Russland 2

BAIKAL SEE – In Russland ist alles ein wenig größer

Der Grenzübertritt von der Mongolei nach Russland zieht sich in die Länge. Es ist zwar nicht wirklich viel los, aber alles läuft ziemlich ineffektiv und langsam ab. Zum Glück ist uns das Wetter wohlgesonnen und wir werden in der Sonne gebraten. Vom von uns gefürchteten Winter ist hier noch nichts zu spüren.
Als im Niemandsland vor der Russischen Grenze dann auch noch eine Hundemutter mit ihrem kleinen Welpen bei den wartenden Autos vorbeischaut, macht uns die Warterei gar nichts mehr aus und wir verfüttern fleißig unsere Kekse!
Russland empfängt uns wieder mit einwandfreiem Asphaltgold, einer der Gründe, warum wir uns für den Weg über Russland statt einer Durchquerung Kasachstans entschieden haben. Immerhin haben wir auf dem 'kurzen' Weg durch Russland bis nach Georgien 6000km vor uns, die wir in einem Monat hinter uns haben wollen, auf Schnee möchten wir vorerst verzichten.
Ein paar Sehenswürdigkeiten wollen wir uns trotzdem anschauen, eine davon ist der Baikal See, der größte Süßwassersee der Welt. Wir streifen den See jedoch nur leicht im Süden und verzichten auf einen Besuch der Insel Olchon, sie soll sehr touristisch und Wellblech belastet sein, da locken uns doch eher die Klettergebiete in der Nähe des Sees.
Bevor wir dort ankommen, verbringen wir eine Nacht in einem verlassen wirkenden Touristenörtchen am See. Der See ist gigantisch, er wirkt eher wie ein Meer. Auf dem Wasser dümpeln schwimmende Saunen, praktisch, da hat man es nicht weit bis zum Wasser!
Leider ist es außerhalb eben Dieser mittlerweile nicht mehr so heiß, dass man unbedingt ins Wasser springen möchte. Doch kein Grund Trübsal zu blasen, umso besseres Wetter, um eines der Klettergebiete zu besuchen! Zu einigen der in der App gezeigten Gebiete kann ich keinen Anfahrtsweg finden, nicht einmal ein Wanderweg ist eingezeichnet. Zum Glück ist ein für uns attraktives Gebiet in der Nähe unserer Route, also nichts wie hin! Zuerst fahren wir an der Ausfahrt auf unserer nagelneuen Straße vorbei. Erst auf den zweiten Blick entdecken wir Reifenspuren, die zwischen Bäumen im Wald verschwinden. 


Bei dem mittlerweile nicht mehr ganz trockenem Wetter, sind solche Wege mit Vorsicht zu genießen, es fällt nicht allzu schwer, das Auto ein paar Meter neben der Hauptstraße ordentlich im Schlamm zu versenken.
Der Weg sieht spannend aus, aber wir erkennen eine neue Fahrspur, er muss also irgendwie fahrbar sein, endlich bekommen die MT Reifen ordentlich Arbeit. Wir sind froh, dass der Weg unter dem Schlamm mit quer liegenden Holzstämmen befestigt wurde, ansonsten würde man hier versinken. Wir schlagen unser Camp mitten im Wald völlig alleine, nur umgeben von Birken und Pilzen auf, welch eine Idylle! 

 
 
Von dort wandern wir ins Klettergebiet, es liegt traumhaft auf einer Lichtung, hier lassen sich sicherlich schöne Wochenenden verbringen. 

 
Doch wir müssen mit einer Kurzvisite vorlieb nehmen, am nächsten Tag geht es schon weiter nach Irkusk. 
 









IRKUTSK – Auf dem Strich gehen

Die Stadt erobert unser Herz im Sturm!
Beim umher schlendern entdecken wir vor einer Sehenswürdigkeit einen sehr angenehmen Touriguide: Die Stadt hat einen Streifen auf den Boden gemalt, der alle Sehenswürdigkeiten miteinander verbindet und vor diesen mehrsprachige Erläuterungen aufgestellt. 











 



Neben den obligatorischen Statuen und farbenfrohen Kirchen, begeistern uns die vielen alten Holzhäuser. Manche scheinen schief in den Boden zu versinken, andere sehen aus, als würde ihnen bereits mindestens ein halbes Stockwerk fehlen. Sowohl die restaurierten als auch die unrestaurierten Häuser haben ihren Charme, auch wenn man sich bei den Häusern zum Teil kaum vorstellen kann, dass sie noch bewohnt werden können, aber sie werden es. Im Winter sicher kein leichtes Leben für die Bewohner.




















 
 
 
 

 

Nach so einer ausführlichen Stadtbesichtigung ist die Pizza am Abend ein muss! Uns verschlägt es in eine schicke Pizzaria, in der wir Zeuge eines klassischen Kniefall-Heiratsantrages mit Unmengen roter Rosen werden werden dürfen/müssen. Vielleicht nicht der originellste Ort aber das `Ja` unter Tränen wurde ihm dennoch nicht verwehrt.

Am nächsten Morgen schauen wir uns auf dem Weg aus der Stadt noch eine von außen wunderbar bunte Kirche an. Innen wurde leider nicht der gleiche gute Geschmack bei der Farbwahl an den Tag gelegt. So bestaunen wir Innen eher die Besucher, die Kirche ist voll, aber wir sind die einzigen nicht Japaner. Das für Heidelberg gewohnte Szenario, haben wir auf der Reise schon lange nicht mehr erlebt. 









Wir werden dafür im Anschluss von den Angestellten eines Autoteile Ladens bestaunt. Sie können leider nicht den passenden Luftfilter für den Bus besorgen und der nachgemachte Russische ist so unpassend, dass ich ihn gleich da lasse und lieber weiter den alten benutze. Aber die Jungs sind so begeistert, dass sich mal Ausländer in ihren Laden befinden, das sie uns bitten mit der ganzen Crew ein Gruppenfoto vor unseren Auto zu machen.
Das hat uns schon Tags zuvor erstaunt. Auf unserem Rundweg durch die Stadt, schaut uns ein junges Pärchen mit so riesigen staunenden Augen an, dass man sie einfach grüßen muss. Als wir ihnen ein paar Minuten später wieder begegnen schauen sie uns erneut wie Marsmenschen an und fragen schüchtern, woher wir kommen und ob wir ein Foto mit ihnen machen, wohlgemerkt mit unserer Kamera! Uns erschließt sich nicht ganz, wieso das uns bereits öfters auf der Reise passiert ist, sie sehen das Bild ja nie mehr, sind aber überglücklich, das wir einwilligen.
Noch oft erleben wir die angenehme Gastfreundlichkeit in Russland. Man wird nicht aufdringlich nach Selfies gefragt oder x-fach nach Hause eingeladen, sondern zurückhaltend, fast schon schüchtern gegrüßt und aus der Ferne beobachtet und dann traut man sich vielleicht mal ein Wort zu sagen.
So werden wir beispielsweise auf unserer Weiterfahrt an einer Tankstelle mit zwei riesigen Gläsern eingelegter Gurken und Tomaten beschenkt, die hier zahlreich am Straßenrand zum Verkauf angeboten werden, doch statt mit uns ein Gespräch anzufangen, läuft der Schenkende zufrieden zu seinem alten Lada und verschwindet.
Auch wenn unsere Tage nach Irkusk vor allem Fahrend verbracht werden, so kommt trotzdem keine Langeweile auf. Die befürchtete Monotonie der Birkenwälder stellt sich nicht ein. Wir durcheilen das Land zu einer guten Jahreszeit, dem kalten Wetter meistens eine Wagenlänge voraus, können wir beobachten, wie sich das Grün des Waldes langsam in ein buntes Meer aus gelben grünen und roten Blättern verwandelt, bevor sich die Bäume ihrer Blätter entledigen. Auch unsere Stellplätze am Abend sind meistens an Seen in idyllischer Umgebung. Die Trucker Rastplätze suchen wir nur selten auf. Sie bieten zwar Annehmlichkeiten wie eine warme Dusche, doch angenehm schläft es sich bei dem Lärm der Laster nicht. 

 

 




 








NOWOSIBIRSK – Entdeckungen zu Schall und Rauch

Wir kommen gut vorwärts, deshalb beschließen wir in Nowosibirsk einen fahr freien Tag einzulegen. Wir stehen kostenlos auf einem bewachtem Parkplatz an einem Strand, doch leider benötigen wir bei strömendem Regen und Graupel keine Erfrischung im Fluss. Also entscheiden wir spontan den Wonderpark Galileo zu besuchen, eine Mischung aus Mitmach-Museum und Vergnügungspark: Wir können es nur empfehlen!
Die Stunden vergehen wie im Flug mit Physikspielen, Spiegelkabinett und 'Schwerelosraum'. Praktischerweise haben wir mal wieder eine der zahlreichen Zeitzonen durchquert und somit eine Stunde dazugewonnen. Trotzdem muss uns ein Mitarbeiter aus dem Spiegelkabinett raus leiten, von selbst hätten wir es nicht mehr rechtzeitig zur Schließzeit geschafft.













 
 



 
 

 
 







UFA – keine Pizza für Heidi 
 

Am nächsten Tag heißt es wieder: Kilometer machen. Um ein paar hundert ebendieser zu sparen, haben wir uns entschlossen nicht über Jekaterinburg zu fahren. Das bedeutet, dass wir die untere Schnellstraße über Tscheljabinsk nehmen müssen.
Eigentlich wollten wir das vermeiden, da die Stadt in der Nähe von der Kerntechnischen Anlage Majak liegt und die ganze Gegend verstrahlt ist.
Wer noch immer pro Atomkraft ist und wissen will, wie Deutschland bis 2009 (!) günstig ein Endlager für seinen Müll gefunden hat, kann gerne mal hier Urlaub machen und die 100.000 Tonnen Atommüll aus seinem Land in frei herumliegenden Fässern begutachten.
Da die Uralspur, eine Schneise atomarer Strahlung von einem der Unfälle in Majak jedoch eher nach Norden Richtung Jekaterinburg, als nach Tscheljabinsk geht beschließen wir, dass es egal ist, welche Route wir nehmen, Hauptsache wir lassen das Gebiet schnell hinter uns.
Wir richten es so ein, dass wir 250km vor dem Ort übernachten und an einem Tag 500km zurücklegen, statt das 'strahlende' Wetter in Tscheljabinsk zu genießen.
Dafür sind wir schnell in Ufa. Hier wollten wir uns eigentlich zu einem Hostel stellen, können es aber nicht an dem angegebenen Ort finden.
Ich frage zwei Russen mit Oberarmen dicker als meine Unterschenkel, ob sie das Hostel kennen oder wissen, wo wir sicher stehen können. Da laden sie uns ein, im Innenhof zu ihrem Wohnkomplex zu parken, perfekt!
Bisher müssen wir sagen, dass alle von uns in Russland besuchten Städte ihren eigenen Charme haben. Es gibt zwar auch die hässlichen Plattenbauten, doch jede Stadt hat auch sehr schöne Gegenden, die im Sommer sicher noch mehr zum Verweilen einladen würden.








 

Auch in Ufa muss es eine obligatorische Pizza geben. Unser nächster Blog wird: Pizza around the world! ;-)
Wir finden eine schön eingerichtete Hipster Pizzeria in der Nähe. 


Doch selbst in diesem Laden ist man keine ausländischen Gäste gewohnt und die engagierte Bedienung muss erst Übersetzungshilfe holen, als wir uns nach einer vegetarischen Pizza für Heidi erkundigen wollen. Jedes mal wenn die Bedienung zu uns kommt, präsentiert sie uns voller Stolz einen vorher auswendig gelernten englischen Satz. Die Pizza sieht super aus und schmeckt auch so, Heidi jedoch leider nur der erste Bissen. 


Auf der Pizza ist frisches Pesto, wie sich schnell herausstellt mit Erdnüssen. Zum Glück haben wir nach dem ersten Bissen nachgefragt, so gibt es für Heidi Medikamente statt Pizza und für mich dafür gleich zwei Pizzen.
Die Tablette schlägt gut an und uns bleibt ein Besuch im Krankenhaus erspart, so kommen wir mit einem Schrecken davon.
Da schmeckt der Kaffee im Travellers Cafè am nächsten Morgen doch gleich doppelt so gut! 
 

 


 
 
 

Kommentare

  1. Alle Achtung, wie viele Kilometer ihr in letzter Zeit ohne Zwischenfälle zurückgelegt habt und nebenbei noch geklettert seid, Städte besichtigt, eine Technikausstellung besucht .... habt! Mich nerven die langen Autofahrten schon manchmal auf unserer vergleichsweise kurzen Reise. Wir sehen einige Parallelen zu unserer Reise nach Sizilien, nicht nur die guten Pizzen, sondern auch die extremen Gegensätze zwischen wunderschönen restaurierten Häusern und Baudenkmälern einerseits und völlig verfallenen und unbewohnbaren Häusern andererseits, dem üppigen Gold in vielen Kirchen etc.
    Weiterhin gute und sichere Fahrt!

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