwegs?! Viele Grüsse aus semei! Heidi und Valentin

      Löschen
    2. Ihr beiden, am 31.07 läuft unser Visum für Indonesien ab. Wir verbringen jetzt die letzten drei Nächte am südwestlichsten Zipfel von Bali. Dann fliegen wir nach Kuala Lumpur und werden gemütlich mit dem Zug Richtung Singapur fahren. Von dort fliegen wir am 6. August über Frankfurt zurück nach Hannover. Euch noch eine tolle Zeit und liebe Grüße von Joachim und mir

      Löschen

Kommentar veröffentlichen