ARSHA - endlich klettern beim Kazbek
Georgien
du Sehnsuchtsort, so klein du bist, man muss dir eine ganz eigene
Reise widmen, viele Monate lang...denn dieses kleine Land hat Großes
zu bieten! Beispielsweise große Berge. Die russische Grenze hinter
uns gelassen, werden wir sogleich von einer fantastischen Kulisse
empfangen. Die Region Stephansminda und die dazugehörige Kleinstadt
haben sich auf den immer größer werdenden Andrang der Touristen
eingestellt und so schießen neben den traditionellen kleinen Häusern
auch Guesthouses, Hostels, Tourismuszentren und Richtung ….
wachsen sogar große Spa`s, Skiresorts und noble Hotels aus dem
Boden. In den nächsten Jahren wird diese Region sicherlich zu einer
Art georgischem Kitzbühl.
Im
ersten Gemüseladen kann ich meine Euphorie kaum im Zaum halten und
packe unsere Einkaufsbeutel mit allerlei Buntem voll. Man muss dazu
sagen, die Vielfalt und Qualität an Gemüse und Obst, die man in
Europa als selbstverständlich erachtet, ist auf unserer Reise zur
Besonderheit geworden. Häufig beschränke sich unsere Auswahl auf
Kartoffeln und Zwiebeln, die Möhren die auf den Märkten erhältlich
waren, verarbeiteten sich dort schon häufig selbst zu Möhrensäften
oder waren bereits so verschrumpelt, dass man sie wie Gummi biegen
konnte. Auf Weißkohl haben wir häufig zurückgegriffen, wenn es
welchen gab, denn dieser hält sich erstaunlich lange und man kann
sich notfalls noch zum knackigen Kern vorarbeiten. Nicht selten gab
es Erbsen aus der Dose, gerade in Tajikistan und der Mongolei war an
Obst kaum zu denken. Auf Zucchini und Gurken haben wir freiwillig
verzichtet wenn es welche gab, da diese fürchterlich muffig oder
stellenweise sogar nach Chlor schmeckten. In Georgien aber stehen wir
nun in einem kleinen Lädchen, dass für mich ein Paradies ist und so
bestücken wir unsere Vorratsfächer mit zahlreichen
Vitaminlieferanten und freuen uns aufs Kochen in den nächsten Tagen.
Unser
Stellplatz am Kletterfels liegt etwas außerhalb und so hören wir
nur in der Ferne, wie drei vier Mal am Tag die Helikopter ausrücken.
Als wir dort ankommen, dämmert es bereits und die sowieso schon
frostigen Temperaturen fallen weiter, sodass wir uns langsam fragen,
ob wir nicht schon wieder zu spät am Kazbek sind, um unser
Klettervorhaben umsetzen zu können. Die Nacht verbringen wir
jedenfalls in Merinounterwäsche, dickem Pullover und wärmender
Kopfbedeckung unter der Bettdecke, während wir unseren nebeligen
Atem in die kalte Luft schnaufen.
Am
nächsten Morgen kommt die erhoffte Sonne heraus, die in der Höhe
eine kräftige Wirkung hat und so wird nach einigen Heißgetränken
klar, dass wir die Kletterrucksäcke mit Proviant bestücken. Am
Morgen haben wir noch neue Nachbarn bekommen, Stephanie und Leigh aus
Frankreich und Australien haben sich mit ihrem Landrover zu uns
gesellt und scheinen sich schon am Fels zu vergnügen.Die Beiden betrieben einen Vlog auf Youtube und sind zusätzlich unter "GrizzlyNbear Overland" auf Instagram und Facebook zu finden.
Oben
bei ihnen angelangt verquatschen wir uns erst einmal und hätten
sicherlich auch so den Tag verbringen können, die Beiden sind super
sympathisch und die Chemie stimmt, aber wir sind ja schließlich zum
Klettern hier und das wird dann auch erledigt. GPS 42.629692, 44.607929
Am
Nachmittag wird es schon wieder deutlich frischer und Valentin und
ich müssen uns etwas zwingen, von unserer Außendusche Gebrauch zu
machen. Was in den wärmeren Ländern unproblematisch war, erfordert
hier eine richtige Atemtechnik: das kalte Wasser aus unseren
Kanistern. An Füßen und Händen schmerzt es etwas und wir ziehen
uns nach der Körperpflege erst einmal zu einem warmen Tee in den
Roten zurück. Leigh und Steph ergeht es nicht anders und so können
wir uns alle trotz dicker Daunenjacken nicht aufraffen, uns zu einer
netten Runde zusammen zu finden.
Als
wir am nächsten Tag losziehen, um noch mehr Routen zu testen ist
Leigh bereits am Fels und inspiziert eine neue Linie, die er zu
bolten plant. Der Umlenker ist bereits im Fels als er eine Pause
einlegt, mangels Hilti ist er auf Handarbeit angewiesen die weitaus
mehr Zeit und Kraft in Anspruch nimmt.
Am
Nachmittag nehmen wir leider schon wieder Abschied, wir möchten die
Nacht gerne ein paar Höhenmeter niedriger verbringen.
Und
so schlängeln wir uns in der Dämmerung die Serpentinen herunter,
staunen über die Landschaft, für die wir jedes Mal zu wenig Zeit
mitbringen und die bei Sonnenlicht sicherlich nochmal atemberaubender
ist.
Wir
fahren auf die nächste Kurve zu und plötzlich höre ich aus
Valentins Mund nur ein „Scheiße!“, er fährt augenblicklich an
den Rand und zieht vor der Kurve die Handbremse. Als ich in sein
weißes Gesicht hineinfrage, was den los sei, verstehe ich seine
Blässe. „Die Bremse ist gerade durchgerutscht.“ Ja, da kann man
schon mal einen Schreck bekommen, bei der Neigung und so kurz vor der
Kurven, dennoch hat Valentin astrein und zügig reagiert und so
stehen wir nun erst einmal da, mit überhitzen Bremsen am
Straßenrand. Ich befülle unsere Wasserflaschen im Wechsel mit
Wasser und plötzlich ist es ganz gut, dass dieses so eisig
temperiert ist. Als noch bei der zehnten Wasserladung in die Bremsen
dichte Dampfwolken aufsteigen und es laut zischt, wiederholen wir die
Vorgänge so lange, bis das Bremspedal langsam wieder hochkommt. Doch
bei Fortschreitender Dunkelheit und immer enger werdenden Serpentinen
wollen wir kein Risiko eingehen und nerven die anderen
Verkehrsteilnehmer sicherlich ein wenig, als wir im ersten Gang ins
Tal zuckeln...Safety first!
KUTAISI
– Alljährlich weckt das Murmeltier
Als
wir am darauffolgenden Fahrtag wenige Kilometer vor Kutaisi, auf
einer großen Wiese unser Nachtlager aufschlagen, hätte wirklich
niemand ahnen können, dass wir den Schlüssel noch einmal ins
Zündschloss stecken müssen. Nachdem wir zu Abend gegessen hatten,
machen wir uns daran uns zum Einschlafen noch gegenseitig aus einem
Buch vorzulesen, als ich plötzlich eine Autotür neben uns
zuschlagen höre. Kurz darauf vernehmen wir schon ein lautes Tock
Tock Tock an unserer Fahrertür und ich lunse erst einmal vorsichtig
durch einen Schlitz in den Gardinen, um zu entscheiden, ob wir
überhaupt öffnen möchten. Da zeigt sich mir ein bekanntes Bild,
nämlich Blau Rot blinkende Lichter auf einem Wagen. Nee oder?
Wer
unseren Bericht vor einem Jahr zu der Stadt Kutaisi gelesen hat, wird
sich an dieser Stelle wahrscheinlich ebenfalls fragen: Beginnt nur
wieder das alte Schlafplatzspiel? Und es sei gesagt: Ja, wenn auch in
abgemildeter Form. Die beiden Uniformierten sind besorgt um uns,
erklären hier könnten wir nicht bleiben und schon fahren wir erneut
in blickender Polizeieskorte in die Stadt hinein, bis wir an einer
Tankstelle Halt machen und der Beamte uns einen Stellplatz direkt vor
einer Überwachungskamera zuweist. Na dann, Gute Nacht!
Den
nächsten Tag verbringen wir dann, nach langer Zeit mal wieder, in
einer Werkstatt. Wir haben unsere Campingbatterie etwas
überstrapaziert in der letzten Zeit und dann auch noch verspätet
eine Neue eingebaut, sodass die Lichtmaschine einen kleinen Schaden
genommen hat und daher können wir euch leider nur Kutaisi bei Nacht
präsentieren, da wir erst im Dunkeln Kachapuri essend, durch die
Straßen gebummelt sind. Denn Schlafplatz für die Nacht haben wir
diesmal in weiser Voraussicht etwas klüger gewählt und wir parkten
den Roten einfach direkt neben dem Polizeirevier in der Innenstadt.
Die Nacht verlief also ohne weitere Zwischenfälle ;)
Am
nächsten Tag begrabbeln wir dann noch den Kletterfels, der quasi
mitten in der Stadt liegt, um die zwei Kachapuris vom Vorabend
irgendwie wieder wett zu machen. GPS 42.2762, 42.706334
Uns war nach der unfassbaren Menge
an Käse mindestens genauso unfassbar übel...aber lecker sind die
Käseklumpen in etwas Teig gebacken dennoch.
Also
besorgen wir uns von unseren letzten Lari nochmal zwei für die Fahrt
und dann gilt es auch schon wieder Abschied zu nehmen...ab in die
Türkei geht es nun für uns!
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